Arte zeigt neuen Film über Václav Havel

Václav Havel (Foto: Ondřej Němec, Archiv der Václav-Havel-Bibliothek)

Für viele Tschechen ist Havel derjenige, der ihnen die Freiheit gebracht hat. Václav Havel stellt hierzulande auch noch nach seinem Tod ein moralisches Gewissen dar. In diesem Jahr drehte Regisseurin Andrea Sedláčková einen biografischen Film über den Dissidenten, Dramatiker und Präsidenten. Der Dokumentarfilm „Václav Havel, ein freier Mensch“ hat seine Weltpremiere am Sonntagabend bei Arte.

Václav Havel  (Foto: Ondřej Němec,  Archiv der Václav-Havel-Bibliothek)
Der neue Dokumentarfilm über Václav Havel entstand im Auftrag des Senders Arte in Koproduktion mit dem Tschechischen Fernsehen. Darum habe man sie wahrscheinlich angesprochen, sagt Regisseurin Andrea Sedláčková, die 25 Jahre lang in Frankreich lebt.

„Ich habe doch ein bisschen Abstand vom Geschehen in Tschechien. Im Ausland wissen viele, dass Václav Havel Dissident, Dramatiker und Präsident war. Aber das ist meistens alles.“

Andrea Sedláčková entschied sich, einen biografischen Film zu drehen, denn bisher gab es keinen derartigen Film. Zudem wollte sie das Schicksal von Václav Havel von der Geburt bis zu seinem Tod schildern.

Andrea Sedláčková  (Foto: Falcon)
„Ich hatte die Vorstellung, dass der Film eine Art Fortsetzung des Buchs ´Fernverhör` ist. Das Buch entstand in den 1980er Jahren aufgrund von Gesprächen, die der Journalist Karel Hvížďala mit Václav Havel führte. Havel erzählt dort über sein Leben. Mich hat das Buch sehr stark beeinflusst, als ich es vor der Wende gelesen habe.“

Zwar traf die Regisseurin Sedláčková Havel einige Mal, aber ihre persönlichen Erlebnisse nutzte sie im Film nicht. Sie sagt aber, Havel sei für sie immer ein Held und ein Vorbild gewesen:

Foto: Archiv von Ivan Havel,  Václav-Havel-Bibliothek
„Er hat uns allen Freiheit gebracht. Kann sein, dass wir die Freiheit auch ohne ihn gehabt hätten. Aber ich denke, dass er uns moralische Kriterien vorgab, nach denen sich ein Teil der Bevölkerung immer noch richtet. Der Film ist durchaus subjektiv, ich wollte, dass es mein Blick auf Václav Havel ist. Aber ich wollte natürlich, dass alle historischen Einzelheiten richtig dargestellt werden. Es handelt sich aber nur um eine Auswahl aus dem Leben von Václav Havel, denn es ist unmöglich, alles aus seinem dramatischen Leben in nur 70 Minuten zu erzählen.“

Foto: Ondřej Němec,  Archiv der Václav-Havel-Bibliothek
Dank sorgfältigen Recherchen in den Archiven hatte die Regisseurin 600 Stunden Filmmaterial zur Verfügung. Viele der Aufnahmen wurden jetzt überhaupt zum ersten Mal in einem Dokumentarfilm benutzt. Dazu gehören Aufnahmen aus dem Album von Familie Havel oder aus dem Archiv von Havels Freund, dem Regisseur Andrej Krob.

Sedláčková schildert Havels Leben wirklich von der Wiege bis zum Tod. Havel als Sohn aus einer gut situierten und bekannten Familie gerät infolge historischer Ereignisse in das Proletariat. Er steigt als begabter Dramatiker jedoch auf. Bald wird er zum Dissidenten, in der Opposition kämpft er für seine moralischen Prinzipien. Er initiiert mit der Unterstützung der schweigenden Mehrheit die historische Wende von 1989 und wird zum Staatsoberhaupt. Zu Hause sowie in der Welt wird er anerkannt und geschätzt. Nach den Aufenthalten im Gefängnis hat Havel eine geschwächte Gesundheit und stirbt in einem Alter, in dem andere noch voller Kraft sind. Sein Begräbnis wird zum Ereignis von Weltbedeutung. So sieht das Porträt von Václav Havel aus, das Andrea Sedláčková den Zuschauern zeigt. Der Film hat eine starke Wirkung und ist durchaus emotional.

Der Film „Václav Havel, ein freier Mensch“ hat am Sonntagabend bei Arte Weltpremiere. In den tschechischen Kinos wird er ab 20. November gezeigt.