Oppositionspolitiker toben nach Aussage von Justizministerin über Tschechen im Protektorat

Die tschechische Justizministerin Helena Valková ist mit einer missverständlichen Äußerung zur Besetzung Böhmens und Mährens durch Hitlerdeutschland auf Empörung und harsche Kritik von anderen Politikern – insbesondere aus den Reihen der Opposition – gestoßen. In einem Gespräch für den Server Echo24 hatte Valková gesagt, dass den Tschechen in der Zeit der nazistischen Okkupation „nicht allzu viel passiert“ sei. Nach der Veröffentlichung des Gesprächs reagierte die Justizministerin prompt. Sie erklärte, dass viele ihrer Aussagen aus dem Kontext gerissen wurden, so auch die kritisierte Passage zur deutschen Okkupation 1939. In einer späteren Presse-Erklärung an die Nachrichtenagentur ČTK präzisierte sie, dass sie diese Aussage als Vergleich zur deutschen Willkür in Polen und der damaligen Sowjetunion gemacht habe. Sie betonte, dass sie die Geschehnisse im Protektorat Böhmen und Mähren für völlig unentschuldbar halte.

Im Interview für den Server Echo24 hatte Valková indes auch erwähnt, das sie zum Teil deutscher Abstammung sei, nicht aber die deutsche Staatsbürgerschaft habe. Auf die Frage zu ihrer Meinung über die Vertreibung der deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte sie geantwortet, dass dies die schlimmste der Reaktionen der Tschechen war, die sie damals gezeigt hätten. Und das, obwohl ihnen im Protektorat „nicht allzu viel passiert“ sei.

Diese Äußerung wurde von Top-09-Vizechef Miroslav Kalousek und ODS-Vizechef Martin Kupka heftig kritisiert. Das sei eine unglaubliche und taktlose Beleidigung aller Opfer der nazistischen Okkupation, sagte Kalousek. Und Kupka hob hervor, dass man die Vertreibung der Deutschen in kein Verhältnis zu den Geschehnissen im Protektorat setzen könne. Das sei inakzeptabel und historischer Unsinn, erklärte Kupka. Finanzminister und Ano-Parteichef Andrej Babiš, durch dessen Partei Valková für den Justizministerposten nominiert wurde, wiederum betonte, dass das Gespräch mit Valková nach deren eigener Aussage tendenziös geführt worden sei mit dem Ziel, ihr zu schaden.

Autor: Lothar Martin