Rudolf II. und die Prager Burg

Rudolf II.
0:00
/
0:00

Vor einer Woche, am 20. Januar, jährte sich der Todestag des Kaisers Rudolf II. zum 400. Mal. Der Herrscher war bekannt dafür, namhafte Künstler und Wissenschaftler nach Prag eingeladen zu haben. An Rudolf II. erinnern heute zahlreiche Sehenswürdigkeiten an verschiedenen Stellen in Prag.

Rudolf II.
Die Kunsthistorikerin Eliška Fučíková ist Expertin für Rudolf II. und seine Zeit. Im Rahmen der Ausstellung, die anlässlich des 400. Todestags von Rudolf II. auf der Prager Burg bis zum 29. Januar zu sehen ist, hielt sie einen Vortrag über Rudolfs Leben in Prag. Zum ersten Mal besuchte Rudolf von Habsburg Prag im Jahre 1562. Damals war der künftige Kaiser zehn Jahre alt und nahm in Prag an der Krönung seines Vaters Maxmilian II. zum böhmischen König teil. Der Expertin zufolge wohnte Rudolf damals aber noch nicht im königlichen Palast auf der Prager Burg:

„Er wurde im Palais Rosenberg untergebracht, der damals vollkommen eingerichtet war. Auf der Prager Burg gab es nicht genügend Räumlichkeiten, um die vielen Gäste während der Krönung unterzubringen. Familie Rosenberger stellte deshalb den Gästen ihren Palast zur Verfügung. Das war Rudolfs erster Besuch in Prag. Und er war sehr wichtig. Denn er erkannte, dass die Prager Burg ein schönerer Ort war, als die Wiener Residenz inmitten der Stadt. Die imposante Prager Burg stand über der Stadt und hatte den Habsburger beeindruckt. An dem Ausbau der Burg hatten sich sowohl die Jagiellonen, als auch die ersten zwei Generationen der Habsburger beteiligt. Vor allem Ferdinand I. trieb die Umbauten voran.“

Maximilian II.
Rudolf sei stark durch die Erziehung in Spanien beeinflusst worden, wohin er 1563 mit seinem Bruder Ernst geschickt wurde und dort sieben Jahre verbrachte. Als er nach Österreich zurückkehrte, bemühte sich Rudolfs Vater Maximilian II. sehr, dem Sohn Böhmen näher zu bringen. 1575 wurde Rudolf dann zum böhmischen König gekrönt. Kurz darauf, nach dem Tod seines Vaters wurde er außerdem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Seit seiner Krönung zum böhmischen König habe Rudolf viel Zeit in den Böhmischen Ländern verbracht, erzählt die Kunsthistorikerin. 1583 verlegte er dann seinen Sitz nach Prag.

„Der Palast, der Rudolfs Residenz wurde, umfasste den ganzen westlichen Teil der Südseite der Prager Burg. Zuerst ließ er jedoch den Weißen Turm, der zuvor als Gefängnis diente, umbauen. Der Raum wurde vom Hofmaler Bartholomäus Spranger geschmückt. Eine der Fresken ist erhalten geblieben.“

Spanischer Saal  (Foto: CzechTourism)
Im Süden des heutigen zweiten Burghofs entstand der so genannte „Sommerpalast“, der mit Ferdinands älterem Palast verbunden wurde. Der Haupteingang befand sich damals rechts hinter dem Matthiastor. Diese südlichen Gebäude waren die Grundlage für die heutigen Repräsentationsräume der Prager Burg. Im Norden des zweiten Burghofs wurde das so genannte „Nördliche Gebäude“ erbaut, in dem geräumige Stallungen für Hunderte von Pferden errichtet wurden. Über den Stallungen entstanden Säle für die Kunstsammlungen des Kaisers: die Rudolfsgalerie und der heutige Spanische Saal.

Elisabeth von Österreich
„Der heutige Spanische Saal, der früher der Neue spanische Saal genannt wurde, sollte nach Rudolfs Vorstellungen als eine Art Glyptothek dienen. Die Skulpturensammlungen wurden aber nie dorthin überführt. An einem Bild aus dem Jahr 1620 ist zu sehen, wie der Saal bei feierlichen Gelegenheiten genutzt wurde. Dort, wo heute im Saal Spiegel hängen, standen zu Rudolfs Zeiten noch Statuen von dem Bildhauer Adrian de Vries.“

Nicht nur Rudolf II. arbeitete am Ausbau des Palastes. Bei den Plänen für den Umbau der Prager Burg half ihm auch seine Schwester Elisabeth, die französische Königin war. Als Witwe zog sie nach Prag um.

