125. Todestag von Bedřich Smetana: Todesursache weiterhin umstritten

Bedřich Smetana

Bedřich Smetana ist eine von zahlreichen herausragenden Persönlichkeiten, die an einer Gemütskrankheit litten. Die letzten drei Wochen seines Lebens brachte der Komponist, der als Vater der tschechischen Nationalmusik gilt, in einer Anstalt für Geisteskranke in Prag zu. Dort ist Smetana am 12. Mai 1884 gestorben. Was genau die Todesursache war, darüber sind sich Ärzte und Psychiater bis heute nicht vollkommen einig. Anlässlich des 125. Todestages des Komponisten fand nun eine Gedenkveranstaltung in der psychiatrischen Klinik statt, in der Smetana verschied.

Die Anstalt für Geisteskranke im zweiten Prager Bezirk, in die Bedřich Smetana wenige Wochen vor seinem Tod aufgenommen wurde, ist heute die Psychiatrische Klinik des Universitätskrankenhauses. Beim Gedenkakt zum 125. Todestag des tschechischen Komponisten mahnte Jiří Raboch, der Vorstand der Psychiatrischen Klinik, einen würdigen Umgang mit psychisch Kranken an:

„Bedřich Smetana war am Ende seines Lebens sehr schwer krank. Er war vollständig auf die Pflege seiner Familie und später die Pflege in der Anstalt angewiesen. Meine Überzeugung ist, dass wir - die Bürger und die Gesellschaft - nicht nur Persönlichkeiten wie Bedřich Smetana, sondern allen Menschen mit ähnlichen Leiden würdige Daseinsbedingungen bis ans Lebensende gewährleisten sollten.“

Jiří Raboch  (Foto: Autorin)
Raboch legte daraufhin zu Ehren des genialen Komponisten einen Blumenstrauß an der Gedenktafel für Bedřich Smetana nieder. 1924 war diese Gedenktafel im Sterbezimmer Smetanas angebracht worden. Damals, also vierzig Jahre nach dem Ableben, war erstmals eine Fachdiskussion über die Ursache von Smetanas Tod aufgeflammt. Von Anfang an hatte es verschiedene Annahmen gegeben. Denn während die Sterbeurkunde Altersdemenz als Todesursache anführt, ergab die Obduktion den Befund einer progressiven Paralyse. Letztere ist nach Erkenntnissen der modernen Medizin eine Erscheinungsform der Neurosyphilis.

Welche dieser Diagnosen zutreffend ist, konnte bis heute nicht endgültig entschieden werden. Restlose Klarheit brachten auch die in jüngster Zeit durchgeführten Untersuchungen von Knochengewebe nicht. Die Frage nach Semtanas Todesursache wird also Ärzte und Psychiater auch weiterhin nicht loslassen.

Sicher ist jedoch soviel: Smetana litt zu Ende seines Lebens nicht nur unter psychischen Störungen, sondern auch an weiteren Beschwerden. Die Direktorin des Smetana-Museums, Olga Mojžíšová:

Olga Mojžíšová  (Foto: Autorin)
„Smetana wurde 1874, im Alter von 50 Jahren, taub. Obwohl er also schwer krank war, hat er dennoch in den letzten zehn Jahren seines Lebens weiterhin gearbeitet und komponiert.“

In dieser Zeit schuf Smetana unter anderem die Oper „Die Teufelswand“ und sein wohl berühmtestes Werk, die symphonische Dichtung „Die Moldau“.

Viele Bewunderer von Smetanas Kompositionen ertragen die Ungewissheit über die Todesursache nur schwer. Doch wie immer diese lauten mag: Weder die Würde der Person noch die Größe des Komponisten Bedřich Smetana werden dadurch geschmälert.