Toller Aufstieg: Biathlet Slesingr holt zwei Medaillen bei WM in Antholz

Michal Slesingr (Foto: CTK)

Die Weltmeisterschaften in den Wintersportarten sind dieser Tage in vollem Gange. Nachstehend geben wir eine Übersicht, wie sich die tschechischen Asse dabei im Eisschnelllauf, im Biathlon und im Alpinen Skisport geschlagen haben.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Lucie Safarova  (rechts) mit Nadeschda Petrowa  (Foto: CTK)
Vor zwei Wochen haben wir an dieser Stelle bereits über den starken Auftritt zweier tschechischer Tennisspielerinnen bei den Australien Open in Melbourne berichtet. Wie sich nun herausstellte, zeigt die Formkurve der älteren von beiden, der 20-jährigen Lucie Safarova, weiter nach oben. Denn beim Hallen-Tennisturnier in Paris bezwang sie nacheinander gleich drei Gegnerinnen aus den Top Ten des Damentennis, ehe sie im Finale der Nummer sieben der Weltrangliste, der Russin Nadeschda Petrowa in drei Sätzen unterlag. Trotz dieser Niederlage zog die grazile Lucie ein überaus positives Fazit:

"Wichtig waren für mich die Spiele, die ich hier gegen Topspielerinnen wie die Russin Kusnezowa, die Belgierin Henin oder meine Landsfrau Nicole Vaidisova gewonnen habe. Das waren drei Spiele, bei denen ich gezeigt habe, dass ich auch die Besten schlagen kann. Ich werde mich bemühen, an diese Leistungen bei den kommenden Turnieren anzuknüpfen. Und ich werde weiter an mir arbeiten, damit ich beim nächsten Mal auch nicht mehr gegen die Petrowa verlieren werde."

An ihre glänzende Vorstellung bei der Mehrkampf-EM im italienischen Collalbo wollte am vergangenen Wochenende auch die tschechische Eisschnellläuferin Martina Sablikova anknüpfen, als im niederländischen Heerenveen die Welttitelkämpfe ausgetragen wurden. Da sie diesmal auf den kurzen Strecken zuviel an Boden auf die Konkurrenz verlor, konnte sie sich trotz ihrer Fabelzeit über die 5000 m, mit der sie einen neuen Bahnrekord aufstellte, nur noch bis auf Rang fünf verbessern. Am Ende aber überwog bei der 19-Jährigen die Freude über das großartige WM-Finish:

Martina Sablikova  (Foto: CTK)
"Ich bin durchaus zufrieden, denn an einen fünften Platz in der Gesamtwertung hatte ich nach dem 500-m-Sprint schon nicht mehr geglaubt. Ich dachte eher, dass der achte Platz das Maximum sein wird. Zum vierten oder gar dritten Platz fehlte zwar noch ein Stück, aber trotzdem freue ich mich. Und die Zeit von 6:49,31 min ist wirklich phantastisch."

Mit einem Sieg und zwei Niederlagen belegte die tschechische Auswahl beim letzten Turnier der diesjährigen Euro Hockey Tour, den LG Hockey Games in Schweden, den dritten Platz unter vier Teilnehmern. Im abschließenden Spiel gegen Russland, das die Schützlinge von Trainer Alois Hadamczik erst im Penaltyschießen mit 2:3 verloren, war jedoch noch einiges mehr drin. Hadamczik nennt die Gründe, warum man die Siegchance nicht nutzen konnte:

"Es ist richtig, dass wir nach der 2:0-Führung zu offensiv weitergespielt haben und damit in der Abwehr anfällig waren. Das war nicht gut. Die Russen mussten nach dem Rückstand etwas tun und mehr riskieren. Wir haben uns ihrem Spiel leider in der Art angepasst, dass wir im Schlussdrittel zu viele Fouls begangen haben. Bei den häufigen Unterzahlsituationen stand die Abwehr daher oft unter Druck. Hier wäre es die Aufgabe der Stürmer gewesen, mehr in der Defensive zu helfen, um die Verteidiger zu entlasten."

Die SPORT- Reportage

Michal Slesingr  (Foto: CTK)
Der Februar ist für die Wintersportler sehr oft der Monat, in dem die jährlichen Saisonhöhepunkte in den meisten Skisportarten auf dem Programm stehen. In der vergangenen Woche waren es daher gleich zwei Weltmeisterschaften, die die Aufmerksamkeit der Sportfans auf sich zogen: die WM im Biathlon in Antholz in Südtirol und die WM im alpinen Skisport, die noch bis Ende dieser Woche im nordschwedischen Aare ausgetragen wird. In beiden Sportarten gehören die tschechischen Athletinnen und Athleten seit Jahren nicht unbedingt zur Weltspitze. Aber sie sind hin und wieder für eine Überraschung gut. Im Falle des Biathleten Michal Slesingr muss man fast schon davon sprechen, dass er in Antholz den Durchbruch zur Weltelite geschafft hat. Denn auf den Tag genau an seinem 24. Geburtstag gewann er im Sprintrennen über 10 km die Silbermedaille. Und der selbstbewusste Slesingr sah sich dabei gar nicht mal in der Außenseiterrolle:

"Ich habe mit Sicherheit daran geglaubt, ein gutes Ergebnis erreichen zu können. Denn im Training lief es für mich prima, sowohl beim Laufen als auch beim Schießen. Das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt. Zudem habe ich mir gesagt: Ich will in der Loipe von Anfang an vorn dabei sein, und wenn ich dann beim Schießen treffe, kann eine Platzierung unter den Top Ten herausspringen. Dass es aber eine Medaille wird, damit habe ich nicht gerechnet."

