Afghanistan-Einsatz: Tschechische Attentats-Opfer wieder in Prag

Foto: ČTK

Eine Armee-Sondermaschine hat am Samstag die tschechischen Opfer des Sprengstoffanschlages vom vergangenen Mittwoch aus Afghanistan nach Prag zurückgeholt. Das Attentat auf eine Militärkolonne hatte einem tschechischen Soldaten das Leben gekostet, vier weitere Tschechen waren verletzt worden. Erst kurz vor Bekanntwerden des Zwischenfalls hatte das Abgeordnetenhaus Verstärkung für die Afghanistan-Mission bewilligt.

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Die Maschine mit den vier verletzten Soldaten und den sterblichen Überresten ihres getöteten Kameraden landete am Samstagabend auf dem Prager Militärflughafen Kbely und wurde dort unter anderen von Verteidigungsministerin Vlasta Parkánová und Außenminister Karel Schwarzenberg in Empfang genommen. Einer der verletzten Soldaten schwebt weiterhin in Lebensgefahr, alle vier wurden in das Prager Militärkrankenhaus verlegt. Mit an Bord der Maschine war auch Generalstabschef Vlastimil Picek. Er schließt aus, dass das Attentat bewusst gegen die tschechischen Truppen gerichtet war. Die Explosion der primitiven Bombe in dem tschechisch-afghanischen Militärkonvoi habe vom Zufall abgehangen, so Picek:

„Das lässt sich nicht vorhersagen – die Autos fahren ja nicht exakt in einer Line, jedes macht mal einen Schlenker. Die Bombe hätte auch unter dem ersten oder zweiten Wagen hochgehen können – aber sie ist eben unter dem siebten explodiert.“

Der getötete Soldat gehört einer im mährischen Prostějov stationierten Eliteeinheit an und war Teil eines in der Provinz Logar eingesetzten Aufbauteams. Er ist bereits das dritte Todesopfer bei der tschechischen Afghanistan-Mission. Erst im vergangenen Monat war ein tschechischer Militärpolizist bei einem Selbstmordanschlag getötet worden; ein weiterer Soldat ist im Mai 2007 bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen. In weiten Teilen des Landes ist die Sicherheitslage immer noch angespannt, so der Chef des Aufbauteams, Ivo Střecha:

„Da gibt es Gebiete, in denen weder die Regierungstruppen noch die Soldaten der Aliierten die Lage unter Kontrolle haben. Dort operieren Taliban-Einheiten mehr oder weniger offen, vor allem in den südlichen Distrikten.“

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Die Berufssoldaten wissen aber um die Gefahr, auf die sie sich einlassen. Niemand wird ohne seine Zustimmung an den Hindukusch geschickt, betont Generalstabschef Picek:

„Zu dem Einsatz wird grundsätzlich die komplette Einheit geschickt. Das Gesetz würde uns erlauben, den Soldaten einen Befehl für den Einsatz zu erteilen, aber wir sprechen vorher mit den einzelnen Soldaten, und wenn jemand irgendwelche schwerwiegenden persönlichen, familiären oder gesundheitlichen Probleme hat, dann fährt er nicht mit auf den Einsatz.“

Unterdessen hat der Tod des tschechischen Soldaten auch Streit im Parlament ausgelöst. Das hat nämlich erst am Mittwoch die Entsendung von weiteren Truppen nach Afghanistan gebilligt – zu einem Zeitpunkt, als die Regierung offensichtlich schon von dem Anschlag wusste. Die Abgeordneten aber wurden nicht informiert – ein unverzeihlicher Fehler, auch wenn die Regierung mit Rücksichtnahme auf die Angehörigen argumentiert, meint Sozialdemokrat Lubomir Zaorálek:

„Wenn die Informationen vorgelegen haben, dann hätte es auch möglich sein müssen, eine Form zu finden, wie man das dem Parlament mitteilt.“