AKW Temelin wurde nach zwei Jahren die Bauabnahme erteilt

AKW Temelin (Foto: CTK)

Erst jetzt, sechs Jahre nach der Inbetriebnahme, wurde dem südböhmischen Atomkraftwerk Temelin die offizielle Bauabnahme erteilt. Das schriftliche Dokument dazu, das am Montag in Kraft getreten ist, hat das südböhmische Landkreisamt am Freitag ausgestellt. Diese späte Bewilligung für einen Bau, der schon längst dem Zweck der Energiegewinnung zugeführt wurde, wirft natürlich Fragen auf. Hören Sie dazu einen Bericht von Lothar Martin.

AKW Temelin  (Foto: CTK)
Der Prozess der Bauabnahme des südböhmischen Atommeilers wurde vor zwei Jahren begonnen. Vor einem Jahr erhielt der erste Reaktorblock die entsprechende Bewilligung. Gegen diese Entscheidung hatten drei Bürgervereinigungen beim Ministerium für Regionalentwicklung Berufung eingelegt. Das Ministerium lehnte jedoch ihre Eingaben als unbegründet ab. Weshalb, dazu erklärte der Sprecher des Atomkraftwerks, Milan Nebesar:

"Weil sie nicht Teilnehmer des Verfahrens der Bauabnahme zu sein haben. Nach Paragraf 126 des Baugesetzes ist nämlich der einzig Verantwortliche in Fragen der baulichen Ausführung, des Schutzes von Leben und Gesundheit der Bürger, des Umweltschutzes, der Arbeitssicherheit und von technischen Lösungen das Bauamt selbst einschließlich der zuständigen Organe der Staatsverwaltung."

AKW Temelin  (Foto: CTK)
Die am Freitag endgültig getroffene Entscheidung, den Bau des AKW in seiner jetzigen Form als anstandslos freizugeben, hat auf Seiten der Republik Österreich für große Empörung gesorgt. Berichten der Agentur APA zufolge betrachten die österreichischen Politiker die Bauabnahme als klaren Verstoß gegen das Melker Abkommen. Daher erwäge Österreich, so der überwiegende Tenor, auf internationalem Parkett Anklage gegen die Tschechische Republik zu erheben. In diesem Zusammenhang verweist die österreichische Seite darauf, dass laut dem Melker Abkommen erst alle noch vorhandenen Sicherheitsmängel beseitigt werden müssten, bevor die Bauabnahme erteilt werden könne. Die tschechische Seite wiederum, die auf die Einhaltung ihrer Legislative pocht, hält sich zu Gute, dass - entgegen anders lautender Berichte - vom AKW Temelin bisher keine negativen Einflüsse ausgegangen seien. Zu den eventuellen gesundheitlichen Beeinträchtigungen nahm Professor Jaroslav Kotulan vom Forschungsinstitut für präventive Medizin an der Medizinischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brno / Brünn Stellung:

Happening der Atomgegner  (Foto: CTK)
"Wir verfolgen den Gesundheitszustand der Einwohner in dieser Region schon seit 1992, und zwar deshalb, um ihn auch vergleichen zu können mit der Zeit, bevor Temelin in Betrieb genommen wurde. Wir überprüfen dabei einige Dutzend Parameter zur Einschätzung der Gesundheitsmerkmale, aber in keinem davon haben wir bisher auch nur Anzeichen für einen negativen Einfluss des Atomkraftwerks Temelin gefunden. Und das weder in Bezug auf die körperliche Gesundheit noch auf die psychische Verfassung der hiesigen Anwohner."

Anhand des tschechischen Atomgesetzes hat das AKW Temelin im Herbst 2004 seinen Probebetrieb beendet und danach von der Staatlichen Behörde für atomare Sicherheit die Erlaubnis zur vollen Inbetriebnahme erhalten. Das Dokument erlaubt es dem Kraftwerk zehn Jahre lang nach dem Einsetzen der Kernreaktion, den Betrieb zur Energieerzeugung durchzuführen. Danach muss es eine erneute Genehmigung erhalten. Für den ersten Reaktor wird diese Genehmigung im Jahr 2010 und für den zweiten Reaktor im Jahr 2012 fällig.