Tschechien, Russland und die Nato sowie der Papst-Vorstoß zu Kondomen

Die Kommentatoren der tschechischen Zeitungen haben unter anderem die tschechische Haltung beim Nato-Gipfel aufgegriffen sowie den Vorstoß von Papst Benedikt XVI. zum Gebrauch von Kondomen.

In der Hospodářské noviny stellt Kommentator Daniel Anýž den Start-Abrüstungsvertrag zwischen USA und Russland neben die geplante Zusammenarbeit der Nato mit Russland. Anýž weist darauf hin, dass sich Tschechien beim Gipfel nicht jenen Staaten angeschlossen hat, die den amerikanischen Senat zu einer Billigung des Start-Vertrags aufgefordert haben. Er hält dies für einen Fehler:

„Die Skepsis gegenüber Russland sollte sich nicht gegen eigene tschechische Interessen wenden. Die kühle bis ablehnende Haltung gegenüber dem Start-Vertrag geht bereits zu weit. Wenn der Vertrag nicht verabschiedet wird, wäre das in den Augen Moskaus (…) der Beweis, dass die USA es nie ernst gemeint haben mit einem ´Reset´ der gemeinsamen Beziehungen. Und Russland würde zurückkehren zu Putins harter Strategie nach dem Kalten Krieg. Dabei könnte Tschechien aber nur verlieren. Trotz der erklärbaren Vorsicht gegenüber einem ´Reset der Beziehungen´ sollte sich Prag dem Bemühen Obamas anschließen. Denn ein Misserfolg des US-Präsidenten wäre ausschließlich ein Gewinn für das Moskau, vor dem sich Tschechien so fürchtet.“

Papst Benedikt XVI.  (Foto: ČTK)
Die Mladá Fronta Dnes greift auf ihrer Kommentarseite ein weiteres Thema auf: den Vorstoß von Papst Benedikt XVI. zur Benutzung von Kondomen. So hat der Papst seinen Schäfchen erlaubt, in Einzelfällen Kondome zum Schutz vor Aids zu benützen. Benedikt XVI. erwähnte dabei den Fall von Prostituierten. Die Kommentatorin Jana Blažková, selbst Katholikin, merkt dazu an:

„Immer wenn zu uns in die Kirche aus dem Vatikan eine dogmatische Botschaft Papstes kam, wie zum Beispiel das Verbot von Präservativen, pflegte unser Pfarrer zu sagen: ´Der Heilige Vater ist ein alter Herr und weiß nicht viel vom heutigen Leben. Legt das in diesem Sinne aus!´ Und wir haben es dann so auch ausgelegt. Genauso steht es nun um den Satz über die Kondome und Prostituierte. Der ist für einen Katholiken nicht so wichtig, wie es scheint.“