Ski Alpin: Bank will es nochmal wissen, Krýzl sieht jetzt klarer

Weltcup in Sölden, foto: ČTK

Am vergangenen Wochenende starteten die Skifahrer der alpinen Disziplinen mit dem Weltcup in Sölden in die neue Saison. Andere Wintersportler wie die Eishockeyspieler stehen kurz vor ihrem internationalen Saisonauftakt. Die tschechischen Profis in diesen beiden Sportarten gehen dabei mit unterschiedlichen Ambitionen in die kommenden Aufgaben.

Šárka Strachová,  foto: Jan Kaliba,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Im alpinen Skisport kann sich Tschechien nur schwerlich mit den Alpenländern, den Amerikanern und Kanadiern oder den Skandinaviern messen. Der Grund liegt auf der Hand: Es fehlen hierzulande Gebirge mit ausreichend schwierigen Pisten. Und ein ständiges Training im Ausland können sich nur Wenige leisten. Mit Šárka Strachová hat Tschechien jedoch eine Athletin hervorgebracht, die im zurückliegenden Jahrzehnt zur Weltspitze in ihrer Schokoladendisziplin gehört. Von 2007 bis heute hat sie vier WM-Medaillen und 2010 auch die olympische Bronzemedaille im Spezialslalom gewonnen.

Von einer solchen Ausbeute können die tschechischen Männer nur träumen. Mit Ondřej Bank haben sie allerdings einen unerschrockenen Akteur in ihren Reihen, der sozusagen „ab und zu mal einen raushaut“. Im Weltcup hat er bislang zwei dritte Plätze in der Superkombination eingefahren. Und bei der Weltmeisterschaft im Februar in Beever Creek war er drauf und dran, sich in dieser Disziplin auch eine Medaille zu holen. Seine verwegene Fahrweise aber wurde ihm wieder einmal zum Verhängnis: Beim letzten Sprung stürzte er schwer, er zog sich dabei eine Gehirnerschütterung und einen Mittelfußbruch zu.

Ondřej Bank,  Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Angesichts dieser Verletzungen glaubten nicht wenige, dass Bank nun seine Ski an den berühmten Nagel hängen könnte. Doch der Draufgänger, der am Dienstag 35 Jahre alt wird, will es nochmal wissen.

„Das ganze Leben lang kämpfen die tschechischen Skirennfahrer mit den begrenzten Möglichkeiten in ihrem Land. Wir haben nicht dieselben Bedingungen wie die besten Teams. Bei mir aber ist das jetzt anders: Die Finanzen sind da, ich habe ein gutes Service-Team – einfach alles, was man braucht. Daher fände ich es schade, wenn ich es bei diesen idealen Voraussetzungen nicht noch einmal probieren würde.“

Dazu gehört auch Banks gute Position unter den Abfahrern, die er sich in der letzten Saison erkämpft hat. Diesen Trumpf will er jetzt auch ausspielen:

„Ich bin in der Endabrechnung auf dem 24. Platz gelandet. Das bedeutet, dass ich in dieser Saison unter den Top 30 starten werde. Zugleich will ich mich zum ersten Mal in meiner Karriere auf eine Disziplin konzentrieren.“

Ondřej Bank wird aber auch in den anderen schnellen Disziplinen, dem Superriesenslalom und der Superkombination, mitmischen. Dabei peilt er den einen oder anderen Achtungserfolg an. Denn zu 99 Prozent will er im kommenden Frühjahr aufhören, verrät Bank:

Kryštof Krýzl  (Foto: ČTK)
„Ich brauche ein klares Ziel, das ich vor Augen habe. Denn es könnte meine letzte Saison sein und so auch die letzte Chance, zum Beispiel in Kitzbühel auf dem Podest zu stehen.“

Podiumsplätze – die sind bisher noch ein fernes Ziel für den besten Slalomspezialisten unter den tschechischen Skifahrern, den 29-jährigen Kryštof Krýzl. In der vorherigen Saison blieb Krýzl zudem oft unter seinen Möglichkeiten, auch weil ihm im wahrsten Sinne des Wortes der Durchblick fehlte. Bei einer Untersuchung vor Beginn der vergangenen Saison hatte der Augenarzt einen Sehfehler festgestellt. Weil Krýzl eine OP damals nicht empfohlen wurde, entschied er sich dazu, die Saison mit Kontaktlinsen zu bestreiten. Doch das habe ihn mehr behindert als geholfen, sagt er heute:

„Konkret bei der Weltmeisterschaft ist mir beim Start zum Slalom die Linse im linken Auge verrutscht. Daher habe ich auf diesem Auge auch nichts gesehen. Und so etwas ist mir relativ oft passiert.“

Weltcup in Sölden,  foto: ČTK
Folglich habe er später noch einige Rennen ganz ohne Sehhilfe absolviert, was aber auch nicht ideal gewesen sei. Deshalb gab es für ihn im Sommer nur eine Alternative: Er musste die Augenoperation wagen. Dieser Eingriff sei erfolgreich verlaufen, mit dem Ergebnis sei er sehr zufrieden, so Krýzl:

