Gericht: Präsidialkanzlei muss sich für Hitler-Spruch entschuldigen

Die Präsidialkanzlei muss sich für die Äußerungen von Präsident Miloš Zeman über den Journalisten Ferdinand Peroutka entschuldigen. Das Gericht im ersten Prager Stadtbezirk hat am Mittwoch in einem Streitverfahren der Anklage von Peroutkas Enkelin, Terezie Kaslová, stattgegeben. Kaslová sagte, sie sei über das Urteil begeistert. Es wäre jedoch ihren Worten zufolge „schöner“, wenn sich der Staatspräsident selbst und nicht seine Kanzlei entschuldigen würde. Das Urteil ist nicht rechtkräftig. Die Präsidialkanzlei werde in Berufung gehen, sagte Präsidentensprecher Jiří Ovčáček. Zeman nahm an dem Gerichtsverfahren persönlich nicht teil.

Kaslová hat die Präsidialkanzlei wegen seiner Aussagen über Peroutka verklagt. Dem Staatsoberhaupt zufolge habe der Journalist in den 1930er Jahren einen Zeitungsartikel mit dem Namen „Hitler ist ein Gentleman“ verfasst. Zeman hat ihn in einer Rede als ein Symbol für das Versagen der Intellektuellen in der Vorkriegs-Tschechoslowakei bezeichnet. Historikern zufolge hat Peroutka nie einen solchen Aufsatz geschrieben. Zeman besteht allerdings darauf, ihn gelesen zu haben. Nach einer ein Jahr lang dauernden Suche gelang es nicht, den Artikel vorzulegen.

Der Journalist Ferdinand Peroutka gehörte zu den prägenden Gestalten der Ersten Republik. Als überzeugter Demokrat saß er während des Zweiten Weltkriegs in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Als Anti-Kommunist musste er 1948 emigrieren, lange Jahre leitete er die tschechische Redaktion von Radio Free Europe.