Karlsbad fehlt noch ein Sieg zum Finale – Squash-Ass Koukal stellt sich 100 Gegnern

Slavia Prag - Lasselsberger Pilsen (Foto: ČTK)

In Tschechiens Sportarenen kommen derzeit einige Athleten gehörig ins Schwitzen. Zum Beispiel die Cracks der besten vier Eishockeyteams in den Play-off-Halbfinals oder aber der beste Squashspieler des Landes, Jan Koukal, der sich am Mittwoch einer außergewöhnlichen Aktion stellte.

Slavia Prag - Lasselsberger Pilsen  (Foto: ČTK)
In den Play offs zur tschechischen Eishockeymeisterschaft sind derzeit die Halbfinals im Gange. Dafür haben sich je zwei Teams aus Prag und aus Westböhmen qualifiziert. In der Runde der letzten Vier stehen sich nunmehr Sparta Prag und Vizemeister Energie Karlovy Vary sowie Meister Slavia Prag und Lasselsberger Pilsen gegenüber.

Viel Spannung und packendes Eishockey versprachen vor allem die Duelle zwischen Sparta Prag und Karlsbad, da beide Mannschaften in etwa gleich stark eingestuft wurden. In der ersten Partie hatten die Hauptstädter die Gäste aus der Kurstadt jedoch klar im Griff und gewannen deutlich mit 5:2. Ein Ergebnis, nach dem der älteste Spieler der Liga, der 42-jährige Karlsbader Josef Řezníček, dieses Fazit zog:

„Wir haben es heute nicht geschafft, uns auf die Spielweise von Sparta Prag einzustellen. Deshalb haben wir 2:5 verloren. Wir müssen diese Begegnung aber schnell abhaken, denn die Play-off-Serie hat gerade erst begonnen und jedes Spiel ist anders. Ich hoffe, wir werden morgen viel mehr zeigen.“

Sparta Prag - Karlsbad  (Foto: ČTK)
Und wie das die Westböhmen taten! Im Prager Re-Match traten die Gäste ganz anders auf, waren aggressiver und läuferisch stärker als am Vortag. Dafür wurden sie mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung belohnt. Den Siegtreffer erzielte ausgerechnet Verteidiger Řezníček, und zwar fünf Sekunden vor der letzten Sirene:

„Der Treffer war weder Taktik noch Zufall, er hat sich ganz einfach aus dem Spiel heraus entwickelt. Bei unserer Überzahl ist ein Gegenspieler ausgerutscht. Das habe ich ausgenutzt und bin nach vorn gegangen in der Hoffnung auf einen Nachschuss, falls der Torwart den Schuss eines Mitspielers prallen lässt. Aber dann kam ein direktes Zuspiel zu mir auf die Seite, das ich direkt im Sparta-Tor versenken konnte.“

schilderte mir der Eishockey-Dino, der mit über 1000 Ligaspielen nationaler Rekordhalter ist, die entscheidende Szene der Partie. Dieser Sieg hat die Karlsbader dann so richtig in Schwung gebracht, denn in ihren nachfolgenden zwei Heimspielen ließen sie den Pragern keine Chance. Sie gewannen die Begegnungen drei und vier mit 5:3 und 5:2, so dass sie jetzt in der Best-of-seven-Serie mit 3:1 Siegen vorn liegen. Das bedeutet: Noch ein Sieg trennt die Kurstädter vom erneuten Einzug ins Finale. Dorthin will auch ihr vorjähriger Gegner, Titelverteidiger Slavia Prag. Nach den ersten drei Vergleichen mit Pilsen führen die Prager in ihrer Serie mit 2:1.


Die SPORT- Reportage

Jan Koukal  (Foto: ČTK)
Neben den populären Sportarten wie Fußball und Eishockey, die immer im Fokus stehen, haben sich in den zurückliegenden Jahren in Tschechien vor allem die so genannten Freizeitsportarten gut entwickelt. Eine davon ist Squash – eine Sportart, die man dank der zahlreich entstandenen Sportzentren inzwischen landesweit betreiben kann. Im Squash hat es ein Tscheche schon sehr weit gebracht: der zehnfache Landesmeister der Herren, Jan Koukal.

