Projektmanagement interkulturell - IHK Regensburg bietet Unternehmern in der Grenzregion neuen Seminartyp an

Eigentlich ist es eine banale Feststellung, dass dort, wo Menschen verschiedener Kulturen zusammen arbeiten, sie auch auf zwischenmenschlicher Ebene miteinander auskommen sollten. In der deutsch-tschechischen Firmenkooperation kleinerer und mittlerer Unternehmen jedoch wurde dem interkulturellen Bereich - einem sog. "soft Faktor" - bislang eher eine untergeordnete Bedeutung beigemessen. Dem wollte eine Pilotseminar zum interkulturellen deutsch-tschechischen Projektmanagement Abhilfe schaffen, das vergangene Woche in Furth im Wald stattfand. Silja Schultheis hat sich unter die Teilnehmer gemischt, als am letzten Tag, Bilanz gezogen wurde.

Tschechien und Deutschland
"Ich glaube, die Unternehmer sind Pioniere des EU-Erweiterungsprozesses - einfach dadurch, dass sie in hohem Maße Menschen zusammenbringen, und zwar am Arbeitsplatz."

Richard Brunner von der Industrie- und Handelskammer Regensburg, Initiator des Pilotseminars, bei dem kleinere und mittlere Unternehmen aus Tschechien und Bayern im gemeinsamen Projektmanagement trainiert wurden. Und gemeinsam bedeutete hier vor allem, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Herangehensweisen und Charaktereigenschaften bei Deutschen und Tschechen. Diese wurden den Anwesenden nicht nur aus der Sicht zweier erfahrener Managertrainer vorgetragen, sondern ließen sich während des Seminars auch am Beispiel der Teilnehmer selbst beobachten, die zu 50% aus Tschechien und zu 50% aus Deutschland kamen. Sylvia Schroll-Machl, Trainerin für interkulturelles Management:

"Ein typisch deutscher Zugang zu dem Seminar, war die Ernsthaftigkeit, mit der man sich an die Arbeit gemacht hat. Wirklich nach dem Spruch: zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Arbeit in den Untergruppen galt wirklich dem Ziel, wo die Tschechen oft viel spielerischer herangegangen sind, das war ganz klar zu sehen."

Ein starker Bezug zur Sache auf der einen - deutschen - Seite, ein größerer Schwerpunkt auf dem zwischenmenschlichen Bereich auf der anderen - tschechischen - Seite. So ließe sich wohl der Hauptunterschied zwischen deutschen und tschechischen Unternehmenspartnern auf den Punkt bringen. Dass ein erhöhtes Maß an Sensibilität erforderlich ist, um mit diesen Unterschieden umzugehen, war eine Bilanz aus dem Seminar, wie sie ein bayerischer Teilnehmer formulierte:

"Ich habe viel gelernt, was vor allem das Kulturelle betrifft, wie das andere Land denkt, wie die Mitarbeiter denken. Und dass ich mich darauf einstellen muss, dass die Äußerungen, die man von sich gibt, hier auch richtig verstanden werden."

Und die tschechischen Teilnehmer lernten neben allen "typisch deutschen" Eigenschaften auch noch etwas anderes an ihren deutschen Partnern kennen:

"dass die Deutschen nicht nur arbeiten, sondern das sind auch Menschen, die Interessen haben und Freizeit und andere Interessen außer der Arbeit."

In zwei Wochen wird das Seminar aufgrund der hohen Nachfrage mit einem anderen Teilnehmerkreis wiederholt. Wie es aussieht, kommt "interkulti" auch bei kleinen und mittleren Unternehmen zunehmend in Mode.