Jindrichuv Hradec / Neuhaus

Jindrichuv Hradec (Foto: Archiv Radio Prag)

Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Regionaljournal, diesmal wieder eine Quizsendung. Wie vielleicht schon manche von Ihnen wissen, berichten wir immer im jeden ersten Regionaljournal des Monats über eine der acht tschechischen Städte, die sich in der Vereinigung Tschechischen Inspiration zusammengeschlossen haben. In den zwei vergangenen Ausgaben haben wir bereits über Policka und Kutna Hora berichtet, heute besuchen wir das südböhmische Jidrichuv Hradec/Neuhaus. Die Gewinner der letzten Quizfrage verraten wir Ihnen wie gewohnt, am Ende dieses Regionaljournals. Durch die Sendung führen Sie Olaf Barth und Dagmar Keberlova.

Jindrichuv Hradec  (Foto: Archiv Radio Prag)
Die Region Südböhmen ist sicher eines der Gebiete der Tschechischen Republik, das am meisten von der Öffnung der Grenzen im Jahre 1989 profitiert hat. Hiermit öffneten sich vor allem im Böhmerwald große Flächen von unberührter Natur, die zu einem der beliebtesten Urlaubs- und Wandergebiete in Tschechien wurden. Und daraus zog ihren Nutzen auch die Stadt Jindrichuv Hradec/Neuhaus ihren Nutzen, die gemeinsam mit Cesky Krumlov und Telc zu den schönsten Südböhmens gehört. So wie einst in der Geschichte, wo sie Sitz der Adelsgeschlechte der Herren von Hradec und später der Grafen von Slavata und Czernin war, gewinnt die Stadt auch heute aufgrund ihrer günstigen Lage fast in der Mitte zwischen Prag und Wien wieder an Bedeutung.

In Jindrichuv Hradec kommt das Historische und das Moderne zusammen, sie ist eine der Städte, wo man hinkommt und sieht, das sie die Moderne und die Geschichte respektiert. Jindrichuv Hradec verdient die Ehre, dem Bund der schönsten tschechischen Städte anzugehören, sie hat es als letzte Stadt noch geschafft, der Tschechischen Inspiration beizutreten. Jindrichuv Hradec sind aber keineswegs nur schön renovierte Häuser mit viel Geschichte, die Stadt lebt auf allen Seiten. Das Angebot ist hier immer reich, sagte Radio Prag bei unserem Besuch die Leiterin des Informationszentrums Zuzana Bedrnova. An kulturellen und sportlichen Veranstaltungen mangelt es das ganze Jahr nicht, die meisten sind für die Sommermonate vorgesehen. Eine der Veranstaltungen, die nicht für die touristische Hauptsaison geplant waren, war beispielsweise der 34. Jahrgang des Festivals Concertino Praga, der bereits im Juni stattfand. Weitere Veranstaltungen warten noch, erzählt Zuzana Bedrnova:

"Im Juli findet in Jindrichuv Hradec ein großes Musikfestival der Folkmusik statt. Weiter möchte ich die Besucher zu den Festlichkeiten von Adam Michna einladen, der hier in Jindrichuv Hradec tätig war. Die wunderschönen Konzerte sind eine Erinnerung an ihn, diese finden statt in der Kappelle der heiligen Marie Magdalena sowie an weiteren Orten, im Museum oder im Schloss."

Es bieten sich Frau Bedrnova zufolge auch sportliche Aktivitäten an und vor allem jetzt im heißen Sommer ist auch der Besuch eines Bads bestens zu empfehlen. Das Bad in Jindrichuv Hradec sei dadurch besonders, dass man hier nicht nur in das kühle Wasser eintauchen kann, sondern gleichzeitig auch in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, denn das Schwimmbad ist im Stil dieser Jahre, der ersten Republik eingerichtet. Viele weitere interessante Möglichkeiten bieten sich in der Stadt, aber auch in der Umgebung an. Etwas tatsächlich Besonderes verrät Ihnen jetzt Frau Bedrnova jetzt selbst:

"Ich glaube, dass dies eines der attraktivsten Dinge bei uns überhaupt ist und gleichzeitig handelt es sich um eine Rarität. Ein lebendiges technisches Denkmal ist die Schmalspurbahn, die von Jindrichuv Hradec aus in zwei Richtungen fährt, nach Nova Bystrice und nach Obratan. Attraktiver ist bestimmt die Richtung Nova Bystrice, weil diese in die Region des sog. Tschechischen Kanadas fährt. Ceska Kanada ist ein wunderschönes Naturgebiet mit tiefen Wäldern und unbeschädigter Natur. Die Fahrt mit der Dampflok ist ein einmaliges Erlebnis, die Wagen sind historisch erhalten, renoviert und es kann sogar passieren, dass sie bei der Fahrt im Westernstil überfallen werden können."

Dies empfiehlt Frau Bedrnova vor allem für Familien mit kleinen Kindern. Aber diejenigen, die gerne mit dem Rad unterwegs sind, finden hier die besten Bedingungen. Bei der Erwähnung von Radwegen wollte ich wissen, wie es hier mit diesem sehr beliebten Sport aussieht. Es gäbe bereits genug Radwege und weitere werden gebaut, bestätigt mir Frau Bedrnova. Es gibt einen, der "Green Ways" heisst, der - wie vorher schon bei der geschichtlich berühmten Strecke Prag-Wien erwähnt, auch diese zwei Städte verbindet. Auf die Frage, wie viele Menschen denn die Region um Jindrichuv Hradec besuchen würden, antwortet Frau Bedrnova, dass sie keine konkreten Zahlen haben, nur wüssten sie, dass in der Sommersaison ihr Informationszentrum an die 500 Menschen pro Tag besuchen. Das ist eine beträchtliche Zahl, muss man sagen.

