Ungeahnte Kreativität von Olympia: Nationalmuseum stellt historische Plakate aus

Foto: Archiv des Prager Nationalmuseums

Eine der größten Sammlungen von Plakaten zum Thema Sport befindet sich im Archiv des Prager Nationalmuseums. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro hat das Museum eine Ausstellung eröffnet, in der eine Reihe von Plakaten zu den vergangenen olympischen Spielen zu sehen ist. Zudem werden Gegenstände und Archivalien zum Thema olympische Sommerspiele gezeigt.

Foto: Archiv des Prager Nationalmuseums
In den Räumlichkeiten des Nationaldenkmals auf dem Hügel Vítkov ist eine Sammlung von Plakaten zu sehen. Die graphischen Arbeiten spiegeln die Zeitepoche wider, in der sie entstanden sind. Zudem dokumentieren sie den Aufschwung der olympischen Bewegung. Für die ersten olympischen Spiele gab es kein Plakat, als Plakat wurde lediglich die Titelseite des Programmheftes benutzt. Diese ist auch in der Ausstellung zu sehen. Das erste offizielle Plakat wurde erst 1912 für die Spiele in Stockholm entworfen. Lenka Swierczeková ist Kuratorin der Ausstellung:

„Das Plakat wurde in drei Größen und 16 Sprachen hergestellt. Zu sehen ist hier das größte Plakat.“

Lenka Swierczeková  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Das Plakat, auf dem ein halbnackter Männerkörper zu sehen ist, hielten jedoch einige Länder für skandalös. Es wurde damals in 30 Länder verschickt, in einigen davon war es jedoch verboten.

Politik beeinflusst Gestaltung der Plakate

Auf die Gestaltung der Plakate wirkte sich oft auch die politische Situation aus: Dies gilt vor allem für das Plakat von 1936, sagt die Kuratorin.

„Dieses Plakat war für die Spiele 1936 in Berlin bestimmt. Damals wurden gleich mehrere Plakate entworfen. Jedes offizielle Plakat zeigte dabei die Reiterstatue vom Brandenburger Tor in Berlin.“

Vor den olympischen Spielen in Berlin wurde zum ersten Mal das olympische Feuer aus dem griechischen Olympia bis nach Deutschland gebracht. In der Ausstellung wird die Originalfackel von den ersten Sommerspielen nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, die 1948 in London stattfanden.

Poster für die Spiele in Los Angeles  (Foto: ČT24)
Die Plakate für die olympischen Spiele wurden manchmal auch von namhaften Künstlern entworfen. Auf dem Poster für die Spiele in Los Angeles springen beispielsweise etwas kubistische Pferde über die Hürden einer Laufbahn. Die Kuratorin:

„Das ist ein Plakat für die Sommerspiele von 1984, an denen die Sportlerinnen und Sportler aus der Tschechoslowakei nicht teilnehmen durften. Genauso wie die Athleten aus anderen Ländern des Ostblocks. Damals hatten die Veranstalter 16 Künstler angesprochen, die 15 Plakate entwarfen. Das ausgestellte Stück stammt vom bekannten Maler des Pop Art, Roy Lichtenstein.“

Athleten vor Verführungen gewarnt

Flugblatt von der Gesellschaft für die Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten  (Foto: ČT24)
Vor der Reise zu den olympischen Spielen wurden die tschechoslowakischen Teilnehmer manchmal auch vor eventuellen Gefahren am Austragungsort gewarnt. Die Kuratorin macht auf ein Dokument aufmerksam, mit dem sich das Tschechoslowakische Olympische Komitee im Jahr 1928 an die Athleten wandte:

„1928 erhielten die Sportler vom Komitee und von der Gesellschaft für die Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten ein Flugblatt. Darin wurden sie darauf aufmerksam gemacht, dass es in Amsterdam sehr gefährlich sei. Die Sportler sollten gut aufpassen und an ihre Frauen und Freundinnen denken, um neben den Medaillen nicht auch noch Krankheiten mit nach Hause zu bringen.“

Foto: ČT24
In dem Text des Tschechoslowakischen Olympischen Komitees hieß es unter anderem:

„Sie kommen in eine große Hafenstadt. Dort treffen alle Völker der Welt zusammen. Es gibt dort viel Reichtum, aber auch viel Verführung. Vergessen Sie wegen einem Augenblick Unterhaltung nicht Ihre Zukunft.“

Kunst als olympische Disziplin

Die Ausstellung erinnert zudem an die Zeiten, als es bei den olympischen Spielen neben Sportwettbewerben auch Wettbewerbe für Künstler gab. Zum ersten Mal konnten sie 1912 bei den olympischen Sommerspielen in Stockholm ihre Kräfte messen: in der Architektur, Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei. František Kolář ist Historiker und Vizevorsitzender des Tschechischen Olympischen Komitees:

Plastik des mordenden Odysseus von Jakub Obrovský  (Foto: Archiv der Prager Städtischen Galerie)
„Die Kultur ist dank Pierre de Coubertin, der sich für die Wiederbelebung der Olympischen Spiele einsetzte, ein Bestandteil der Veranstaltung geworden. Er sagte immer, dass die olympischen Spiele nicht nur ein reines Sportereignis, sondern eine Verbindung von Geist und Körper sein sollten.“

Die Kunst hatte zudem das Ziel, das Interesse der breiten Öffentlichkeit für die Spiele zu wecken. Gerade deshalb ist für die Sommerspiele in Stockholm 1912 das erste Plakat entworfen worden. Für die tschechoslowakischen Künstler waren die olympischen Spiele in Los Angeles 1932 am erfolgreichsten. Der tschechische Komponist und Geiger Josef Suk nahm damals mit seinem Festmarsch der Sokol-Turner am Musikwettbewerb teil. Für das Stück mit dem Titel „V nový život“ (zu Deutsch „Ins Neue Leben) gewann er die Silbermedaille. Bei denselben olympischen Spielen setzte sich auch der Bildhauer Jakub Obrovský durch. Für seine Plastik des mordenden Odysseus erhielt er in den USA eine Bronzemedaille. Vier Jahre später gab es eine dritte Medaille für die tschechoslowakischen Künstler. František Kolář dazu:

Die Ausstellung der olympischen Plakate ist im Nationaldenkmal auf dem Hügel Vítkov in Prag bis 4. September zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

„Die letzte olympische Medaille im Kulturbereich gewann der Komponist Jaroslav Křička im Fach Kammermusik für seine Bergsuite. Das war 1936.“

Mitglieder der olympischen Künstlerkommissionen waren damals oft namhafte Persönlichkeiten. 1924 in Paris waren die Kommissionsmitglieder der Komponist Igor Strawinski und die schwedische Nobelpreisträgerin für Literatur, Selma Lagerlöf. Das Internationale Olympische Komitee stellte 1949 die olympischen Kunstwettbewerbe ein. Diese wurden dann durch Kunstfestivals ersetzt.