Am Anfang war das Knarzen – 25 Jahre Internet in Tschechien

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Wir surfen mit dem Smartphone im Internet, wir kaufen bei Online-Shops oder schauen uns Videos am PC an. All das muss 1992 noch wie reine Utopie geklungen haben. Am 13. Februar eben dieses Jahres wurde die Tschechoslowakei, und damit auch das heutige Tschechien, der insgesamt 39. Staat der Welt mit Internet-Anschluss.

Jan Gruntorád  (Foto: ČT24)
Analog wählte man sich damals übers Modem ins Netz ein. Jan Gruntorád erinnert sich noch gut an das charakteristische Piepen und Knarzen. Er gilt als Vater des Internets hierzulande und leitet den Forschungsverband Cesnet:

„Damals wurde für die Datenübertragung vor allem das Telefonnetz verwendet. Das heißt, dass die Nullen und Einsen in Töne unterschiedlicher Höhe umgewandelt wurden. Das wurde über die Telefonleitung wie die menschliche Stimme übertragen, und man konnte dies mithören.“

Auch die erste feste Internetleitung der Tschechoslowakei lief über das Telefonnetz. Sie verband vor 25 Jahren die Prager Technische Hochschule mit der Johannes-Kepler-Universität im österreichischen Linz. Damals geschah dies über einen IBM-Computer. Die Vorbereitungen zogen sich aber in die Länge.

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„Für eine stabile Internetverbindung braucht man einen Netzwerkrouter. Die Einfuhr eines solchen Routers aus den USA dauerte allerdings ein halbes Jahr. Wir mussten gegenüber den amerikanischen Behörden erklären, dass das Gerät nur am genannten Ort eingesetzt wird und wir es weder zur Entwicklung von atomaren noch von chemischen Waffen nutzen werden“, so Jan Gruntorád.

Nach der ersten erfolgreichen Internetverbindung waren zunächst vor allem Forschungsinstitutionen an der neuen Technik interessiert.

„Die Vision, dass man Internet auch zu Hause haben werde, hatten wir damals nicht. Das wäre auch technisch nicht möglich gewesen. Das gesamte Potenzial für die Nutzung haben wir damals nicht erkannt – zumindest ich nicht.“

Zu Anfang dient das Internet vor allem für den E-Mail-Verkehr. Bereits 1994 aber kommt auch Tschechien ans World Wide Web. Bereits ein Jahr später entsteht hierzulande die bis heute erfolgreiche Suchmaschine Seznam. Aber es fehlt noch an Content. Internet-Pionier Gruntorád:

„Wir haben die Menschen in den Städten aufgefordert, mit den Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften zu verhandeln, damit diese ihr Angebot auch per Internet zugänglich machen. Das heißt, das Internet hat sich auch deswegen verbreitet, weil es dort immer mehr Informationen gab.“

Patrick Zandl  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Eines der ersten tschechischen Medien im Internet – wenn nicht überhaupt das erste – wird dann Radio Prag, und zwar bereits 1994. In der tschechischen Hauptstadt entsteht ein Jahr später auch das erste Internetcafé im ehemaligen Ostblock. Im zeitgenössischen Fernsehbericht klingt das damals so:

„Eine Stunde am Computer kostet 100 Kronen, dazu kann man etwas aus einem breiten Angebot an Essen und Trinken bestellen. Die Stammgäste hier sind zu 90 Prozent Ausländer, vor allem Amerikaner.“

Doch der Preis für die Internetverbindung ist anfangs hoch. Manche kommerziellen Anbieter rechnen im Minutentakt ab. 1998 entsteht daher die Initiative „Internet gegen das Monopol“, deren Mitbegründer Patrick Zandl stammt aus München. Mit Unterstützung der Medien wird erreicht, dass der Internet- vom Telefontarif abgekoppelt wird.

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Wenige Jahre später kommt es zum nächsten Kampf – und zwar um die Datenlimits beim Hochgeschwindigkeits-Internet. 2008 müssen die Anbieter dem öffentlichen Druck nachgeben. Heute scheint sich die ganze Sache zu wiederholen – im Mittelpunkt stehen die Preise und Datenpakete beim Internet fürs Smartphone.