Vor 240 Jahren wurde die Bibliothek im Klementinum für Öffentlichkeit eröffnet

Klementinum (Foto: Martina Schneibergová)

Im Barockbau Klementinum im historischen Prager Stadtzentrum hat die Tschechische Nationalbibliothek ihren Sitz. In diesen Tagen ist in der dortigen Spiegelkapelle eine Ausstellung zu sehen, die an ein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Bibliothek erinnert: Vor 240 Jahren ermöglichten kaiserliche Dekrete, dass die Bibliothek auch für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Petr Kroupa ist Direktor der Tschechischen Nationalbibliothek.

Spiegelkapelle des Klementinums  (Foto: Martina Schneibergová)
Herr Kroupa, im Klementinum wurde eine Ausstellung mit dem Titel „Was ist Maria Theresia gelungen“ eröffnet. Was ist ihr damals vor 240 Jahren gelungen?

„1777 hat Maria Theresia hier im Klementinum eine öffentliche Bibliothek gegründet. Eine Bibliothek also, die jeder besuchen und dort auch studieren konnte.“

Das Klementinum dient schon seit Jahrhunderten als Bildungszentrum. Wie sah es aber Ende des 18. Jahrhundert aus?

„Hier wurde sogar schon im 13. Jahrhundert ein Dominikanerkloster gegründet. Die von den Mönchen eröffnete Schule mit der Bibliothek verschmolz später mit der Universität, die 1348 gegründet wurde. 1556 richteten die Jesuiten auf dem Gelände des früheren Dominikanerklosters ein Kolleg ein, das den Namen Klementinum bekam. Während dieser Zeit entstand hier eine große Bibliothek. 1616 wurde das Klementinum zur katholischen Universität erhoben. Diese wurde einige Jahrzehnte später mit der Karlsuniversität vereinigt.“

Nach der Auflösung des Jesuitenordens hat Maria Theresia die wichtige Entscheidung zur Bibliothek getroffen. Woher kommen die Buchbestände im Klementinum?

Ausstellung im Klementinum  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ja damals kam es zur Vereinigung von vier Bibliotheken. Die Idee stammte vom böhmischen Grafen František Josef Kinský. Er hatte mit der Kaiserin verabredet, dass seine Stammbibliothek und seine Privatbibliothek mit der jesuitischen Bibliothek hier im Klementinum vereinigt werden sollten. Der Orden hatte sich vier Jahre zuvor aufgelöst. Und hier im Klementinum befanden sich viele Bücher aus den aufgelösten Kollegien in den böhmischen Provinzen. Und die vierte war eine öffentliche Bibliothek der Karl-Ferdinand Universität im Karolinum. Schließlich wurden diese vier Bibliotheken im Jahr 1777, also vor 240 Jahren hier im Klementinum vereinigt.“

War es üblich eine öffentliche Bibliothek einzurichten?

„Ja, das war damals Mode. Es war auch nicht die erste in der Stadt. Sogar die Karolinische Universitätsbibliothek wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aber das Neue hierbei war, dass es eine sehr große Bibliothek in passenden Räumlichkeiten war, die auch noch vier Tage die Woche geöffnet war.“

František Josef Kinský  (Foto: Martina Schneibergová)
Weiß man, wie der Betrieb damals aussah? Wie viele Besucher kamen täglich?

„Das wissen wir leider nicht. Es gibt jedoch Gesetze bzw. Regeln, die für uns heute zum Teil etwas befremdlich scheinen. Aber wir haben kein genaues Bild davon, wie der Alltag ablief.“

Was alles ist in dieser Ausstellung zu sehen? Werden Originaldokumente ausgestellt?

„Ja, aber nicht so viele. Wir haben dort ein Gemälde vom Gründer der Bibliothek, dem Grafen Kinský. Dann ist dort der Erlass zur Gründung sowie einige der Regeln, die ich bereits erwähnt hatte, zu sehen.“

Warum ist die Ausstellung nur so kurz zu sehen?

"In dieser Kapelle finden eigentlich Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Unsere Ausstellung möchte nur kurz auf das Jubiläum hinweisen und die Öffentlichkeit damit bekannt machen.“

Kann man sagen, dass wir diese Bibliothek Graf Kinsky verdanken?

Die Ausstellung in der Spiegelkapelle des Klementinums läuft nur bis Samstag, dem 11. Februar.

„Ja, genau so kann man das sagen.“