Architekten für ein neues Prag: Der Hauptstadt fehlt Zukunftskonzept

Prag - Anděl

Der Hauptstadt Prag fehle ein Konzept für die weitere Entwicklung. Das findet eine Gruppe von renommierten tschechischen Architekten, Architekturhistorikern und Stadtplanern. Sie initiierten einen Aufruf mit dem Titel „Für ein neues Prag“. Die Unterzeichner fordern die Prager Politiker zum Dialog über die Zukunft von Prag auf. Ihre Vorschläge haben die Architekten am Donnerstag vorgestellt.

Die bisherige Entwicklung Prags richtet sich trotz sämtlicher Proklamationen vorwiegend nach den kurzfristigen und individuellen Interessen eines Teils der politischen Vertreter der Stadt. Das meinen die Architekten von der neuen Bürgerinitiative. Da es in der Stadt an Regeln für die Stadtplaner und Architekten mangele, hätten die Prager das Gefühl, dass alles möglich und zugleich nichts durchsetzbar sei, heißt es in der Erklärung der Architekten, die sie dem Prager Stadtrat übermittelt haben.



Alena Šrámková  (Foto: ČTK)
„Ich meine, dass jede Änderung in der Zusammenarbeit mit den Kommunalpolitikern in diesem Bereich gut wäre. Es scheint, dass sie uns, Architekten und Stadtbewohner, vollständig ignorieren. Schlimm ist, wie Prag verunstaltet wird. Das tut mir leid“, sagt die anerkannte tschechische Architektin Alena Šrámková.

Das Ziel der Initiative, der sie sich angeschlossen hat, ist es, eine Debatte über die Rolle der Hauptstadt und deren Ziele anzuregen. Es gehe auch darum, die Stellung Prags im europäischen Kontext zu definieren, meint der Architekt und Hochschulpädagoge Miroslav Masák:

Miroslav Masák  (Foto: ČTK)
„Mich stört, dass wir während der letzten 20 Jahre nicht imstande waren, zu sagten, wie Prag aussehen soll. Wir waren nicht in der Lage, die Vision des weiteren Aufschwungs der Hauptstadt zu formulieren. Inspirieren könnten wir uns bei Karl IV., denn seine Vorstellung über die Entwicklung der Stadt überlebte ohne bedeutende Änderungen 500 Jahre lang.“

Inspirierend findet Architekt Masák nicht nur Karl IV. und dessen Vision, sondern beispielsweise auch die Stadtplanung in Hradec Králové / Königgrätz unter dessen langjährigem Oberbürgermeister František Ulrich. Dieser arbeitete kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit Architekt Josef Gočár zusammen.



Eva Jiřičná
In der Erklärung der unzufriedenen Prager Architekten wird zudem daran erinnert, dass die Bürger eher lethargisch geworden sind. Der Grund dafür sei, so die Architekten, der Korruptionsverdacht, der die Entstehung mehrerer neuer Baukomplexe in Prag begleitet hat. Prag sei zu einem ungesunden Organismus geworden, anstatt eine moderne und pulsierende Stadt zu sein, so die kritischen Experten.

Die Bürgerinitiative „Für ein neues Prag“ wird unter anderem von der international bekannten Architektin Eva Jiřičná, dem Architekturhistoriker Zdeněk Lukeš, dem erfolgreichen jungen Designer Maxim Velčovský sowie der Chansonsängerin Hana Hegerová unterstützt.