Organisatoren der EM in Ostrau wollen nun auch Eiskunstlauf-WM

Jewgenija Medwedewa (Foto: ČTK)

In den vergangenen Tagen hielt der internationale Sport gleich mehrere Highlights parat: In Melbourne wurde mit den Australian Open das erste Tennis-Grand-Slam-Turnier des Jahres ausgetragen, in Ostrau gab sich die europäische Elite im Eiskunstlauf ein Stelldichein. Und in Berlin fand der Weltcup der Eisschnellläuferinnen statt. Allen Veranstaltungen drückten auch tschechische Repräsentanten ihren Stempel auf – sowohl Sportler als auch Organisatoren.

Jewgenija Medwedewa  (Foto: ČTK)
Rhythmisches Klatschen als Anfeuerung, tosender Beifall nach dem Ende jeder gelungenen Kür – so belohnte das Publikum im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau die Leistungen der rund 170 Starter aus 40 Ländern bei der Europameisterschaft im Eiskunstlauf. Die tolle Atmosphäre in der Ostravar Arena, die bei den Kürprogrammen stets vollbesetzt war, lobten Sieger wie Unterlegene. Zu ihnen gehörten unter anderem die russische Siegerin der Damenkonkurrenz, Jewgenija Medwedewa, und ihr Landsmann Maxim Kovtun, der im Wettbewerb der Herren Zweiter wurde.

Vom Publikum besonders unterstützt wurden freilich die Läuferinnen und Läufer aus Tschechien. Dies hat schließlich auch die EM-Debütanten Anna Dušková und Martin Bidař mächtig beflügelt. Im Paarlauf belegten sie auf Anhieb den sehr guten siebten Platz. Darüber erfreut war auch die Trainerin der beiden, Eva Horklová:

„Das war einfach hervorragend. Wichtig war vor allem, dass sie keinen großen Fehler gemacht haben.“

Dieser Achtungserfolg ist umso höher zu bewerten, wenn man weiß, dass beiden einige Wochen vor der EM im Training ein großes Missgeschick widerfuhr. Nach der Kür in Ostrau aber konnte die 17-jährige Dušková darüber nur noch schmunzeln:

„Im Training sind wir bei einer Hebefigur beide gestürzt. Für mich war der Sturz etwas schmerzhafter, denn ich bin auf den Kopf gefallen. Dadurch hatte ich an der linken Schädelseite eine riesige Beule und sah aus wie Frankensteins Monster.“

Sehr zufrieden mit ihrer Vorstellung in der Paarlauf-Konkurrenz war gleichfalls die deutsche Eiskunstläuferin ukrainischer Herkunft, Aljona Savchenko. Zusammen mit ihrem Partner Bruno Massot gewann sie wie ein Jahr zuvor in Bratislava EM-Silber. Beide liefen die beste Kür des Abends, doch ein Patzer in der Kurzkür verbaute ihnen die Chance auf die Goldmedaille. Die 33-jährige Savchenko, die mit Ex-Partner Robin Szolkowy fünf WM- und vier EM-Titel gewann, war dennoch gutgelaunt:

Michal Březina  (Foto: ČTK)
„Unser Lauf war eigentlich Gold wert, denn es war schon die beste Kür. Wenn wir alle Elemente ohne Fehler auf das Eis bringen, ist sie wie ein kleines Kunstwerk. Von daher freuen wir uns, dass wir von den Preisrichtern so belohnt wurden.“

Doch im Sport gibt es bekanntlich nicht nur Sieger. Sehr enttäuschend verliefen die Titelkämpfe für Michal Březina, in den die Gastgeber die größten Hoffnungen gesetzt hatten. Der Tscheche erinnerte in keiner Weise an den EM-Bronzegewinner, der er 2013 war. Aufgrund mehrerer Fehler im Kurz- und im Kürprogramm landete der 26-Jährige nur auf dem 12. Platz. Er war dem Erwartungsdruck offenbar nicht gewachsen:

„Es war einfach nicht mein Tag. Im Training hat alles geklappt, sowohl das Kurzprogramm als auch die Kür. Ich hatte nicht die geringsten Probleme. Aber heute, das war meine schlechteste Vorstellung der letzten drei Wochen, in denen ich mich auf die EM vorbereitet habe.“

René Novotný: „Es war eine der schönsten Europameisterschaften, was die organisatorische Seite anbelangt. Die Bedingungen waren für die Teilnehmer sehr komfortabel. Denn alles, was sie brauchten, lag sehr nahe beieinander. Dies alles trug zur guten Atmosphäre bei.“

Trotz aller Enttäuschung, für das Publikum fand auch Březina nur lobende Worte:

„Für mich war es die erste Heim-EM. Die Zuschauer haben mich unterstützt wie nie zuvor. Ich muss ihnen dafür einfach danken, denn die Atmosphäre hier war ausgezeichnet.“

Zum Gelingen der europäischen Titelkämpfe trugen auch die tschechischen Organisatoren bei. Das bestätigte der bis dato letzte tschechische Weltmeister im Eiskunstlauf, der ehemalige Paarläufer René Novotný:

„Es war eine der schönsten Europameisterschaften, was die organisatorische Seite anbelangt. Die Bedingungen waren für die Teilnehmer sehr komfortabel. Denn alles, was sie brauchten, lag sehr nahe beieinander: die Wettkampfhalle, die Trainingshalle, die neue Leichtathletik-Halle, die zum Aufwärmen genutzt wurde, und das Hotel. Dies alles trug zur guten Atmosphäre bei.“

Mit so viel Lob im Rücken streben die EM-Organisatoren noch höhere Ziele an. Es ist ihre Absicht, nun erneut auch eine Weltmeisterschaft nach Tschechien zu holen. Die vorerst letzte fand 1993 in Prag statt.


