Sex für Bundespräsident Wulff: „Exhibitionismus verhätschelter Kinder“

Christian Wulff

Für Aufsehen in den tschechischen Kommentarspalten hat ein deutscher Fall gesorgt: Die englisch-deutsche Schriftstellerin Charlotte Roche hat Bundespräsident Wulff Sex angeboten. Aber nicht ohne Gegenleistung: Er soll dafür die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke nicht absegnen.

Christian Wulff  (Foto: Jesco Denzel,  www.bundespraesident.de)
Zbyněk Petráček von der Lidové noviny fragt, ob die Schriftstellerin damit den Präsidenten erpressen wolle, der jetzt dastehe wie jemand, der mit seiner Hartnäckigkeit Frauen zwingt, sich zu erniedrigen. Der Kommentator hält aber eine andere Frage für entscheidender:

„Für was alles kann man heutzutage einem Verfassungsorgan öffentlich Sex anbieten? Das Angebot der Schriftstellerin wird als seriös, ja sogar gottgefällig betrachtet. Als seriös sieht man auch die Tatsache an, dass sie diese Frage mit ihrem eigenen Mann abgesprochen hat, und dass sie ebenso eine Zustimmung von der First Lady Deutschlands will. Aber würde man dieses Angebot auch als gottgefällig betrachten, wenn das Ziel nicht ein Atomausstieg, sondern der Ausbau der Atomkraft wäre? Darin liegt des Pudels Kern.“

Ondřej Liška  (Foto: ČTK)
Kommentator Ondřej Neff von der Webseite Neviditelnypes.cz schafft es, die Wiederwahl Ondřej Liškas zum Chef der Grünen und das Sex-Angebot an den deutschen Bundespräsidenten miteinander zu verbinden. Für Neff sind die Umweltbewegung und ihre grünen Repräsentanten schlicht lästig und für die Katz. Eine „bezaubernde Illustration für die Art des ökologischen Denkens“ habe gerade die deutsche Schriftstellerin Charlotte Roche gezeichnet:

Charlotte Roche  (Foto: www.op-online.de)
„Das ist die Methode: Sie verspricht etwas, was nicht reell ist, denn der Bundespräsident wird kein Veto einreichen und falls doch, dann nicht deshalb, weil Frau Roche es ihm macht; und wenn er sein Veto einreichen würde, dann würde sie es ihm trotzdem nicht machen, denn ihr eigener Mann würde ihr eine Ohrfeige verpassen, obwohl er in den Zeitungen versprochen hat, das nicht zu tun; und wenn sie es ihm doch machen will, dann würde dem Präsidenten seine Frau eine Ohrfeige verpassen. Das alles ist also nur eine Illustration des Niveaus, auf dem sich all das abspielt. Hier spielt man mit Heldentum, es ist ein Exhibitionismus verhätschelter Kinder, die fröhlich mit einer Kerze in der Hand auf dem Pulverfass tanzen. Also, Herrn Liška kann man zur Wiederwahl gratulieren und uns allen nur wünschen, dass die Grünen das bleiben, was sie sind, nämlich eine unwichtige Randerscheinung des politischen Lebens.“

Starke Worte vom Kommentator der Webseite Neviditelnypes.cz, Ondřej Neff. Und mit diesem Tobak endet für heute auch der Blick in die Presse.