2003 - erneut ein schwieriges Jahr für die tschechische Landwirtschaft

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Bald jährt sich zum ersten Mal die Flutkatastrophe vom vergangenen August. Besonders betroffen war damals - nicht nur in Tschechien, sondern in weiten Teilen Mitteleuropas - auch die Landwirtschaft. Für diese gibt es jetzt erneut schlechte Nachrichten: Denn die Getreideernte dürfte in diesem Jahr die schlechteste seit einem Vierteljahrhundert werden. Mehr im folgenden Beitrag von Gerald Schubert:

Vermutlich bis zum Jahr 1979 wird man zurückblicken müssen, um einen ähnlich schlechten Ernteertrag zu finden, wie er Experten zufolge in diesem Jahr bevorsteht. Angaben des Statistischen Amtes, die mittlerweile durch Zahlen des tschechischen Landwirtschaftsministeriums ergänzt wurden, sprechen von einem voraussichtlichen Umfang von nur sechs Millionen Tonnen Getreide. Aus den bisher eingefahrenen Ernten geht hervor, dass der Ertrag von etwa 3,8 Tonnen pro Hektar 8 Prozent unter dem des Vorjahres liegt. Da gleichzeitig auch die Gesamtanbaufläche in Tschechien rückläufig war, erwartet man unterm Strich Einbußen in Höhe von etwa 10 Prozent. Angesichts der Trockenheit der letzten Wochen könnte diese Prognose sogar nochmals nach unten revidiert werden. Landwirtschaftsminister Jaroslav Palas sieht jedoch keine Versorgungsprobleme:

"Das alles bedeutet nicht, dass ein Mangel an Getreide und somit an Rohstoffen für Mehl und letztlich Gebäck drohen würde. Denn in den Jahren zuvor herrschte ein beträchtlicher Überschuss. Also würde ich sagen: Aus der Sicht des Bedarfs bewegt sich diese Ernte auf normalen Standard."

Nicht auf normalem Standard bewegt sich jedoch laut Palas die Marktentwicklung. Bei sinkendem Angebot nämlich müssten die Getreidepreise ja eigentlich steigen. Paradoxerweise jedoch tun sie das vorerst nicht. Die aktuellen Preisangebote, die sich etwa für Weizen zwischen 2600 und 2800 Kronen, das sind im Mittel etwa 87 Euro pro Tonne bewegen, hält Palas für unangemessen. Prinzipiell seien da auch Interventionskäufe durch den Staat möglich, um die Preise zu stützen:

"Gegenwärtig würde ich den Preis gerne in einem Bereich von 3500 bis 3800 Kronen für eine Tonne sehen. Einen eventuellen Kauf bereiten wir zurzeit vor. Wir warten aber, ob die Preise bei uns noch in Bewegung geraten, und ich bin überzeugt, dass dem so sein wird."

Nach den Gründen für die derzeit niedrigen Preise befragt, meinte Landswirtschaftsminister Palas, nicht sehr konkret, diese bestünden wohl in Absprachen einiger Marktsubjekte. Als wichtigste Firmen auf diesem Sektor gelten hierzulande die Gesellschaften Agropol und Agrofert, die ein natürliches Interesse daran haben, ihre Gebote niedrig zu halten und ihre Ware dann selbst kostengünstig weiterzuverkaufen. Beide Firmen aber weisen freilich die Theorie zurück, der zufolge sie es wären, die eigentlich die Getreidepreise auf dem tschechischen Markt bestimmen würden.

Angesichts der schlechten Ernte jedenfalls könnte es ja doch noch zu einem selbstständigen Anziehen der Preisangebote kommen. Und so empfiehlt auch Minister Palas den Landwirten, mit dem Verkauf ihrer Produkte vorerst noch ein bisschen zu warten:

"Es ist nun nötig, dass diese die Nerven bewahren und abwarten, bis sich der Weizenpreis bewegt. Ebenso, wie er sich auch in den benachbarten Staaten nach oben bewegt hat."