Zweimal nur Nulldiät im UEFA Cup - Eingebürgerte Tschechen sind Stützen in deutschen Eishockeyteams

Jan Tabor (unten im Anzug)

Fußball und Eishockey, diese beiden Sportarten schreiben in Tschechien eigentlich Woche für Woche neue Geschichten. Diesmal haben wir sie aus internationaler Sicht unter die Lupe genommen, und zwar das aktuelle Auftreten zweier Fußballclubs im UEFA Cup und die Art und Weise, wie sich tschechische Cracks in den deutschen Eishockeyligen präsentieren.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Der Korruptionsskandal im tschechischen Fußball, in welchen den seit Frühjahr 2004 veröffentlichten polizeilichen Ermittlungen zufolge mehrere Clubmanager, Referees und Verbandsfunktionäre verwickelt sind, umfasst vermutlich noch weitere Sumpfblüten. Oder ähnlich gelagerte "Nachbarschaftsfälle". So bestätigte am Montag das Berufungsgericht in Ostrava / Ostrau die korrupten Machenschaften des ehemaligen Spitzenschiedsrichters Lubomir Pucek, seinen langjährigen Assistenten Jiri Vodicka mit Hilfe von Bestechungsgeldern im Jahr 2003 zu einer abgesprochenen Spielleitung einer Partie der slowakischen Fußball-Liga bewegt zu haben. Beide Täter müssen nun je 70.000 Kronen Strafe zahlen und Vodicka erhielt zudem ein zweijähriges Berufsverbot. Pucek, der im zurückliegenden Jahr als Manager beim tschechischen Erstligaverein Slavia Prag gearbeitet hatte, trat noch am Abend von seiner Funktion zurück. Mit dem Fall will sich jetzt jedoch auch noch einmal die Disziplinarkommission des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS) befassen, wie deren Vorsitzender Alexandr Karolyi verriet:

"Die Disziplinarkommission wird den Fall auf ihrer nächsten Sitzung behandeln und bewerten. Der Verstoß ist zwar in der Slowakei geschehen, aber beide Täter hatten und haben ebenso in tschechischen Wettbewerben zu tun, was auch in Zukunft der Fall sein könnte. Außerdem haben sie ihre Telefonate in die Slowakei von Tschechien aus geführt."

Der tschechische Clubfußball musste in der vergangenen Woche jedoch auch auf dem grünen Rasen ein paar Nackenschläge einstecken. In den Auftaktspielen der Gruppenphase des UEFA Cups hatten die nationalen Vertreter Slovan Liberec und Sparta Prag zwei Teams der spanischen Primera Division zu Gast - und gingen leer aus. Aber während der Meister aus Liberec gegen den UEFA-Pokal-Verteidiger FC Sevilla wenigstens noch ein torloses Remis erkämpfte, mussten sich die Prager nach schwacher Vorstellung Espanol Barcelona mit 0:2 geschlagen geben. Trotz aller offerierten Defizite aber sprach Sparta-Trainer Michal Bilek seinen Schützlingen nach dem Spiel nicht den Willen ab:

Foto: CTK
"Ich denke, ich kann keinem Spieler ankreiden, dass er wirklich enttäuscht hat. Die Spieler haben gut gearbeitet, doch unser Kombinationsspiel in der Offensive und die Erarbeitung von Chancen haben nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Also noch einmal: Wir hatten niemanden in der Mannschaft, der ein Ausfall war und der nicht alles für das Team gegeben hat."

Auf der anderen Seite musste Bilek eingestehen, dass der Fehlstart erst einmal alle Pläne über den Haufen warf:

"Jetzt wird es kompliziert. Wir wollten mit einem Sieg in die Spiele der Gruppenphase starten. Nun aber wird es für uns noch schwerer, in den drei ausstehenden Begegnungen noch genügend Punkte zu holen. Es ist erforderlich, mehr zusammenzurücken und sich so zu konzentrieren, dass wir die Punktspiele in der Liga und die Begegnungen im UEFA Cup gut meistern werden."

Die SPORT- Reportage

In unserer letzten Sendung vor 14 Tagen haben wir uns thematisch mit der höchsten tschechischen Eishockey-Spielklasse, der O2-Extraliga befasst. Das Eishockey Made in Czech ist aber schon längst ein ebenso erfolgreicher Exportschlager geworden. In der besten Liga der Welt, der nordamerikanischen NHL, jagen auch in dieser Saison wieder zwischen 60 und 70 Topcracks aus Tschechien der Hartgummischeibe nach. Und in den starken Ligen von Russland, Finnland und Schweden sind die Tschechen ebenso gefragt. Doch wie sieht es damit eigentlich im finanzstarken Nachbarstaat Deutschland aus, in dem das Eishockey weiterhin im Schatten von "König Fußball" steht? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben wir mit Jan Tabor, dem geschäftsführenden Manager der Dresdner Eislöwen gesprochen.

In der Deutschen Eishockey Liga (kurz: DEL) und in der 2. Bundesliga, der auch die Dresdner angehören, spielen in dieser Saison nur noch je zwei waschechte Tschechen. Warum das so ist, dazu meinte Tabor:

"Ich glaube, das liegt daran, dass in der DEL viele kanadische Trainer arbeiten. Und die haben natürlich vor allem Kontakte nach Übersee. Bei uns in Dresden zum Beispiel haben wir mit Jiri Kochta einen tschechischen Trainer und daher auch sieben bis acht Tschechen in der Mannschaft. Das liegt also häufig am Spielsystem, was den jeweiligen Trainern vorschwebt."

