Neuzugang Hoheneder: Freue mich, mit Sparta um die Meisterschaft zu spielen

Niklas Hoheneder (Foto: ČTK)

Die tschechische Nationalmannschaft und die zum Teil in europäischen Spitzenclubs kickenden Auswahlspieler – sie prägten bislang das Gütesiegel des tschechischen Fußballs im internationalen Vergleich. Nun aber scheint auch die höchste Spielklasse des Landes, die Gambrinus Liga, an Attraktivität zu gewinnen, denn fast jeder Club greift nun auch auf spielstarke Ausländer zurück. Der Hintergrund: Das Beispiel des Bosniers Edin Dzeko, der sich in Teplice weiterentwickelte, bevor er in der letzten Saison zu den großen Stützen des deutschen Meisters VfL Wolfsburg zählte. Unter den neuen ausländischen Spielern, die in der Gambrinus Liga jetzt auf sich aufmerksam machen wollen, ist auch der erste Österreicher in Tschechien, der 22-jährige Niklas Hoheneder. Er ist vor der Saison vom Linzer ASK zu Sparta Prag gewechselt. Lothar Martin hat ihn exklusiv für Radio Prag ans Mikrofon geholt.

Niklas Hoheneder  (Foto: ČTK)
Niklas, es ist nach wie vor die große Ausnahme, dass ein Deutscher, ein Schweizer oder wie Sie ein Österreicher nach Tschechien kommen, um hier professionell Fußball zu spielen. Wie ist Ihr Wechsel von Linz nach Prag überhaupt zustande gekommen?

„Das ist über die Manager gelaufen. Ich habe vom Interesse Sparta Prags gehört und mich sehr darüber gefreut. Der Kontakt selbst bestand schon länger, und zwar fast schon zwei Jahre. Mein Ziel war es einfach, den Verein LASK und Österreich zu verlassen. Der meiner Meinung beste Weg für mich war dann der über Sparta Prag.“

Als dann das konkrete Angebot vorlag, haben Sie da noch lange überlegt, ob Sie nach Prag gehen werden oder nicht? Hatten Sie noch andere Angebote?

„Ich hatte auch andere Angebote, aber nur aus Österreich. Die Anfrage von Sparta war wie gesagt schon länger da, so dass ich mich damit schon auseinandergesetzt hatte. Als dann das konkrete Angebot kam, habe ich daher nicht lange gebraucht, mich zu entscheiden. Im Winter habe ich bereits gesagt: ´Okay, ich mache diesen Schritt, aber erst ab Sommer´. Ich habe die letzte Saison also noch in Linz zu Ende gespielt, und jetzt bin ich hier in Prag.“

Was gab denn für Sie den Ausschlag, dass Sie nach Prag gekommen sind? War es das Interesse auf eine neue Stadt, einen neuen Club oder: Was war für Sie der springende Punkt?

„Ich sag mal so: Die Stadt nicht, sondern mehr der Verein. Das Interesse des Vereins hat mich wirklich sehr angesprochen. Die Verantwortlichen von Sparta haben mir sofort ihr Vertrauen gezeigt und gesagt, dass Sie mit mir planen und mich weiterbringen wollen. Das war auch der Hauptgrund, warum ich hierher gekommen bin: Ich hatte einfach das Gefühl, dass der Verein das Potenzial in mir sieht und mich auch weiter fördern will. Man sieht zudem, welche Spieler von Sparta Prag schon in die großen Fußballländer gewechselt sind. Das war somit ein sehr bedeutender Schritt für mich.“

Spielte für Sie auch der Name des Clubs eine Rolle? Sparta verfügt immerhin über eine langjährige Erfahrung im Europacup beziehungsweise in der Champions League, was der LASK kaum vorzuweisen hat. Ist Sparta für Sie demzufolge ein Sprungbrett nach oben?

„Ja sicher, auf alle Fälle. Der Linzer ASK hat in den letzten Jahren nicht international gespielt und wird es wohl auch in den nächsten Jahren nicht tun. Aber gerade das ist es, was mir immer gefehlt hat. Sparta Prag hingegen ist jedes Jahr vertreten, egal ob im Uefa Cup oder in der Champions League. Und diese internationalen Prüfungen sind einfach wichtig für meine weitere Ausbildung.“

Foto: Kristýna Maková
Ein neuer Schritt nach oben, zu einem renommierteren Club – das ist die eine, die sportliche Seite. Sie sind aber nun nach Tschechien gekommen, in ein Land mit einer anderen Sprache und einer anderen Mentalität. Wie kommen Sie damit zurecht?

„Natürlich ist das schon schwierig, weil die Sprache eine ganz andere ist als die deutsche Sprache. Bei Besprechungen verstehe ich zurzeit kein Wort, aber zu Co-Trainer Martin Hasek, der mir alles übersetzt, habe ich einen ganz engen Draht. Er hilft mir sehr viel, wo es nur geht. Außerdem helfen mir jene Spieler, die auch etwas Deutsch können. Die Übungen, die der Trainer uns zeigt, verstehe ich mittlerweile schon ganz gut. Ich werde aber auf alle Fälle Tschechisch lernen. Die Formalitäten für einen Sprachkurs, den ich machen will, sind auch schon in die Wege geleitet. Von daher hoffe ich, dass es sprachlich in den nächsten Wochen und Monaten nur besser werden kann.“

Gut, die Sprache ist das eine. Aber wie ist die Sprache auf dem Platz? Wie kommen Sie mit Ihren neuen Mitspielern zurecht?

