Anna - das Rätselraten um ihre (erfundene?) Existenz geht weiter

Barbora Skrlova a Anna (Foto: MF Dnes, 23.5.2007)

Das Rätselraten um die Existenz von Anna beschäftigt nun schon seit zwei Wochen die Polizei, die Medien und die Öffentlichkeit. Radio Prag hat bereits mehrmals über den Fall berichtet. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse in dieser Geschichte.

Immer mehr Details über den Fall Anna werden bekannt. Klarheit gibt es trotzdem nicht. Fassen wir noch einmal kurz die wichtigsten Ereignisse zusammen: Die Polizei verhaftet am 7. Mai Klara Mauerova, die verdächtigt wird, ihren 8-jährigen Sohn Ondra misshandelt zu haben. Ondra, sein Bruder und die 13-jährige Anna werden in das Brünner Kinderheim Klokanek gebracht. Nach zwei Tagen verschwindet Anna von dort. Katerina Mauerova, die Schwester der verhafteten Mutter, sagt bei der Polizei aus, dass Anna nicht existiere und in Wirklichkeit ihre 32-jährige Arbeitskollegin Barbora Skrlova sei. Die Identität von Anna sei für Barbora Skrlova erfunden worden. Durch DNA-Proben bestätigt sich diese Version. In dem Kinderheim merkte offenbar niemand, dass es sich nicht um ein 13-jähriges Mädchen sondern um eine 32-jährige Frau handelte. Marie Vodickova vom Fonds für bedrohte Kinder, der das Heim betreibt, sagt dazu:

"Unsere Kollegen haben uns direkt gesagt, dass das Mädchen nicht wie eine Dreizehnjährige aussieht. Aber sie hatte die ganze Zeit ihren Bären vor dem Gesicht und den Hut ins Gesicht gezogen. Sie wollte sich auch nicht untersuchen lassen. Hundertprozentig konnte das Alter niemand von uns schätzen."

Barbora Skrlova  (Foto: CTK)
Klara Mauerova hatte im November letzten Jahres das Sorgerecht und eine Identität für das Mädchen beantragt, das seit 2004 bei ihr lebte und vorher angeblich als Findelkind bei der Oma aufgewachsen war. Am 26. März dieses Jahres sprach ein Gericht in Brünn Klara Mauerova das Sorgerecht zu. Nun scheint immer wahrscheinlicher zu werden, dass Anna nie existiert hat. Klara Mauerova hatte zur Anerkennung des Sorgerechts vor Gericht offenbar die Tochter des Brünner Schauspielers Viktor Skala als Anna ausgegeben. Zur Festlegung der Identität Anna musste dem Gericht nämlich eine DNA-Probe übergeben werden. Diese stammte, wie sich nun gezeigt hat, von einer der drei Töchter Skalas. Das hat der Schauspieler gegenüber der Zeitung "Lidove Noviny" bestätigt. Er und seine Frau hätten davon aber nichts gewusst. Dass seine elfjährige Tochter am 26. März vor dem Gericht erschienen ist, um sich als Anna auszugeben, schließt Skala aus, weil seine Töchter krank zu Hause gewesen seien. Interessant ist aber, dass Viktor Skalas Frau Zuzana als externe Erzieherin ebenfalls für das Kinderheim Paprsek arbeitet, in dem auch Katerina Mauerova und Barbora Skrlova tätig waren.

Wer nun Ende März vor Gericht erschienen ist, um die Rolle der Anna zu spielen ist unklar. Sicher ist nur, dass auf dem Foto, das durch die Medien ging und angeblich die 13-jährige Anna zeigt, jemand anderes zu sehen ist. Jaroslava Rezova ist die Richterin, die das Sorgerecht Klara Mauerova zugesprochen hat:

"Die Person auf dem Foto ist eine andere als die, die im Verhandlungssaal war", so Rezova.

Die entscheidende Frage, warum für Barbora Skrlova die Identität eines 13-jährigen Mädchens geschaffen werden sollte, lässt sich noch nicht beantworten. Alle drei Familien, Mauerova, Skrlova und Skala verbindet offenbar die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe, die Mitte der neunziger Jahre aus der Gralsbewegung hervorgegangen ist. Josef Skrla, der Vater von Barbora Skrlova soll diese Gruppe führen, der auch der Schauspieler Viktor Skala angehören soll. Nach Barbora Skrlova fahndet die Polizei und auch ihr Vater ist nicht auffindbar.

In den Medien tauchte am Wochenende die Theorie auf, dass eine Verwandlung von Barbora Skrlova in ein Kind zur Entstehung eines neuen Wesens, einer neuen Gottheit führen sollte. Die Polizei hat sich dazu offiziell noch nicht geäußert.