Ägypten: Tschechen geben nur ungern ihre Urlaubspläne auf
An die 150 Tote, 2.000 Verletzte, Tausende von geflüchteten Häftlingen, Straßenkämpfe und Plünderungen. Die Situation in Ägypten ist weit entfernt von der Vorstellung eines ruhigen Urlaubs am Meer. Trotzdem bieten auch weiterhin die Reiseveranstalter Urlaub in den ägyptischen Touristenzentren am Roten Meer an. Dieser Widerspruch dominiert die Kommentare in den Montagsausgaben der tschechischen Tageszeitungen.
„Europa, seine Staaten und Institutionen, warnt allgemein nur vor Reisen nach Kairo. Kann sein, dass Europa seine eigenen Reisebüros nicht gefährden will. Wenn ein europäischer Staat die Reisen nach Ägypten verbietet, brauchen die Klienten der Reisebüros keine Stornogebühr zu zahlen. (…) Wonach entscheiden sich aber die Urlauber, die nach Ägypten reisen? Nach dem in die Reise investierten Geld? Oder etwa nach der Berichterstattung, die der Revolution die Daumen drückt und bis zum letzten Moment die verschiedenen Drohungen verschwiegen hat? Jeder ist seines Glückes Schmied, aber wäre im Falle einer Ägypten-Reise jetzt nicht Vorsicht angebracht?“
In einem ähnlichen Sinne, jedoch im Ton viel schärfer äußert sich Julie Hrstková in ihrem Kommentar in der Hospodářské noviny. Der tschechische Standpunkt sei einzigartig, was die Einschätzung der Sicherheitslage in Ägypten anbelangt, schreibt Hrstková und kritisiert:„Die einzige sichtbare Aktivität tschechischer Behörden ist die Empfehlung, die auf der Webseite des Außenministeriums zu lesen ist. Es wird empfohlen, nur ´in dringend notwendigen Fällen´ nach Ägypten zu reisen, was höchstwahrscheinlich auch der ersehnte Urlaub am Meer ist. (…) Die Sicherheit der Touristen hängt eindeutig von den dortigen Streitkräften ab, die jedoch jetzt anderes zu tun haben. Die Haltung tschechischer Reiseveranstalter und der Ägypten-Touristen kann man nicht anders bezeichnen als eine Verachtung des Lebens. Es ist nicht in Ordnung, wenn das Geld an erster Stelle steht und erst dann alles andere kommt. Das gilt nicht nur für diesen Fall und für den Fremdenverkehr.“