„Fußballerisch habe ich mich sehr schnell eingefunden. Ich habe die wichtigsten tschechischen Wörter, die man in der Fußballsprache so braucht, schon mitbekommen und habe sie auch in jedem Spiel verwendet, in dem ich bisher eingesetzt wurde. Auf dem Platz läuft es also schon ganz gut, nur außerhalb davon, zum Beispiel bei den Besprechungen, habe ich noch Schwierigkeiten.“

Wie sagt Ihnen denn Sparta vom Fußballerischen zu? Ist das spielerisch eine andere Liga? Ist das Spiel schneller als in Linz?

„Es ist auf alle Fälle ein schnelleres und ein härteres Spiel, das hier betrieben wird. Es wird auch vielmehr auf Taktik Wert gelegt als speziell in Österreich. Man sieht ganz deutlich: hier überwiegt die Defensive. In Österreich fallen in (fast) jedem Spiel sicher drei bis vier Tore, und das spricht eigentlich nicht für die Verteidiger in Österreich. In Tschechien wird zunächst viel Wert auf die Defensive gelegt, und danach auf den Spielaufbau. Ich komme damit aber ganz gut zurecht und hoffe, dass ich bald zu meinen ersten Einsätzen komme.“

Sie sprechen es an: das defensive Spiel. Dafür sind Sie ja auch geholt worden, als defensiver Mittelfeldspieler beziehungsweise als Mann für die Abwehr. Wie schwer ist es da, bei dem voll gepackten Kader von Sparta in die Startelf zu kommen?

„Ich muss Sie zunächst korrigieren: Ich bin nicht als defensiver Mittelfeldspieler geholt worden, sondern als Innenverteidiger. Das ist die Position, die ich schon ewig gespielt habe, und es ist auch meine Lieblingsposition. Ich habe zwar schon ein Jahr im defensiven Mittelfeld gespielt, was mir sehr geholfen hat, aber Sparta hat mich definitiv als Innenverteidiger geholt. Natürlich ist auf dieser Position der Konkurrenzkampf mit Řepka und Hubník sehr groß, denn das sind zwei hervorragende Innenverteidiger. Andererseits merke ich, dass das Vertrauen der Trainer in mich da ist, und ich glaube, dass ich langfristig auch Fuß fassen werde in dieser Mannschaft.“

Wie lange geben Sie sich selbst Zeit, um in die Startelf zu rutschen? Würden Sie angesichts der derzeitigen Verletzungsmisere von Sparta im Mittelfeld auch dort spielen wollen?

„Natürlich werde ich auf jeder Position spielen, auf die mich der Verein einsetzt, und dabei mein Bestes geben. Ich hoffe aber natürlich, mich so schnell wie möglich auf meiner Stammposition in die erste Elf reinspielen zu können. Das wird zwar schwierig, doch ich habe gewusst, dass es nicht leicht wird, von einer Mannschaft wie LASK in ein Team wie Sparta aufzusteigen. Ich werde aber alles dafür geben, um in dieses Team zu gelangen.“

Sparta hat das erste Punktspiel bereits bestritten, und zwar in Teplice. Sie haben jedoch nicht mitgespielt. Waren Sie überhaupt im Kader?

„Ja, ich saß auf der Ersatzbank. Es war ein gutes Spiel unserer Mannschaft, das wir hätten gewinnen müssen (Anm. d. Red.: Endstand war 0:0). Wir haben jedoch zwei Elfmeter nicht bekommen, doch so ist halt der Fußball.“

Waren Sie enttäuscht darüber, dass Sie noch nicht die erste Ligaluft schnuppern konnten?

„Enttäuscht nicht, aber andererseits war ich auch nicht glücklich darüber. Aber wie gesagt: Ich habe gewusst, dass es schwer wird, und meine Spiele werden mit Sicherheit noch kommen.“

Insgesamt hat ja Sparta ganz andere Zielstellungen als Linz. In Tschechien muss der Club ganz einfach immer um die Meisterschaft mitspielen und international wollen die Prager auch ständig in einem gut dotierten Wettbewerb vertreten sein. Spüren Sie schon etwas von dem Druck, der bei Sparta herrscht?

„Ja, sicher merkt man den Druck, den man hat als Sparta-Spieler. Es ist einfach d e r Verein in Prag und in Tschechien. Natürlich ist die Erwartungshaltung riesengroß, aber ich glaube, dass jeder Spieler – also auch ich – mit diesem Druck ganz gut zurechtkommt. Ich freue mich vielmehr darauf, im Derby gegen Slavia Prag und mit weiteren Mannschaften um die tschechische Meisterschaft mitzuspielen.“

Autor: Lothar Martin
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