„Ich spüre einen relativ großen Unterschied. Beim Wettkampf denke ich nicht darüber nach, doch mein Gehirn reagiert jetzt schneller. Alles läuft irgendwie natürlicher ab.“

Dank dieser für ihn verbesserten Konstellation antwortete Krýzl auf die übliche Journalistenfrage, was er von der neuen Saison erwarte, dann auch mit einem Augenzwinkern:

„Wie heißt es doch so schön: Wir werden sehen.“

Beim Weltcup-Auftakt am vergangenen Wochenende, dem traditionellen Riesentorlauf in Sölden, belegte Krýzl nur Platz 49.


Eishockey: Trainer Vůjtek will mit Tschechien eine WM-Medaille holen

Vladimír Růžička,  Foto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In ihre nächste internationale Saison starten in wenigen Tagen auch die tschechischen Eishockeyspieler. Dazu werden sie von einem neuen Cheftrainer ins Feld geführt, der andererseits sehr erfahren ist. Es ist der 68-jährige Vladimír Vůjtek, zuletzt hatte er vier Jahre lang die slowakische Nationalmannschaft betreut. In dieser Zeit gelang ihm mit dem Nachbarland ein viel bejubelter Erfolg: 2012 wurden die Slowaken Vize-Weltmeister. Als Vereinstrainer kann Vůjtek zwei Meistertitel in der russischen Superliga vorweisen, die er mit der Mannschaft von Lokomotive Jaroslawl gewann. Im Sommer trat Vůjtek nun das Erbe des erfolgreichen, aber wegen möglicher Korruption mittlerweile in die Kritik geratenen Vladimír Růžička an.

Im November steht nun das Vier-Länder-Turnier um den Karjala-Cup ins Haus, daran nehmen außer Tschechien wie immer auch Russland, Schweden und Gastgeber Finnland teil. Für dieses Auftaktturnier der sogenannten Euro Hockey Tour hat der neue Coach ein Aufgebot nominiert, in dem sowohl erfahrene Spieler wie auch hoffnungsvolle Talente berücksichtigt wurden. Aus gutem Grund, sagt Vůjtek:

„Diese Turniere haben ein hohes Niveau und dementsprechend muss man auch den Kader zusammenstellen. Wir wollen dennoch vielen jungen Spielern eine Chance geben, sich auf internationalem Parkett zu zeigen. Nur auf die Jugend zu setzen, hieße aber auch zu riskieren, dass man keinen einzigen Punkt gewinnt. Deshalb wäre dies nicht die beste Lösung.“

Vladimír Vůjtek  (Foto: ČTK)
Noch in jüngerer Vergangenheit wurde wiederholt kritisiert, dass die Nachwuchsarbeit im hierzulande beliebten Pucksport sehr vernachlässigt werde. Nicht wenige glaubten, dass das tschechische Eishockey wegen des Mangels an großen Talenten jetzt nur noch zweite Wahl sei. Enorme Anstrengungen des Verbandes und in mehreren Vereinen aber geben Anlass zu neuen Hoffnungen. Die hat auch Trainer Vůjtek:

„Ich denke, dass das tschechische Eishockey eigentlich immer gute junge Spieler hervorgebracht hat. Natürlich sind es inzwischen nicht mehr so viele wie in der Vergangenheit. Doch der Trend beginnt sich bereits ins Positive umzukehren. Ich möchte da nur Namen nennen wie Hertl, Simon, Sekáč, Zacha oder Pastrňák – das sind Spieler, die gerade in jüngster Zeit in der besten Liga der Welt, der NHL, Fuß gefasst haben oder kurz vor ihrem NHL-Debüt stehen. Das ist ein Beleg dafür, dass es mit dem tschechischen Nachwuchs wieder aufwärts geht.“

Und wo stuft Vůjtek die Position des tschechischen Eishockeys generell ein?

„Meiner Meinung nach ist das tschechische Eishockey in einer guten Verfassung. Bei den beiden letzten Weltmeisterschaften hat das Nationalteam stets das Halbfinale erreicht. Dies belegt, dass Qualität vorhanden ist. Natürlich wollen wir auch wieder einmal eine Medaille gewinnen, aber das ist immer auch eine Frage von ein, zwei Spielen, die man entweder für sich entscheidet oder aber nicht.“

Vůjtek meint die Begegnungen des WM-Halbfinals und des Spiels um Platz drei, die Tschechien 2014 und 2015 jeweils verloren hat. Im kommenden Jahr, wenn die WM in Russland ausgetragen wird, will Vůjtek – den Einzug in die Vorschlussrunde vorausgesetzt – zumindest eines dieser Spiele mit seiner Mannschaft gewinnen.

Autor: Lothar Martin
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