Kulturminister Herman hält Rede auf Sudetendeutschem Tag in Nürnberg

Der tschechische Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) ist am Pfingstsonntag als erstes Mitglied einer tschechischen Regierung beim Sudetendeutschen Tag aufgetreten. In seiner auf Deutsch gehaltenen Rede erinnerte er an die Verbrechen der Nationalsozialisten vor und während des Zweiten Weltkriegs und an die Gewalttaten der Tschechen bei der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Krieg. Darüber drückte er sein Bedauern aus. Herman verurteilte zudem, wenn als Vorwand für diese Taten das Prinzip der Kollektivschuld zugrunde gelegt wurde.

Auf dem 67. Sudetendeutschen Tag in Nürnberg sagte der Minister, dass die Identität von Böhmen, Mähren und Schlesien jahrhundertelang neben den Tschechen auch von Deutschen, Juden, Roma und Polen geformt wurde, die auf diesem Gebiet lebten. Die tragischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts aber hätten diese Bande verletzt, zerrissen und einige auch definitiv zerstört. Dabei verwies Herman auf die Pogrome der Nazis zur Ausrottung von Juden und Roma.

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, bezeichnete den Auftritt des Kulturministers beim Pfingsttreffen „als historischen Moment“. Weil es der erste Besuch eines Regierungsvertreters aus Tschechien gewesen ist, sei die Hermans Rede von außerordentlicher Bedeutung. Darin habe der Minister nicht nur deutlich die Vertreibung verurteilt, sondern auch das Prinzip der Kollektivschuld. Es war das Prinzip, das das 20. Jahrhundert verseucht habe, so Posselt.

Autor: Lothar Martin