Jubel und Enttäuschung - sportlicher Blick zurück auf 2006

Katerina Neumannova

Das Sportjahr 2006 stand ganz im Zeichen zweier großer Topveranstaltungen - der Olympischen Winterspiele in Turin und der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. An beiden Events nahmen auch tschechische Athleten teil - allerdings mit Ergebnissen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.

Katerina Neumannova
In Turin war die Tschechische Republik mit 83 Olympioniken vertreten. Unter ihnen war die Skilangläuferin Katerina Neumannova, die sich für die Winterspiele fest vorgenommen hatte, endlich eine ihre Karriere krönende Goldmedaille zu gewinnen. Im ersten Rennen, dem Skiathlon der Damen, verfehlte sie dieses Ziel nur knapp - erst im Finish musste sie sich der Estin Kristina Smigun geschlagen geben. So blieb der sympathischen Südböhmin wieder einmal "nur" Silbermetall, das bereits vierte bei einer Olympiade. Aber sie steckte nicht auf, sondern trainierte zielstrebig weiter, anstatt ihren 33. Geburtstag zu feiern. Und am 26. Februar, als der 30 km Skilanglauf der Damen auf dem Programm stand, war es dann soweit: Den überaus dramatischen Zieleinlauf kommentierte Rundfunkreporter Filip Sedivy:

Ja, Katerina Neumannova lief in der schweren Langlaufloipe von Pragelato tatsächlich zu ihrem ersten Olympiagold. Nach dem Zieleinlauf konnte sie ihr Glück kaum fassen:

"Einfach unglaublich! Es ist wie im Märchen, vor allem wenn ich daran denke, was diesem Sieg gestern voranging. Dazu das Wetter heute, das ist wie in einem Traum, aus dem ich hoffentlich nicht aufwachen werde."

Auch ihr Trainer Stanislav Frühauf konnte an diesem Tag seine Freudentränen nicht verbergen. Denn für ihn war es ebenfalls ein großer Moment:

"Das ist das Absolute, und ich gönne ihr das von ganzem Herzen. Sie hat für ihren Sport so viel geopfert, das lässt sich hier gar nicht beschreiben. Ihre ganze Arbeit ist nun endlich richtig aufgewertet worden, denn wenn einer Olympiasieger geworden ist, dann bleibt dieser Titel für das ganze Leben. Und darum geht es!"

Tschechiens Athleten kehrten mit insgesamt vier Medaillen im Gepäck von den Winterspielen aus Turin zurück. Eine zweite Silbermedaille gewann Skilangläufer Lukas Bauer über 15 km im klassischen Stil. Die letzten Meter auf der schweren, mit viel Neuschnee bedeckten Strecke schilderte der 28-Jährige nach dem Rennen so:

"300 Meter vor dem Ziel, als ich an den Zuschauertribünen vorbeilief, nahm ich nur noch die lautstarken Anfeuerungen der tschechischen Fans wahr und wollte so schnell wie möglich die Ziellinie erreichen. Als ich sie passiert hatte, ging mein Blick gleich zur Anzeigetafel, wo ich sah, dass ich auf einem Medaillenrang liege. Als dann auch Angerer im Ziel war, wusste ich, dass es Silber geworden ist, und das ist super."

Das vierte Edelmetall glänzte bronzen und wurde von der Eishockeyauswahl errungen. Zwar nicht mit berauschenden Leistungen, aber Chefcoach Alois Hadamczik wollte sich deswegen nicht die Medaillenfreude verderben lassen:

"Ich schaue nicht danach, ob wir gut oder schlecht gespielt haben, für mich ist maßgebend, dass wir eine Medaille erkämpft haben. Ich bin außerdem überzeugt davon, dass jeder einzelne im Team versucht hat, sein Maximum zu geben, aber es gibt Tage, an denen es nicht so läuft. Es ist nur schade, dass wir im Halbfinale gegen Schweden nicht wie gewohnt verteidigt haben. Aber ich wiederhole es noch einmal: Eine Medaille bei Olympischen Spielen zu erkämpfen, das ist nicht so einfach."

Ein ähnlich erfolgreiches Abschneiden erhofften sich die sportbegeisterten Tschechen auch von ihren Kickern bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Doch mit dem frühen Aus nach der Vorrunde bereiteten die Nedved, Rosicky & Co. ihren Anhängern eine herbe Enttäuschung. Dabei hatte alles so gut angefangen im ersten Gruppenspiel der Tschechen gegen die USA in Gelsenkirchen.

Nach dem Abpfiff des Spiels konnte auch gleich ein Sieg bejubelt werden:

Aber nicht nur die Verletzung von Jan Koller machte dem tschechischem Team fortan zu schaffen, sondern vor allem die Formschwäche mehrerer Spieler, die auf mangelnder Fitness basierte. Daher konnte man den beiden nächsten Gruppengegnern, Ghana und dem späteren Weltmeister Italien, auch nicht wirklich Paroli bieten. Nach zwei 0:2-Pleiten mussten Tschechiens Kicker vorzeitig die Koffer packen.

Die Musik aber wurde von anderen gemacht. Zum Beispiel von den in der Vorrunde überzeugenden Schweizern, deren Fans schon sangen. Oder aber von den Spaniern und Mexikanern:

Am Ende aber hatten wie bereits erwähnt die Italiener den Hut auf und holten sich durch einen Finalsieg im Elfmeterschießen über Frankreich ihren vierten WM-Titel. Fußballerisch gab es schon bessere Weltmeisterschaften, aber von der Stimmung her war dieses Championat einfach überwältigend. Noch eine Kostprobe gefällig? Bitte schön:

Autor: Lothar Martin
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