Abermals in Prag: Unesco nimmt Tunnel Blanka unter die Lupe

Wochenlang war sie angekündigt und jetzt ist sie da: die Unesco-Mission. Ihre Mitglieder sind am Dienstag mit dem Auftrag gekommen, den umstrittenen Bau des Prager Tunnels Blanka unter die Lupe zu nehmen. Die Experten werden sich mindestens bis Freitag damit beschäftigen, ob der Tunnelbau negative Auswirkungen auf die Statik von historischen Bauobjekten an der Oberfläche haben könnte.

Nicht zum ersten Mal sind Unesco-Experten in Prag. Schon früher haben sie bei einer Inspektion umstrittene Hochhäuser im Stadtviertel Pankrác unter die Lupe genommen. Der Weltkulturerbestatus der nahebei liegenden Prager Altstadt stand auf dem Spiel. Auch diesmal waren es Bürgerinitiativen, welche die Unesco-Inspektion nach Prag gerufen haben. Nun wird geprüft, ob diesmal nicht der Tunnel Blanka die historische Prager City gefährden könnte, die Anfang der 1990er Jahre in die Weltkulturerbe-Liste eingetragen wurde. Der Tunnel liegt nur knapp unter der Erdoberfläche. Denkmalschutzaktivist Josef Štulc:

Josef Štulc
„Die Unesco-Leute sind auf der Hut, vor allem wenn es um derartig große Projekte geht. Diese können negative Auswirkungen haben, wie im Fall des Blanka-Tunnels. Durch den Tunnelvortrieb sind nämlich die noch intakten Barockmauern im innerstädtischen Bereich gefährdet. Es ist legitim, dass die Unesco ihre Experten entsendet, die sich vor Ort mit dem Projekt sowie mit der aktuellen Situation vertraut machen. Aufgrund ihrer Erkenntnisse wird der zuständige Unesco-Ausschuss dazu Stellung nehmen“.

Außer dem Tunnel Blanka steht noch ein ursprünglich nicht geplantes Treffen auf dem Programm der Unesco-Experten. Sie wollen sich die Argumente des „Verbandes zum Schutz und Entwicklung des Kulturerbes“ anhören, der gegen die vor zwei Jahren eingeleitete Rekonstruktion der Karlsbrücke protestiert. Ihr Vizepräsident Martin Kadrman spricht über die Gründe, warum seine Organisation den sofortigen Stopp der Arbeiten verlangt:

Bau des Prager Tunnels Blanka  (Foto: ČTK)
„Die Renovierung der Karlsbrücke begann unserer Meinung nach auf eine höchst seltsame Weise, nämlich ohne vorherige Dokumentation ihrer Durchführung. Bis heute wurde keine bauhistorische Untersuchung der Brücke durchgeführt. Ebenso ist bis heute nicht festgelegt worden, wie das Steinquadergeländer auseinander genommen und wie mit den einzelnen Bausteinen umgegangen wird.“

Kadrman zufolge will der Verband auch die Polizei in diese Angelegenheit einbinden. Von der Unesco-Inspektion ist aber vorläufig nur eine Stellungnahme zum Tunnelprojekt Blanka zu erwarten. Sie soll erst im Sommer veröffentlicht werden.