Eisschnelllauf: Sáblíková holt vorzeitig elften Gesamt-Weltcup in Folge

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Von einer Europa- oder Weltmeisterschaft im eigenen Land können die tschechischen Eisschnellläuferinnen hingegen weiter nur träumen. Der Grund: In Tschechien gibt es keine einzige Kunsteisbahn für die Läuferinnen mit den langen Kufen. Und das, obwohl mit Martina Sáblíková die weltbeste Athletin auf den langen Strecken seit schon einem Jahrzehnt aus den eigenen Reihen kommt. Ihre internationale Ausnahmestellung hat die 29-Jährige erst am Sonntag wieder beim Weltcup in Berlin bewiesen. Mit einem zweiten Platz auf der 3000-Meter-Strecke sicherte sich Sáblíková vorzeitig und zum elften Mal in Folge den Gesamtweltcup auf der Langstrecke.

„Ich bin sehr froh, dass ein solch kleines Land wie unseres, in dem es keine Kunstbahn gibt, mit Ländern konkurrieren kann, die über 20 bis 28 Bahnen verfügen. Für uns ist das eine große Genugtuung, denn es ist einfach etwas Unglaubliches.“

Zusammen mit ihrer Landsfrau Karolína Erbanová, die erst vor kurzem Europameisterin im Sprint-Mehrkampf wurde, stand Sáblíková bei den Weltcuprennen in Berlin insgesamt sieben Mal auf dem Siegerpodest. Das ist ein neues Top-Ergebnis für Tschechiens Eisschnellläuferinnen. Im Vergleich mit den anderen Nationen haut Erbanová daher in die gleiche Kerbe:

„Jetzt wird uns erst bewusst, dass dies der wirklich beste Weltcup für Tschechien war. Und ich wiederhole das, was ich schon bei der Sprint-EM gesagt habe: Wir haben kein einziges Eis-Oval für Eischnelllauf, auf einen solchen Erfolg können wir also zu Recht stolz sein. Wir müssen nur darauf schauen, welche Großnationen dieses Sports uns gegenüberstehen.“


Tennis: Šafářová und Mattek-Sands gewinnen vierten Grand-Slam-Titel

Lucie Šafářová,  Bethanie Mattek-Sands  (Foto: ČTK)
Weit weg vom Wintersport-Geschehen in Europa erlebten auch die weltbesten Tennisspielerinnen und -spieler ihren ersten Jahreshöhepunkt – die Australian Open in Melbourne. Mit dem Damen-Finale der beiden Williams-Schwestern und der Begegnung der langjährigen Top-Spieler Roger Federer gegen Rafael Nadal im Endspiel des Herren-Einzel endeten sie mit zwei echten Krachern. Doch auch das tschechische Tennis war in einem Finale präsent, und zwar im Damendoppel. In dem traten Lucie Šafářová und ihre amerikanische Partnerin Bethanie Mattek-Sands gegen das tschechisch-chinesische Duo Andrea Hlaváčková und Peng Shuai an, und beide gewannen das Endspiel in drei Sätzen mit 6:7, 6:3 und 6:3. Es war das vierte Finale für Šafářová und Mattek-Sands bei einem Grand-Slam-Turnier und auch ihr vierter Sieg. Dafür hat Šafářová eine simple Erklärung:

„Im Finale spielt man um den Titel, da ist man noch einmal besonders motiviert. Dann holt man aus sich alles raus, was man in sich hat.“

Ihre unterlegene Landsfrau Andrea Hlaváčková sieht eher die psychische Komponente als ausschlaggebend an: „Wer dem Druck eines Finales besser standhält, der gewinnt es schließlich.“

Trotz der Niederlage war auch Hlaváčková zufrieden mit dem Turnier, denn mit der Chinesin Peng Shuai spielt sie erst seit kurzem zusammen. Und mit ihrer neuen Partnerin habe sie in Melbourne auch Doppel geschlagen, an denen sie in der Vergangenheit noch stets gescheitert war. Jetzt aber freuen Hlaváčková und Šafářová schon auf die erste große Bewährungsprobe in der Heimat: Zum Auftakt des diesjährigen Fed Cups tritt das tschechische Damenteam am 11. und 12. Februar in Ostrau gegen Spanien an. Lucie Šafářová:

„Es ist super, endlich wieder zu Hause zu spielen. Denn die Unterstützung, die wir durch unsere Fans genießen, ist einfach enorm. Ich freue mich, nach meiner krankheitsbedingten Pause wieder Teil des Teams sein zu können, und ich hoffe, es wird wieder ein erfolgreiches Jahr.“

Autor: Lothar Martin
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