Böhmisch-bayrische Grenzregion begeht EU-Erweiterung mit internationalem Schüler-Fußballturnier

Die 68. Eishockey-Weltmeisterschaft und ein attraktives Fußballturnier aus Anlass der sich am Samstag vollziehenden EU-Erweiterung - das sind die Themen, denen sich Lothar Martin im nun folgenden Sportreport widmet.

Bei der 68. Eishockey-Weltmeisterschaft, die dieser Tage in Prag und Ostrava/Ostrau ausgetragen wird, waren bis zum späten Dienstagabend die ersten Entscheidungen gefallen. Nach 19 der insgesamt 24 Vorrundenspiele hatten sich mit Tschechien, Deutschland, Lettland, Finnland, der Slowakei, Schweden, Österreich, der Schweiz und Kanada bereits neun Mannschaften für die Zwischenrunde qualifiziert. Kasachstan und Frankreich standen als erste Teilnehmer der Abstiegsrunde fest. Einer der erfolgreich ins WM-Turnier gestarteten Vertreter ist Ralph Krüger, der langjährige und sympathische Auswahlcoach des Schweizer Teams. Mit ihm hatte ich Gelegenheit, über seine ersten WM-Eindrücke zu sprechen.

"Ja, wir sind sehr gut eingestiegen hier. Vom ersten Tag an sind wir erfreut über die Herzlichkeit der Leute, die Voraussetzungen für die Spiele wurden professionell geschaffen, und die Halle ist natürlich eine Traumhalle. Und das bringt auch entsprechende Energie in die Gruppe hinein."

Viele Cracks, vor allem jene aus der NHL stöhnen über die ihrer Meinung nach zu große Eisfläche. Was ist Ihre Meinung: Wird es die WM der Schlittschuhläufer oder jener Mannschaften, die die beste Raumaufteilung haben. Oder rechnen Sie wieder damit, dass sich die kompakt zusammengesetzten Mannschaften durchsetzen werden?

"Am Ende werden es doch diejenigen sein, die am kompaktesten in der Defensive stehen. Gut, ich meine, es gibt sicher Spektakel in der Vorrunde, aber die, die sich im Viertelfinale durchsetzen, sind immer wieder die, die als Team in der Defensive auftreten, die gute Torhüterleistungen haben. Die große Eisfläche wird sicher für einige Spieler ein paar Probleme bereiten. Besonders die NHL-Cracks - davon sind sehr viele hier - werden einige Zeit brauchen, sich daran zu gewöhnen. Aber bis zum Viertelfinale sind auch sie dann voll und ganz dabei und am Ende gewinnt die Nation die Goldmedaille, die am besten und am kompaktesten hier auftritt."

Und was rechnen Sie sich für Ihre eigene Mannschaft aus?

"Ja, wir haben jetzt hier erst einen ganz kleinen Schritt gemacht. Es gibt noch sehr viel harte Arbeit, unser Traumziel ist wie immer das Viertelfinale. Und wenn das geschafft ist, dann ist alles möglich. Aber bis zum Viertelfinale ist es noch ein langer, weiter Weg. Wichtig nach dem ersten Spiel ist es jetzt, den Focus nicht zu verlieren. Denn wir müssen daran arbeiten, Punkte mitzunehmen für die nächsten Runde."

Über den Fortgang des WM-Turniers halten wir Sie in unseren Nachrichten sowie mit aktuellen Reportagen in unserem Tagesecho auf dem Laufenden. Ein umfangreiches Resümee über die WM-Tage von Prag und Ostrava ziehen wir dann in unserem nächsten Sportreport am 12. Mai. Aus nicht minder aktuellem Anlass aber möchte ich Sie, lieber Hörerinnen und Hörer, nun über ein Internationales Schüler-Fußballturnier informieren, das am 1. und 2. Mai im westböhmischen Frantiskovy Lázne/Franzensbad und im fränkischen Hof stattfindet. Was es mit diesem Turnier auf sich hat, das erfahren Sie aus dem folgenden Telefongespräch, das ich mit Gerald Prell, einem der Cheforganisatoren des Turniers und Projektleiter der Gesellschaft IDOR geführt habe:

Herr Prell, mit einer ziemlich außergewöhnlichen Aktion, nämlich wenn man so will gleich mit einer inoffiziellen Club-Europameisterschaft für Fußball kickende Schüler, wollen Sie, die Deutsch-tschechische Fußballschule in organisatorischer Zusammenarbeit mit Ihrer Organisation IDOR am 1. und 2. Mai im westböhmischen Frantiskovy Lázne/Franzensbad bzw. im fränkischen Hof die größte EU-Erweiterung aller Zeiten begehen. Wie ist der aktuelle Stand der Vorbereitungen? Werden die Teams aus allen zehn EU-Beitrittsländern wie von Ihnen beabsichtigt auch tatsächlich bei diesem Fußballturnier an den Start gehen?

"Wir haben alle großen Vorbereitungen soweit abgeschlossen, die Teams haben alle zugesagt, am Turnier teilzunehmen. Es freut uns also, dass wir von Flora Tallinn aus Estland bis Olympiakos Nikosia aus Zypern, dem FC Floriana aus Malta, mit Slavia Prag, Slovan Bratislava oder Wisla Kraków alle bekannten Teams zu unserer EM begrüßen können. Die Unterkunft ist sichergestellt ebenso wie die Teilnahme von Ehrengästen. Es werden der deutsche Bundesinnenminister Otto Schily wie auch die tschechische Schul- und Sportministerin Petra Buzková zugegen sein. Insofern geht es zurzeit nur noch um Kleinigkeiten."

Wer hatte eigentlich die Idee zu diesem Turnier? Vor welchem Hintergrund wurde sie geboren? Klar ist es die EU-Erweiterung, aber ich will fragen: Bei welchem Anlass kam man auf diese Idee?

"Die Idee entstand im letzten Herbst, als ich ein Gespräch mit dem Jugendleiter des FC Bayern München hatte. Dort wurde vereinbart, dass der FC Bayern München mit dem Pilotprojekt Deutsch-tschechische Fußballschule eine Kooperation eingehen möchte. Zum einen, was die Ausbildung der Trainer betrifft, zum anderen was die Ausbildung unserer Talente anbelangt. Der FC Bayern hatte zudem angeboten, dass er zur EU-Erweiterung seine E-Jugendmannschaft zu einem Turnier bereitstellen würde. Wir hatten dann ursprünglich geplant, ein kleines Turnier zu veranstalten, eigentlich eher mit bekannten Mannschaften aus der näheren Umgebung. Aus der Idee ist aber dann letztlich ein Erweiterungsturnier mit Mannschaften aus allen EU-Beitrittsstaaten geworden."

Wie war eigentlich das Echo in den einzelnen Ländern? War es zunächst etwas zurückhaltend oder war man gleich Feuer und Flamme für diese Idee?

"Das Echo war sehr unterschiedlich. Wir wollten das Projekt natürlich so angehen, dass die Clubmannschaften möglichst gleichberechtigt sind und hatten deshalb im vergangenen Dezember an die Botschaften eine Einladung geschickt. Und zwar mit der Ausschreibung für unser Turnier und mit der Bitte, die Einladung an die jeweiligen Fußballverbände weiterzuleiten, die sie dann wieder an die einzelnen Clubmannschaften weitergegeben haben. Die Anmeldungsformulare wurden noch kurz vor Weihnachten herausgeschickt und als ich dann aus dem Weihnachtsurlaub zurückkam, gab es auch schon die ersten Anmeldungen, die wir per Fax erhalten hatten. Die erste Mannschaft, die sich angemeldet hatte, war Olympiakos Nikosia. Das war insofern erstaunlich, dass es eine Mannschaft war aus dem Land, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte. Alles hat sich dann auch gut ergeben, was die anderen Mannschaften anbetraf. Am Ende gab es eigentlich nur noch Probleme mit der lettischen und der maltesischen Mannschaft. Dort mussten wir dann noch einmal direkt nachhaken, bei den beiden Fußballverbänden bzw. bei einigen Clubs, um auch Vertretern aus diesen Ländern eine Teilnahme zu ermöglichen."

Bei solch einer großen logistischen Leistung hofft man natürlich, dass dieses Turnier nicht eine einmalige Angelegenheit bleiben wird, auch wenn der Anlass sicher ein großer ist. Wie soll es danach weitergehen? Gibt es eventuell Vorstellungen in der Richtung, dass unter den Turnierteilnehmern eine Art Kooperation entsteht, dass man sich danach zu weiteren Turnieren in den jeweiligen Teilnehmerländern trifft?

"Also wir hoffen natürlich, dass der erste Kontakt, der jetzt durch dieses Turnier geschlossen wurde, keine Eintagsfliege bleibt, sondern dass wir natürlich auch Freundschaften zwischen den einzelnen Clubs aufbauen können. So haben wir auch schon Einladungen von anderen Clubs erhalten. Wir selbst planen, unser Turnier fortzusetzen, einfach deshalb, weil es sehr erfolgreich angelaufen ist und weil es die Bevölkerung hier vor Ort in der Grenzregion darauf aufmerksam macht, was alles mit dem Medium des Sports möglich ist. Für nächstes Jahr ist eine Fortsetzung des Turniers geplant. Wir rechnen damit, dass wir dann auch Mannschaften aus Westeuropa einladen können, um Europa gleichberechtigt darzustellen. Das diesjährige Turnier trägt den Namen ´Vereintes Europa´ und es soll durch die Tatsache, dass 140 Kinder aus elf Nationen daran teilnehmen, auch ausdrücken, dass es hier in der Tat um einen kleinen Europameister geht. Und wir hoffen natürlich, dass die Kinder vor allem Spaß am Fußball spielen haben, indem sie eben gegen verschiedene Mannschaften antreten, indem sie sich mit ihren Alterskollegen aus ganz Europa messen können und dadurch auch glücklich wieder nach Hause fahren werden."