Armeegeneral Petr Pavel aussichtsreicher Kandidat für hohes Nato-Amt

Petr Pavel (Foto: ČTK)

Die Tschechische Republik ist seit 15 Jahren Mitglied der Nato. Seitdem haben tschechische Soldaten bei internationalen Einsätzen und Friedensmissionen eine aktive Rolle gespielt und sich viel Kredit erworben. Und dieser Kredit könnte schon bald honoriert werden, denn der Oberbefehlshaber des Generalstabes der Tschechischen Armee, Petr Pavel, gilt als aussichtsreicher Kandidat für ein hohes Nato-Amt.

Petr Pavel  (Foto: ČTK)
Am Montag wurde es ganz offiziell: Die Regierung in Prag hat bei ihrer Sitzung die Kandidatur von Armeegeneral Petr Pavel für den Chefposten des Nato-Militärausschusses befürwortet. Und dies kommt nicht von ungefähr. Verteidigungsminister Martin Stropnický:

„Armeegeneral Petr Pavel hat eine sehr solide Chance auf eine erfolgreiche Kandidatur. Diese Chance würde ich mit 70 Prozent einstufen.“

Petr Pavel gibt sich indes eher zurückhaltend, womöglich vor dem Höhepunkt seiner militärischen Karriere zu stehen:

Foto: Jan Černý,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Für mich persönlich ist schon die Kandidatur eine große Ehre. Der von mir angestrebte Nato-Posten ist schließlich das wirklich Höchste, was ein Soldat aus unseren Breiten erreichen kann.“

In der Tat, die Funktion des Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses gilt als der wichtigste Posten, den die Nato gleich nach dem des Generalsekretärs zu vergeben hat. Und der Chef des Ausschusses ist zugleich der erste militärische Berater des Generalsekretärs. Ob Pavel diese Funktion tatsächlich für drei Jahre bekleiden wird, entscheiden die Ausschussmitglieder am 20. September in geheimer Abstimmung.

Königliches Institut für Verteidigungsstudien in London  (Foto: Google Street View)
Für eine Wahl des tschechischen Armeegenerals sprechen mehrere Gesichtspunkte. Da wäre zunächst seine gute internationale Ausbildung, denn Pavel hat unter anderem am Königlichen Institut für Verteidigungsstudien in London studiert. Nicht minder beeindruckend sind seine vielen internationalen Einsätze. Hierbei machte Pavel besonders zu Beginn der 1990er Jahre im ehemaligen Jugoslawien im Rahmen der Mission Unprofor auf sich aufmerksam. Als Kommandeur einer tschechischen Einheit sorgte er dafür, dass die vom Heer der Nato-Schutztruppe abgeschnittenen französischen Soldaten aus einer brenzligen Situation befreit wurden. Pavel erinnert sich:

„Es handelte sich im Wesentlichen um drei Aktionen, die wir an drei Tagen durchgeführt haben. Am ersten Tag haben wir 36 französische Soldaten aus der Klemme geholfen, zwei von ihnen wurden leider durch Minenwerfer-Salven getötet.“

Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
Ohne den Einsatz der von Pavel befehligten tschechischen Soldaten aber wären die Verluste auf französischer Seite vermutlich noch viel größer gewesen. So sahen es jedenfalls die führenden Staatsmänner Frankreichs, die Petr Pavel mit zwei nationalen Auszeichnungen bedachten: dem Militärverdienstkreuz und dem Nationalverdienstorden. Diese beiden Ehrungen bedeuten Pavel weiterhin sehr viel:

„Bis heute halte ich diese Auszeichnungen als die für mich emotionalsten Ehrungen.“

Miloš Zeman  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Möglicherweise aber kommt für den 52-Jährigen in knapp zwei Monaten schon ein weiterer emotionaler Höhepunkt hinzu, sollte er zum Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses gewählt werden. Ein Aufstieg, der der Tschechischen Republik allerdings auch einiges kosten wird, denn den organisatorischen Betrieb des Ausschusses muss ausschließlich das „Herkunftsland“ seines Chefs bezahlen. Hierzulande rechnet man mit Ausgaben von etwa 3,3 Millionen Euro. Nichtsdestotrotz unterstützt auch Staatspräsident Miloš Zeman die Kandidatur von Pavel. Das aber auch mit einem weinenden Auge:

„Natürlich werde ich es bedauern, wenn er dadurch aufhört, Oberbefehlshaber des Generalstabs der Tschechischen Armee zu sein.“