Mit 25 Jahren bereits zehnfacher Titelträger zu sein, ist in der Tat eine bemerkenswerte Leistung. Vielleicht auch deshalb, weil ihm hierzulande die Gegner ausgehen, hat sich der Champion nun eine ganz besondere Konkurrenz ausgedacht: Am Mittwoch trat er in Prag zu einem Squash-Marathon an, bei dem er innerhalb von zwölf Stunden gegen nicht weniger als 100 Kontrahenten antreten wollte. Vor Medienvertretern verriet er, wie die Aktion zustande kam:

„Ich war einer derjenigen, die sich diese Aktion ausgedacht haben. Aber auch meine Partner von Sport-Invest und von Adidas haben ihre Vorstellungen eingebracht. Ich weiß, dass ich vor keiner leichten Aufgabe stehe. Andererseits ist diese Aktion eine große Herausforderung für mich und meine Gegner; eine Aktion, wie es sie hierzulande noch nicht gegeben hat.“

Jan Koukal  (Foto: ČTK)
Um das Ganze noch etwas zu würzen, durfte jeder Gegner mit einem Vorsprung von 4:0 Punkten ins jeweilige Match gehen. Zur Information: Ein Satz ist nach 11 Punkten beendet, falls der Unterlegene mindestens zwei Punkte weniger auf seinem Konto hat. Steht es aber 11:10, wird solange weitergespielt, bis ein Spieler zwei Punkte mehr erzielt hat. Ein Squash-Match wird – je nach Turniermodus oder Absprache – auf zwei oder drei Gewinnsätze gespielt.

„Mein bisher längstes Spiel ging über zweieinhalb Stunden. Das lässt sich mit der Aktion jedoch nicht vergleichen, da die Intensität dieses Spiels ungleich höher war. Für mich wird die Konkurrenz ´Einer gegen Hundert´ eher eine psychische Belastung sein, denn ich bin selbst gespannt, ob ich meine Konzentration zehn Stunden lang halten kann.“

Squash ist ein Sport, den man in seiner Freizeit nahezu jederzeit und ohne größeren Materialaufwand betreiben kann. Wenn man jedoch auf das sehr hohe Niveau eines Jan Koukal gelangen will, muss man viel und hart trainieren:

„Im Sommer trainiere ich sechs bis sieben Stunde täglich, und zwar einschließlich Kraft- und Fitnesstraining. Deshalb ist der Sommer nicht gerade meine liebste Jahreszeit. Ohne dieses harte Grundlagentraining aber geht es nicht, wenn man Erfolg haben will. Während der Saison trainiere ich allerdings auch noch vier bis fünf Stunden täglich.“

Man sieht es dem schlanken und leichtfüßigen Koukal tatsächlich an, dass er austrainiert ist. Aber wie viele Kalorien er eigentlich bei einem harten Match verbrenne, mit dieser Frage hat sich der 25-Jährige bisher weniger befasst:

Foto: ČTK
„Das weiß ich wirklich nicht. Was ich aber genau weiß, ist, dass Squash eine der körperlich anspruchsvollsten Sportarten ist, die es gibt. Während eines Spiels kann man sich kaum ausruhen. Zwischen den Sätzen gibt es lediglich eine 90-Sekunden-Pause, in der man nur kurz etwas trinken kann. Trinkt man zuviel, hat man einen vollen Bauch und ist nicht beweglich. Wenn ein Spiel um die zwei Stunden dauert, bekommt man nicht selten Krämpfe, weil es während der Partie kaum möglich ist, seinem Körper die entsprechenden Vitamine zuzuführen.“

Neben seinen zehn nationalen Titeln hat Koukal auch schon international auf sich aufmerksam gemacht. 2005 ist er in Prag Vize-Europameister geworden, bei Turnieren der Professional Squash Association (PSA) ist er bisher sieben Mal als Sieger vom Parkett gegangen. Koukal hofft, dass Squash bald auch eine olympische Sportart wird. Deshalb hat er sich für die Zukunft hohe Ziele gesteckt:

„In Tschechien habe ich im letzten Jahr meinen zehnten Titel errungen. Es wäre super, wenn noch weitere dazu kommen. Mein nächstes Ziel ist die Zahl von 15 Titeln, danach gehe ich eventuell die 20er-Marke an. Ich denke, dass das nicht unmöglich ist, sofern ich gesund bleibe. Die Gesundheit wird in den nächsten Jahren wohl auch mein größter Gegner sein.“

Autor: Lothar Martin
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