Agrarboss Veleba zum Dioxin-Skandal: Ich würde Grenzen in der EU schließen lassen

Der Dioxin-Skandal in Deutschland hat auch in Tschechien für gewisse Beunruhigung gesorgt. Seit Mittwoch führen die beiden großen Kontrollämter, das Staatliche Veterinäramt und die Staatliche Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion, intensive Präventivkontrollen bei Eiern und Fleisch von deutscher Herkunft durch. Der Präsident der Agrarkammer, Jan Veleba, hat indes ein vorläufiges Einfuhrverbot von Eiern und Schweinefleisch aus Deutschland gefordert.

Jan Veleba  (Foto: ČTK)
Der vermutliche Verursacher des Dioxin-Skandals, ein Tierfuttermittel-Hersteller aus Schleswig-Holstein, hat sein Domizil über 600 Kilometer von Tschechien entfernt. Doch wegen des EU-weit grenzenlosen Vertriebs von Lebensmitteln ist man in Tschechien besorgt, dass mit Dioxin verseuchte tierische Produkte auch hierzulande auftauchen könnten. Agrarkammer-Chef Veleba stimmt daher den verstärkten Kontrollen zu:

„Momentan müssen wir uns aufraffen und - wenn möglich - so gut wie alle Lebensmittel kontrollieren, die aus Deutschland kommen. Das ist nötig, auch wenn ich jetzt nicht weiß, wie viele Eier wir aus Deutschland einführen. Schweinefleisch aber importieren wir bereits in großen Mengen. Im vergangenen Jahr waren es an die 200.000 Tonnen, von denen mehr als die Hälfte aus Deutschland kam.“

Jindřich Pokora
Wie der Direktor der Kontrollabteilung der Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion, Jindřich Pokora, bestätigte, würden die Kontrollen vor allem im Einzelhandel durchgeführt. Er äußerte sich optimistisch:

„Die Ergebnisse der Kontrollen sind noch nicht bekannt, sie sollten aber bis zum 10. Januar vorliegen. Wir rechnen jedoch nicht damit, dass wir in der Nahrung eine erhöhte Dioxin-Konzentration finden.“

Solange aber keine Gewissheit darüber bestehe, dass mit Dioxin verseuchte Lebensmittel nicht auch nach Tschechien kommen, müsse alles dafür getan werden, um den Skandal in Grenzen zu halten. Dafür sollte man auch in Betracht ziehen, staatliche Grenzen innerhalb der EU vorübergehend zu schließen, befand Agrarkammer-Chef Veleba im Tschechischen Fernsehen:

Eier als potenzielle Dioxinquelle  (Foto: ČTK)
„Die Europäische Kommission kann veranlassen, dass in der EU staatliche Grenzen vorübergehend geschlossen werden. Ich persönlich würde das tun, damit verseuchte Produkte nicht das betroffene Land verlassen.“

Die Besorgnis von Veleba hat sich offenbar auch dadurch verstärkt, weil bekannt wurde, dass 136.000 möglicherweise dioxinverseuchte Eier aus Deutschland in den Niederlanden in der Nahrungsmittelindustrie verarbeitet wurden. Auf einer Pressekonferenz in Prag hat Veleba die staatlichen Kontrollämter daher aufgerufen, die Einfuhr von Schweinefleisch und Eiern bis zur Klärung des Skandals zu verbieten. Zudem warb der Agrarkammer-Chef für den Kauf von einheimischen Lebensmitteln:

Eiertest in Oldenburg  (Foto: ČTK)
„Ich kenne die momentanen tschechischen Verhältnisse, und ich würde bei uns eine solche Situation wie in Deutschland ausschließen. Bei uns gelten weit über dem Standard liegende Normen und wir haben gut organisierte Kontrollen. Daher empfehle ich, vor allem tschechische Lebensmittel zu kaufen.“