650 Jahre Karlsbrücke: Ausbesserung soll Touristenattraktion werden

Die Karlsbrücke

In den letzten Wochen haben wir bereits mehrfach über das 650. Jubiläum der Karlsbrücke berichtet. Unsere lockere Serie über dieses Wahrzeichen Prags setzen wir heute fort. Denn das alte Gemäuer wird seit diesem Montag aufgeputzt - und zwar gründlich. Die lang angekündigte Ausbesserung der Brücke startet.

Die Karlsbrücke
Insgesamt mehr als zehn Jahre soll die Ausbesserung dauern. Mancher, der in der nächsten Zeit einen Pragbesuch plant, hält jetzt sicher den Atem an: Wird diese Haupttouristenattraktion etwa für Besucher geschlossen? Der Sprecher des Prager Magistrats, Jiri Wolf, beruhigt:

"Einschränkungen gibt es nur in dem Sinn, dass der Weg über die Karlsbrücke verengt wird. Auf der anderen Seite werden sich die Besucher Prags anschauen können, wie die Ausbesserungsarbeiten verlaufen, sie werden dazu Erläuterungen bekommen. Das heißt in gewisser Weise wird es für sie sogar attraktiv sein."

Für die Besucher soll immer ein vier Meter breiter Weg über die Karlsbrücke offen bleiben. Da kein Bauzaun hochgezogen wird, kann man von dort den Fortgang der Arbeiten beobachten. Die Arbeiten haben folgenden Ablauf: Zuerst wird das Kanalisationssystem erneuert. Dann kommt der Belag dran - das heißt: Die alte Dame der Prager Brücken erhält eine neue Isolierungsschicht; als Nächstes werden Leitungen und Kabel eingefügt; das Ganze wird noch einmal mit mehreren Schichten überdeckt und zum Schluss kommen wieder die Pflastersteine drauf. Das alles soll bis Juni 2010 geschehen. Danach geht es aber noch weiter, wie Jiri Wolf erläutert:

"Die zweite Etappe, die darauf folgt, wird etwa acht Jahre dauern. Bei ihr werden nach und nach diejenigen Steine der Brücke ausgetauscht, die beschädigt sind."

Die Karlsbrücke
Acht Jahre, es können sogar zehn werden, das ist zwar im Vergleich zu den insgesamt 45 Jahren Bauzeit an der Brücke damals im 14. Jahrhundert nicht viel. Aber für heutige Verhältnisse klingt es wie ein Besuch im Mittelalter. In gewisser Weise ist es das auch. Jeder Stein wird begutachtet, ob er noch zu erhalten ist oder ausgetauscht werden muss. Denkmalschützer Josef Stulc sagte dazu gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:

"Aus unserer Sicht werden wir wirklich um jeden Stein kämpfen, der aus der Bauhütte von Peter Parler kommt..."

...also um den Erhalt jener Steine, die noch aus der Zeit Karls IV. stammen.

Und wie viel kostet die Ausbesserung der Brücke? Bisher ist nur die Summe für die erste Phase der Arbeiten bekannt. Prags Oberbürgermeister Pavel Bem stellte die Zahlen am Freitag vergangener Woche auf einer Pressekonferenz vor:

"Die Gesamtkosten der ersten Phase betragen 222 Millionen Kronen. Natürlich wird dies die Stadt Prag aus ihrem Haushalt zahlen. Aber ich erinnere daran, dass nach dem Hochwasser von 2002 eine Sammlung gemacht wurde und sich die Prager außerordentlich solidarisch zeigten. Es kamen mehr als zehn Millionen Kronen zusammen."

Ob aus dem Stadtsäckel oder aus dem Spendenfonds: Im Prinzip heißt das nichts anderes, als dass die Prager die Ausbesserung ihres Wahrzeichens selbst finanzieren.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen