Der Neujahrstag vor 25 Jahren bedeutete einen Neubeginn für 15 Millionen Tschechen und Slowaken. Die Tschechoslowakei, ihr gemeinsamer Staat, existierte nun nicht mehr. Am 1. Januar 1993 entstanden zwei neue, selbständige Staaten: die Tschechische Republik und die Slowakische Republik.
Tschechoslowakei 1920-1938 (Quelle: Public Domain)
Die Tschechoslowakei wurde nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1918
gegründet. Von 1939 bis zum Kriegsende 1945 war die staatliche
Kontinuität allerdings unterbrochen, als der tschechische Teil von Hitler
besetzt war und in der Slowakei ein eigener klerikal-faschistischer Staat
bestand.
Ein Meilenstein in der Entwicklung war das Jahr 1968. Damals wurde die Tschechoslowakische Sozialistische Republik föderalisiert, mit zwei eigenen Parlamenten in Prag und Bratislava sowie einem gemeinsamen föderalen Parlament.
Schon bald nach der politischen Wende von 1989 kam es allerdings zu Spannungen zwischen den beiden Teilen des gemeinsamen Staates. Es waren vor allem die Slowaken, die sich in der Tschechoslowakei unterdrückt fühlten und den tschechischen Zentralismus beklagten. Sie strebten nach Selbstbestimmung und wünschten sich einen eigenen Staat. Über den Zerfall der Tschechoslowakei entschieden jedoch nicht die Bürger selbst. Ein Referendum über die Zukunft der Tschechoslowakei wurde nicht abgehalten.
Václav Klaus und Vladimír Mečiar (Foto: Archiv der Stadt Brno)
Vielmehr bestimmten die Politiker das weitere Geschick beider Völker,
konkret die nationalistische HZDS von Vladimír Mečiar in der Slowakei und
die wirtschaftsliberale ODS unter Václav Klaus in Tschechien. Beiden waren
aus den zweiten freien Parlamentswahlen in der Tschechoslowakei im Juni
1992 als Sieger hervorgegangenen. Am 17. Juli beschloss der slowakische
Nationalrat die Unabhängigkeit seines Teils der Republik. Bei den
nachfolgenden Verhandlungen zwischen Mečiar und Klaus im August 1992 in
der Villa Tugendhat in Brno / Brünn wurde der Ablauf der Staatsteilung
besprochen. Am 1. Januar 1993 erfolgte dann eine friedliche Trennung der
Tschechen und der Slowaken.
Radio Prag hat anlässlich des 25. Jahrestags dieses Ereignisses eine
vierteilige Serie ausgestrahlt. Der politische Weg zur Trennung, die
Einstellung der Tschechen und der Slowaken zur Europäischen Union sowie
das Leben der slowakischen Minderheit in Tschechien waren die Themen in den
ersten drei Folgen der Serie. Im Neujahrsprogramm können Sie nun diese
Teile noch einmal hören.