„Dank ihr wurde die ausgebrannte Allerheiligen-Kapelle wieder in Stand gesetzt. In der Kapelle sind Gemälde erhalten geblieben, die Elisabeth aus Frankreich mitgebracht hatte. Der ursprünglich gotische Bau verlor nach dem Brand zwar das Netzgewölbe, wurde aber von Elisabeth gerettet und diente dann als Palastkapelle.“

Ägidius Sadeler
Anhand eines Stichs von Ägidius Sadeler aus dem Jahr 1606 kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie der mit der mit der Kapelle verbundene Vladislav-Saal in der Zeit von Rudolf II. ausgesehen hatte. Den Saal habe man „Platz“ genannt, weil er ein öffentlicher Raum gewesen war:

„Auf Sadelers Bild ist in der Mitte des Saals eine persische Delegation zu sehen, die zu Besuch nach Prag kam. Im Saal ist es sehr lebendig, denn der Raum diente als ein Kunstmarkt. Einer der Künstler, der zu sehen ist, ist wahrscheinlich der Maler Roelant Savery. Er bietet dort seine Graphiken an. Auf dem Markt kauften Besucher Souvenirs, Goldschmuck, aber auch Musikinstrumente. Der Saal wurde aber auch von Prager Künstlern besucht, die dort Vorlagedrucke für ihre Werke kaufen konnten. Diese verbreiteten die rudolfinische Kunst dann weiter in ganz Böhmen.“

Goldenes Gässchen
Unter Rudolf II. ist auch eine sehr kuriose Sehenswürdigkeit auf der Prager Burg entstanden: das Goldene Gässchen. Ein Gässchen entlang der Wehrmauer, gesäumt mit kleinen Häusern.

„Rudolf erlaubte den Burgschützen, den Gang zu nutzen, der durch die Mauer führte. Sie haben ihn erweitert, die Häuschen gebaut und damit diese Prager Kuriosität geschaffen. Das Gässchen bekam seinen Namen aber nicht nach den Alchemisten, wie manchmal behauptet wird. Höchstwahrscheinlich hat der Name einen anderen Ursprung. Im Mittelalter befanden sich dort, wo das Gebäude der Burggrafschaft steht, Werkstätten der Goldschmiede. Das Gässchen wurde darum ´Zlatnická´ – also Goldschmiedgässchen genannt. Erst später wandelte sich der Name zu ´Zlatá´ – also zum Goldenen Gässchen.“

Rudolf-Stollen
Kaiser Rudolf II. plante zudem den Ausbau des Löwenhofs, in dem exotische Tiere gehalten wurden. Erweitert wurden zu der Zeit auch Einrichtungen, in denen exotische Früchte gezüchtet wurden – wie die Orangerie oder das Feigenhaus. An den Kaiser erinnert bis heute aber auch eine technische Sehenswürdigkeit, die seinen Namen trägt und unweit der Burg erbaut wurde.

„Der Rudolf-Stollen wurde errichtet, um Wasser aus der Moldau in den Teich von Bubeneč zu leiten. Die Mühle, die dort stand, ließ Rudolf erweitern und in eine Schleiferei umbauen, in der wertvolle Steine bearbeitet wurden. Der Stollen ist erhalten geblieben, genauso wie eine Zeichnung, die seinen Grundriss darstellt. Beendet wurde der Bau 1593.“

Es gibt den Mythos, dass Rudolf II. keine besondere Beziehung zur Religion gehabt habe und sich wenig um Sakralbauten kümmerte. Das ist jedoch falsch, so die Kunsthistorikerin.

„Diese Annahmen entsprechen nicht der Wirklichkeit. Er unterstützte beispielsweise großzügig den Umbau der Thomaskirche. Das war eine der Kirchen mit kaiserlicher Schirmherrschaft. Er unterstützte außerdem die Jakobskirche und beispielsweise die Rochuskirche auf dem Strahov wurde unter Rudolf II. gebaut.“

Damit sind wir fast am Ende des heutigen Spaziergangs angelangt. Rudolf II. lud nach Prag nicht nur namhafte Künstler, sondern auch Astronomen ein. Bestimmt kennen Sie wenigstens einen dieser Wissenschaftler. Den Namen können Sie uns schreiben, denn so lautet die heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie eine CD mit Musik von Antonín Dvořák gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2. Sie können uns auch eine Mail schicken – an [email protected].

Die richtige Antwort auf die Frage von der Dezember-Sendung lautet: Jaroslav Seifert, ein Buch über Prag geht diesmal an Frank Dietze.