Kovarov/Südböhmen will "Europäisches Dorf 2006" werden

Kovarov, `Dorf des Jahres 2004` (Foto: mesta.obce.cz/)

Versprechen soll man halten, und somit ist auch klar, wohin Sie diesmal im nun folgenden Regionaljournal eingeladen werden. Vor zwei Wochen nämlich kündigte Jitka Mladkova einen Exkurs in das südböhmische Kovarov an, und genau dorthin begeben wir uns jetzt. Und warum ausgerechnet nach Kovarov? Das sagt gleich zur Einleitung der neuen Folge dieser Sendereihe der Bürgermeister dieser Gemeinde höchstpersönlich.

"Da unsere Gemeinde Kovarov zum `Dorf des Jahres 2004` gekürt wurde, bin ich als Bürgermeister zum Direktor des neuen Wettbewerbsjahrgangs geworden. Meine Hauptaufgabe in diesem Ehrenamt ist es, gemeinsam mit dem Vorbereitungskomitee zunächst die einzelnen Ausscheidungen auf der Landkreisebene zu koordinieren und anschließend auch die Gutachterbesuche in den Gemeinden vorzubereiten, die in der ersten Wettbewerbsrunde erfolgreich waren. Im Oktober soll dann der Sieger 2006 ausgerufen werden."

Das sagte gegenüber Radio Prag der frischgebackene Leiter des Wettbewerbs "Dorf des Jahres 2006" Pavel Hroch. Ihm sind damit die virtuellen "Machtinsignien", wie es bei der Ausrufung des neuen Jahrgangs hieß, überreicht worden. Ein guter Grund, um etwas mehr über das "schönste Dorf 2004" zu erfahren.

Mit dieser südböhmischen Melodie haben wir uns direkt in die Region versetzt, nämlich ins hügelige Grenzgebiet zwischen den Landkreisen Südböhmen und Mittelböhmen. Die Anfänge der Gemeinde Kovarov, wie mir Bürgermeister Hroch mit Vergnügen erklärt, liegen um das das 1220. Auf den ersten Blick ist es ein Dorf, wie es in Tschechien viele andere gibt. Es hat aber doch etwas, was nicht alle haben:

"Das Besondere unserer Gemeinde besteht darin, dass sie sich in insgesamt 17 Ortsteile gliedert. Kovarov hat nur 1500 Einwohner, zählt mit einer Fläche von 5100 Hektar jedoch zu den größten Gemeinden im Landkreis Südböhmen."

Und nicht nur das. Kovarov gehört keiner Industriezone an, im Gegenteil. Aber das bringt nicht nur Positives mit sich: Die Region bietet nur wenige Arbeitsgelegenheiten, die Arbeitslosenquote liegt dauerhaft bei neun Prozent. Trotzdem gedeiht hier ein vielfältiges und aktives gesellschaftliches Leben. Ein Beispiel für viele:

"In unserer Gemeinde fand im vergangenen Jahr bereits zum zehnten Mal das Südböhmische Folklorefestival statt, das nicht nur in Südböhmen, sondern landesweit ein großes Renommee hat. Davon zeugt nicht zuletzt auch die Tatsache, dass das Festival in die offizielle Liste der 57 wichtigsten Kulturereignisse Tschechiens auf dem Volkskunstgebiet eingetragen wurde."

Das ist also Kovarov, "Dorf des Jahres 2004", das sich aber keineswegs auf seinen Sieger-Lorbeeren ausruhen will. Auch in diesem Jahr nimmt es wieder an dem Prestigewettbewerb teil. Darüber hinaus avancierte Kovarov zum Repräsentanten der Tschechischen Republik beim internationalen Wettbewerb um das schönste Dorf Europas. Die Anmeldung wurde bereits an die Veranstalter nach Wien geschickt.