Auch um ausländische Gäste wird gut gesorgt, die sprachliche Ausstattung mit Englisch und Deutsch ist selbstverständlich. Wir haben bei unserem Regionaltrip all die wichtigen Sehenswürdigkeiten besucht und es gibt in Jindrichuv Hradec so viele, dass wir ihnen nicht einmal von allen erzählen können. Ein ungeplanter Teil war der Besuch des Wasserschlosses Cervena Lhota, dass uns Frau Bedrnova als eines der schönsten in Südböhmen empfohlen hatte. So haben wir nicht lange überlegt und sind dort hingefahren. Wie sonst, hat es hat sich ausgezahlt.

Schloss Cervena Lhota ist für alle, die nach Jindrichuv Hradec kommen, ein Muss. Es ist ca. 15 Kilometer von der Stadt entfernt und ist wirklich bezaubernd, ein idealer Ort, um sich auszuruhen und in die Geschichte zurückzukehren. Die unglaublichen Aussichten vom Inneren des Schlosses auf den ruhigen, im Grünen gelegenen See erwecken bestimmt große Wünsche in jedem Besucher, hier zum Beispiel nur einmal zu übernachten und in der Früh direkt im Schlossgarten aufzuwachen. Aber zurück nach Jindrichuv Hradec, so wie auch wir es gemacht haben, denn wir haben noch gar nicht das Schloss der Stadt selbst, sein berühmtes Rondell und eine Weltrarität, die Kryza-Krippe gesehen. Die Kryza-Krippe ist das meistbesuchte Objekt des Museums von Jindrichuv Hradec, sagte uns einer seiner Historiker:

"Die Kryza-Krippe wurde in das Guinness Buch der Weltrekorde im Jahre 1998 als größtes mechanisches Bethlehem in der Welt eingetragen. Es hat eine Fläche von 62 Quadratmeter. Von der Szene in der Mitte, der ältesten, wo man die Geburt Christi sieht, ist links das Bethlehem mehr israelisch, mehr authentisch. Rechts ist das Volks - Bethlehem, dass Tschechien abbilden soll, das sieht man an der Natur, an den Handwerkern, am Gewand."

Jindrichuv Hradec  (Foto: CzechTourism)
Der Historiker erzählt uns weiter, dass Tomas Kryza, Autor des Bethlehems, ein Strümpfemacher von Jindrichuv Hradec war. Er begann mit dem Bau als er 17 war und mit 77, im Jahre 1915 war er fertig. Früher war Bethlehem in 11 Teile aufgeteilt und die Figuren wurden nur zu Weihnachten eingesetzt. Ursprünglich hat man mit einer Klinke drehen müssen, einen Motor hat dann erst später, im Jahre 1935, der Sohn von Tomas Kryza zusammen mit einem katholischen Priester, eingefügt und ihn dann der Stadt geschenkt. Heute steht der Bethlehem im Museum der Stadt und ist absolut sehenswert, so wie viele andere Dinge wie alte Bücher, der Saal von Emma Destin etc., die Sie aber, liebe Freunde, nun mehr selbst entdecken müssen, wenn Sie sich auf die Spuren der Tschechischen Inspiration begeben. Zum Abschluss unserer Regionalsendung aus dem südböhmischen Jindrichuv Hradec schauen wir noch am Schloss der Stadt vorbei, viel werden wir Ihnen nicht verraten, da wir selber nicht viel erfahren haben.

Ich versuchte, die geheimen Rezepte vom dortigen Kastellan zu erfahren, er hätte aber gemeint, man müsse selber kommen und dies ausprobieren. Die Burg und Schloss sei das drittwichtigste in Tschechien, nach der Prager Burg und Schloss von Cesky Krumlov. Viele Zahlen schweben um das Schloss, drei Adelsfamilien hatten dieses Schloss bewohnt, in vier Hundert Zimmern wären 10 000 historische Objekte zu bewundern, so Kastellan Miroslav Pavlik. So wie jedes Schloss und jede Burg hat auch diese seine Persönlichkeit, die Weiße Frau, die dort gelebt und gearbeitet haben soll. Noch dazu hätte sie am grünen Donnerstag einen Brei verteilt. Diese Tradition ist heute noch lebendig:

"Wir knüpfen an die Tradition an, machen Nachtführungen, die sich in den Sommermonaten abspielen. Die Weiße Frau erscheint auf den Arkaden, dieses Programm ist sehr beliebt."

Es gibt eine weitere Legende zum Schloss über den heiligen Georg, diese will Herr Pavlik nicht erzählen, wie sie schon wissen, man müsse selber kommen und zuhören. So wie auch das typische Essen, den süssen Brei der Weissen Frau, kommen und kosten, so die letzten Worte des Kastellans, von dem wir uns verabschieden und das Rondell im Schlossgarten ansehen, wo bestimmt die schönsten Konzerte in Jindrichuv Hradec gespielt werden.

An dieser Stelle haben wir uns von dieser malerischen südböhmischen Stadt verabschiedet, mit dem Wunsch, noch einmal mit Ruhe zu kommen und vielleicht auch einen Konzert im Rondell zu genießen.

Ja, und sie warten vielleicht gespannt auf die heutige Quizfrage, hier ist sie:

Wie lange hat der Autor des größten mechanischen Bethlehems an seiner Schaffung gearbeitet?

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49.151501900000
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