Korea-Krise - „China, wir haben ein Problem!“

Nordkoreanischer Granatenangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong (Foto: ČTK)

Es war ein Ereignis, das auf der ganzen Welt Besorgnis ausgelöst hat: der nordkoreanische Granatenangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong am Dienstag. Mindestens vier Menschen wurden getötet. Die südkoreanische Armee reagierte mit dem Beschuss nordkoreanischer Artilleriestellungen.

Nordkoreanischer Granatenangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong  (Foto: ČTK)
Viele Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea mit der Aggression vor allem die USA zu Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm zwingen will. Der Kommentator Martin Ehl vermutet in der Hospodářské noviny, das nordkoreanische Regime versuche damit auch interne Probleme zu überdecken:

„Die Situation auf der koreanischen Halbinsel ist ernst, vor allem wegen der Unlesbarkeit des nordkoreanischen Regimes. Dort kommt es einerseits zur Machtübergabe von Kim Jong-il an seinen Sohn Kim Jong-un und andererseits zum Kampf um den Einfluss verschiedener Fraktionen innerhalb des Regimes. Druck im Inneren nach außen abzulassen hat sich in der Geschichte schon oft als wirksames Instrument des Regierens erwiesen.“

Nordkoreanischer Granatenangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong  (Foto: ČTK)
In der Lidové noviny zeigt sich Kommentator Zbyněk Petráček pessimistisch, was eine mögliche Lösung des Korea-Problems angeht. Petráček macht allerdings deutlich, wo er den Schlüssel sieht:

„Der nordkoreanische Angriff ist nicht deshalb überraschend, weil er geschah. Von der kommunistischen Erbdynastie ist alles zu erwarten. Der Angriff überraschte wegen seiner dreisten Offenheit. Kann man da etwas machen? Schwerlich. Damit sich auf der koreanischen Halbinsel etwas ändert, müsste zunächst China seine Haltung ändern. Das Land, das ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ist, Olympische Spiele und die Expo veranstaltet, das der größte Exporteur und die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, unterstützt weiterhin seinen paranoiden Verbündeten. Hier liegt die Wurzel des Problems und auch, warum es nicht zu lösen ist.“

Proteste in Südkorea gegen Kim Jong-il  (Foto: ČTK)
Teodor Marjanovič deutet in der Mladá fronta Dnes hingegen einen anderen Ansatz an. Er verweist auf das geknechtete nordkoreanische Volk:

„Die Isolation Nordkoreas kann nicht verschleiern, dass es ein real existierendes Land ist, in dem real existierende Menschen wohnen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen hätte zweifellos kein Problem damit, in Frieden mit ihren südlichen Nachbarn zu leben. Es ist kein Fehler daran zu erinnern, denn genau das ist es, was dieses abscheuliche Regime am meisten beunruhigt.“