Kovarov  (Foto: CTK)
Als der Wettbewerb um den Titel "Dorf des Jahres" vor 12 Jahren zum ersten Mal im Rahmen des Regierungsprogramms zur Erneuerung der ländlichen Regionen ausgerufen wurde, meldeten sich landesweit nur ein paar Dutzend Gemeinden zur Teilnahme an. Mit jedem neuen Jahrgang waren es dann immer mehr und 2005 waren bereits über 250 Gemeinden mit von der Partie. Wann ist Kovarov in das Projekt eingestiegen?

"Das Programm der Erneuerung der ländlichen Regionen kann in diesem Jahr mittlerweile auf eine 15-jährige Geschichte zurückblicken. Kovarov hat sich vor acht Jahren angeschlossen und sich seitdem jedes Jahr am Wettbewerb beteiligt. Unser Weg zum Erfolg hatte mehrere Etappen. Im Rahmen der Spielregeln konnten wir zunächst das Weiße Band erringen. Die zweite Stufe unseres Erfolgs war das Blaue Band und schließlich kam das Finale mit dem Goldenen Band als höchste und begehrteste Auszeichnung."

Es ist natürlich nicht leicht, die Mitbürger für die Sache zu gewinnen. Ohne sie kann ein Bürgermeister aber kaum etwas anfangen. Wie ist es Petr Hroch in Kovarov gelungen?

Kovarov  (Foto: CTK)
"Das stimmt, dass es manchmal sehr schwer ist, Menschen zu motivieren, aber dank der bunten Vereinstätigkeit machen das unsere Leute praktisch von selbst. Es liegt ihnen daran, dass das Dorf, in dem sie leben, ihnen auch gefällt, und so legen sie gerne auch selbst Hand mit an, z.B. wenn es darum geht, eine Allee anzulegen oder den öffentlichen Raum herauszuputzen. Man muss sie da gar nicht mehr speziell motivieren."

Leicht gesagt, ganz bestimmt aber nicht ganz leicht getan! Man muss sich schon fragen, warum es in manchen Gemeinden fast wie geschmiert klappt und in manchen hingegen gar nicht. Kovarovs Bürgermeister Hroch dazu:

"Ich denke, dass man ganz bestimmt auch Spaß am Wettbewerb mit den anderen Gemeinden haben muss. Hier geht es obendrein um einen Prestigewettbewerb! Mir persönlich als ehemaligem Sportler macht es Spaß zu gewinnen. Das ist meiner Meinung nach eine der möglichen Motivationen, die Menschen dazu bewegt, sich an diesem Projekt zu beteiligen und dabei womöglich das höchste Ziel zu erreichen."

Es wäre aber falsch zu glauben, das Kovarov nur und allein auf sich konzentriert ist:

"Ich bin stolz darauf, dass wir auch an einem grenzüberschreitenden Projekt teilnehmen. Amtlich spricht man vom ´Interreg 3 A´ und es geht dabei um die Zusammenarbeit zwischen Südböhmen und Oberösterreich. Im Rahmen des Projektes hat sich Kovarov gemeinsam mit den Gemeinden Novosedly nad Nezarkou und Weiben zu einer Mikroregion zusammengeschlossen. Darüber hinaus pflegen wir seit über zehn Jahren die Partnerschaft mit Seftigen in der Schweiz. Es ist keineswegs eine nur auf Papier festgeschriebene Partnerschaft. Es geht um einen intensiven Austausch. Unsere Mitbürger haben in Seftigen, das zweieinhalb Tausend Einwohner hat, intensive Freundschaftsbeziehungen geknüpft. Gute Kontakte unterhalten auch unsere Schulen. Jedes Jahr statten wir uns einen Besuch ab. In dem einem Jahr kommen sie nach Tschechien, in dem nächsten fahren wir dorthin."

Abschließend darf natürlich der - sagen wir - Exportartikel von Kovarov nicht unerwähnt bleiben, die Volksmusik. Das 1984 gegründete Folkloreensemble Kovarovan, das sowohl Tanz-, Gesangs- und Theatervorstellungen in seinem Programm hat, hat sich der Pflege der alten volkstümlichen Traditionen der Region verschrieben. Für diejenigen, die mithören können, ist hier ein authentisches Volkslied aus Südböhmen in der Darbietung des Ensembles Kovarovan.