Fußball-WM: Das Fest der Völker

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Unsere auch noch im 21. Jahrhundert von hässlichen Auseinandersetzungen, hinterhältigen Terroranschlägen und sonstigen Scharmützeln begleitete Welt erlebt dieser Tage einige ihre schönsten Stunden, denn "Die Welt ist zu Gast bei Freunden". Unter diesem Motto wird in diesen Tagen die 18. Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen, ein Sportereignis, das in Sachen Begeisterung und Lebensfreude alles bisher Dagewesene übersteigt und hoffentlich auch noch lange nach dem Finale nachklingen wird. Doch hören Sie selbst einige der schönen Momente, die Lothar Martin bei der WM eingefangen hat, und die er Ihnen nun im Sportreport zu Gehör bringen möchte.

Tschechische Team  (Foto: CTK)
Zu den 32 Teilnehmerländern an der noch bis zum 9. Juli andauernden WM-Endrunde gehört auch die Fußball-Nationalmannschaft der Tschechischen Republik, die mit viel Selbstvertrauen und einigen Erwartungen nach Deutschland abgereist war. Kein Wunder, denn vor zwei Jahren hatte die nahezu identische Vertretung bei der Europameisterschaft in Portugal hervorragenden Fußball zelebriert und sich in die Herzen der Fans gespielt. Die tschechischen Anhänger waren daher auch sehr zahlreich beim WM-Auftaktspiel ihrer Lieblinge am 12. Juni zugegen, als diese im FIFA World Cup Stadion von Gelsenkirchen auf das Team der USA trafen, und sorgten gleich für prächtige Stimmung. Und die zirka 15.000 in zumeist dunkelrote Trikots gekleideten Tschechien-Fans konnten auch am Ende des Spiels hüpfen und jubilieren, weil auch ich dieses Fazit ziehen durfte:

Tschechischen Republik und Ghana  (Foto: CTK)
Die Muskelverletzung des 2,02 Meter-Hünen Jan Koller allerdings traf das tschechische Team bis ins Mark, denn sie war nicht nur gleichbedeutend mit dem Verlust ihres Topstürmers, sondern sie ließ auch die durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Milan Baros und Vladimir Smicer im Angriff entstandene Lücke noch viel, viel größer werden. Das bekamen die Schützlinge von Trainer Karel Brückner dann auch in ihrem zweiten WM-Duell am 17. Juni in Köln gegen Ghana deutlich zu spüren, als sie sich gegen die schnellen und zweikampfstarken Afrikaner so gut wie kaum durchsetzen konnten. Doch die bittere 0:2-Niederlage war nicht nur darauf zurückzuführen, meinte auch der überragende Torhüter Petr Cech, der vor Journalisten äußerte:

"Ich bin vor allem enttäuscht darüber, dass wir dieses Spiel nicht gemeistert und es verloren haben. Immerhin sind wir mit dem Vorteil in diese Begegnung gegangen, bereits drei Punkte auf unserem Konto zu haben, doch nach nur 70 Sekunden war dieser Vorteil mit dem ersten Gegentor bereits dahin. Wir haben ihn quasi an die Ghanaer abgegeben, und das hat das Spiel entschieden."

Torhüter Petr Cech  (Foto: CTK)

Nach Petr Cechs Meinung haben seine Vorderleute danach nichts unversucht gelassen, um diesen Rückstand zumindest zu egalisieren, aber der Gegner hätte einfach immer die bessere Antwort parat gehabt. Daher anerkannte Petr Cech:

"Selbstverständlich sind die Ghanaer froh darüber, dass sie uns besiegt haben. Sie haben bestätigt, dass sie die wohl zurzeit stärkste Mannschaft Afrikas sind."

Nach dieser Niederlage sind die Aktien der tschechischen Mannschaft auf den Einzug in das Achtelfinale zwar etwas gefallen, doch die Chancen darauf sind nach wie vor intakt. Das weiß auch Petr Cech:

"Wir haben schon zur EM mehrfach solche Momente gemeistert, als wir Rückstände aufholen mussten und das Ergebnis noch zu unserem Gunsten verwandeln konnten. Jetzt haben wir 90 Minuten Zeit, um gegen Italien ein Tor mehr zu schießen. Und wir sind nach wie vor in der Situation, dass wir unser Schicksal in den eigenen Händen haben, was wesentlich besser ist als die, bei der wir auf das Ergebnis des anderen Spiels schauen müssten. Wir haben drei Punkte nach zwei Partien, jetzt müssen wir weitere holen."

Pavel Nedved  (Foto: CTK)
Auch der stets abergläubische Pavel Nedved ist für das entscheidende Gruppenspiel am Donnerstag in Hamburg gegen Italien leicht optimistisch:

"Wir werden sehen. Vielleicht wird das noch nicht mein letztes Spiel im Nationaltrikot",sagte der blondmähnige Mittelfeldstar von Juventus Turin, um danach gleich hinzufügen, dass seine tolle Auswahlkarriere vor genau zehn Jahren bei der EM in England mit dem 2:1-Sieg über Italien seinen Durchbruch fand und nun - falls es das Schicksal so will - auch gegen Italien enden könnte. Die tschechischen Fans aber würden gern noch ein wenig weiter feiern und singen, genauso wie die Schweizer bei ihrem 2:0-Sieg gegen Togo in der wunderbaren Arena des Dortmunder FIFA World Cup Stadions: Kulisa WM-Gesänge-Schweizer

Aber nicht nur im Dortmunder WM-Stadion waren die mit zirka 40.000 Fans angereisten Schweizer zu sehen und hören, sondern auch auf der Fanmeile auf dem Kölner Heumarkt.

Der Wortführer der kleinen Gruppe, Peter aus dem Emmental, äußerte sich restlos begeistert von dieser WM:

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"Sensationell! Die Euphorie in der Schweiz ist groß - genau wie hier in Deutschland! Das Westfalenstadion in Dortmund ist großartig, und die Stimmung ist wirklich unglaublich. Wirklich ein ´Besuch bei Freunden´, was kann man da mehr sagen!"

Auch seine Frau, an und für sich keine Fußballanhängerin, strahlte über das ganze Gesicht und zeigte ihre sichtliche Zufriedenheit, dieses Völker verbindende Event jetzt live miterleben zu dürfen:

"Ich hätte vor ein paar Jahren nie gedacht, dass ich einmal zu einem Spiel gehen würde. Das hat mein Mann mit acht Jahren harter Bearbeitung geschafft - vorher war mir Fußball ganz egal. Aber jetzt finde ich hier die Stimmung super!"

Das Schöne an dieser Fußball-Weltmeisterschaft ist in der Tat die Tatsache, dass sich Hunderttausende Menschen aus aller Welt derzeit in Deutschland ein riesiges ausgelassenes Stelldichein geben und einfach nur fröhlich und stimmungsvoll sind. Vor allem deshalb, weil zurzeit noch viele Nationen davon träumen, beim Endspiel in Berlin dabei sein zu können. Spätestens nach den Halbfinals am 4. und 5. Juli wissen wir, wer dann wirklich im Endspiel im Berliner Olympiastadion stehen wird.

Autor: Lothar Martin
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