Nur einen Tag später stand das Verfolgungsrennen über 12,5 km auf dem Programm. So wie im Sprint war auch hier der norwegische Favorit Ole-Einar Björndalen nicht zu schlagen. Doch in den Medaillenkampf nach ihm griff erneut Michal Slesingr ein - diesmal aber leider ohne Erfolg. Denn beim allerletzten Schuss im Stehendanschlag handelte sich der gebürtige Ostböhme noch eine Strafrunde ein, die ihn am Ende noch auf Platz vier zurückfallen ließ. In der dritten Einzeldisziplin der Männer, dem Wettbewerb über die lange 20-km-Strecke, aber schlug Slesingr dann nochmals zu. Hinter dem Franzosen Raphael Poirée und dem deutschen Dreifach-Olympiasieger Michael Greis eroberte er die Bronzemedaille. Und das, obwohl ihm vor diesem Rennen zunächst nicht besonders wohl in seiner Haut war:

Michal Slesingr  (Foto: CTK)
"Meine Skier gingen hervorragend. Vor dem Wettkampf war mir noch etwas mulmig, denn beim Einlaufen lief es nicht so richtig bei mir. Ich hatte kein Gefühl in den Beinen. Aber vermutlich war das die Ruhe vor dem Sturm, denn im Rennen selbst habe ich dann wieder eine gute Leistung abgeliefert."

Dank der tollen Vorstellungen von Michal Slesingr belegte Tschechien in der Medaillenwertung mit einmal Silber und einmal Bronze den 6. Platz.

Wenigstens mit einer Medaille im Gepäck würden gern auch die tschechischen Abfahrtsläufer und Slalomspezialisten von ihrer WM in Aare zurückkehren. Die größten Hoffnungen liegen dabei auf der am Sonntag 22 Jahre alt gewordenen Sarka Zahrobska, die schon vor zwei Jahren aus dem italienischen Bormio eine WM-Plakette mit nach Hause brachte. Es war die bronzene, die sie im Slalom erkämpfte. Diesmal entglitt ihr die Medaille nur um die Winzigkeit von zwei Zehnteln. In der Kombination Super-G fehlte ihr dieser Wimpernschlag, um einen Podestplatz zu erklimmen. Es wurde nur der undankbare vierte Platz, auch wenn sie im Slalom mit der zweitbesten Zeit gestoppt wurde. Nach dem Rennen sagte sie:

"Zu spekulieren, hat überhaupt keinen Sinn. Man hemmt sich völlig unnötig, wenn man in die Startliste schaut und beginnt abzuwägen, auf wen man wie viel Zeit herauslaufen oder aber verteidigen muss. Den Slalom muss man voll auf Angriff fahren. Das habe ich dann auch getan und mein Maximum gegeben."

Am Dienstag lag für Sarka Zahrobska die ersehnte Medaille erneut zum Greifen nahe. Nach dem ersten Durchgang des Riesenslaloms lag sie auf einem hervorragenden zweiten Platz, doch nach einer schwächeren Fahrt im zweiten Durchgang rutschte sie noch bis auf Rang zwölf ab.

Alles in ein Rennen hineinwerfen müssen hingegen die Abfahrer. Es ist die Königsdisziplin des alpinen Skisports, weil sie neben Können auch viel Mut und Kondition verlangt. Dank dieser Eigenschaften schlagen auch Außenseiter den Favoriten an einem guten Tag immer wieder Mal ein Schnippchen. Bei der WM in Aare gelang dem Kanadier Jan Hudec ein solches Husarenstück, indem er als Zweitschnellster über die Ziellinie fuhr. Warum ich das erwähne: Jan Hudec war ursprünglich ein Tscheche, der im mährischen Sumperk geboren wurde. Er war jedoch gerade einmal zehn Monate alt, als seine Eltern mit ihm über Jugoslawien und Italien nach Deutschland emigrierten, von wo aus sie vier Jahre später nach Kanada übersiedelten. In fließendem Tschechisch wusste Hudec daher meinem Rundfunkkollegen zu berichten:

"Mit der Zwei hatte ich eine perfekte Startnummer. Die ganze Saison über hatte ich hintere Startnummern zwischen 50 und 60. Deshalb sagte ich mir: Das muss ich ausnutzen und 110 Prozent geben. Das ist mir gelungen."

Auch Sarka Zahrobska hat die Chance, noch einmal alles zu geben. Und zwar in ihrer Spezialdisziplin, dem Slalom. Drücken wir ihr die Daumen, dass sie diesmal die Nerven behält.

Autor: Lothar Martin
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