Tabor sieht jedoch noch einen Grund, weshalb das Interesse tschechischer Cracks, in Deutschland zu spielen, zurückgegangen ist:

"Meine Meinung ist, dass viele Tschechen jetzt lieber daheim spielen wollen, weil mittlerweile auch in Tschechien gut gezahlt wird."

Neben dem im nordböhmischen Litvinov aufgewachsenen Tabor ist auch der Trainer der Eislöwen tschechischer Herkunft - der erst vor kurzem 60 Jahre alt gewordene Jiri Kochta, der 1972 mit der damaligen Tschechoslowakei Weltmeister wurde. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass Kochta und Tabor auch eine eher typisch tschechische Spielphilosophie haben:

"Herr Kochta und ich haben nach wie vor sehr gute Kontakte zu tschechischen Spielern. Und die tschechischen Cracks wollen auch bei uns spielen, weil sie nicht nur Kochta als einen hervorragenden Eishockeyspieler seiner Zeit verehren und respektieren, sondern weil sie auf dem Eis auch alle Freiheiten für das Spielsystem erhalten, das sie gelernt haben. Es passt also!"

Von den sieben Tschechen, die im Kader der Eislöwen stehen, haben sechs inzwischen einen deutschen Pass. Weshalb es notwendig ist, ihn zu haben, um in Deutschland Eishockey spielen zu können, dazu sagte Tabor:

"Notwendig ist das, weil die Regelung der Kontingentspieler besagt, dass pro Team nur fünf Ausländer auflaufen dürfen. Die Tschechen, die schon einige Zeit in Deutschland leben oder spielen, haben die Möglichkeit, nach acht Jahren Aufenthalt die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. Dann haben sie den Vorteil, in ihren Mannschaften auch eingesetzt zu werden, da ein Ausländer in der Regel immer noch besser ist als ein deutscher Spieler. Daher sind sie sehr gefragt, sobald sie die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten."

Die deutsche Staatsbürgerschaft kann man jedoch auch schneller erlangen:

"Es geht natürlich dann schneller, wenn jemand mit einer deutschen Frau verheiratet ist. Dann kann er die deutsche Staatsbürgerschaft schon nach drei Jahren erhalten."

Nur fünf ausländische so genannte Kontingentspieler sind in der 2. Bundesliga sowie in der drittklassigen Oberliga zugelassen. In der erstklassigen DEL können pro Team immerhin elf Ausländer mitspielen. Bis zum Jahr 2008 soll deren Anzahl auf neun oder acht verringert werden. Diese Kontingente werden jedoch unterschiedlich besetzt. Einen Grund dafür sieht Tabor beim Erteilen der Arbeitserlaubnis:

"Eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, ist mitunter nicht einfach. Bei uns in Dresden haben die Tschechen so gut wie kein Problem mit der Arbeitserlaubnis. Deshalb spielen sie auch hier. Aber in Bayern zum Beispiel ist es nach wie vor schwierig für einen Tschechen, die Arbeitserlaubnis zu erhalten. Ich verstehe das nicht, aber jedes Bundesland hat dafür vermutlich eigene Regelungen."

Wenn tschechische Cracks in Deutschland gefragt waren und es nach wie vor sind, dann sind es die Torhüter:

"Die tschechischen Torleute haben nach wie vor einen sehr guten Ruf in Deutschland, ja ich muss sagen: in der ganzen Welt. Deshalb ist ein tschechischer Name als Torwart überall gefragt und es gilt die Faustregel: Holst du einen tschechischen Goalie, egal aus welcher Liga, dann machst du eigentlich nichts verkehrt."

Petr Briza  (Foto: www.hcsparta.cz)
Obwohl aber Goalies wie Petr Briza, Roman Turek und Roman Cechmanek alle einen prima Eindruck hinterlassen haben, nennt Tabor drei Angreifer, die den guten Ruf des tschechischen Eishockeys in Deutschland zementiert haben:

"Das waren drei Spieler: Robert Reichel, Richard Zemlicka und Jiri Dopita. Diese Drei haben sich in Deutschland einen sehr guten Namen gemacht und hier unglaublich viel für den guten Ruf des tschechischen Eishockeys getan."

In der Saison 1995/96 stellte Robert Reichel, der damals in Frankfurt spielte, mit 105 Scorerpunkten den bis heute gültigen DEL-Rekord in der Kategorie "Bester Scorer" auf. Jiri Dopita und Richard Zemlicka waren in der Saison 1994/95 zwei herausragende Leistungsträger beim EHC Eisbären Berlin. Andere Tschechen wie Tomas Martinec, Martin Reichel oder Petr Fical sind mittlerweile nicht nur eingebürgert, sondern zählen auch zu den Stützen in der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Aber nicht nur deshalb ist Tabor der Meinung, dass gute ausländische Spieler dem deutschen Eishockey weiterhelfen:

"Ohne Ausländer, das wäre für das Eishockey in Deutschland eigentlich nicht gut. Denn die guten Ausländer können die jungen deutschen Spieler führen, und diese können viel von den internationalen Assen lernen. Für deutsche Mannschaften ist es daher absolut o. k., wenn sie gute Ausländer verpflichten."

Autor: Lothar Martin
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