Rosenberger Kapelle bringt mittelalterliche Klänge zu Gehör

Rosenberger Kapelle (Foto: Radio Proglas)

Ein kleiner Geheimtipp in der tschechischen Musikszene ist eine kleine Kapelle, die sich einer scheinbar ausgefallenen Musikrichtung zuwendet: der Musik des Mittelalters. Und so sind nicht selten in den altehrwürdigen Gebäuden der Prager Altstadt auch Klänge aus längst vergangenen Zeiten zu hören, wenn die Rosenberger Kapelle aufspielt.

Rosenberger Kapelle  (Foto: Archiv der Kapelle)
„Unser Ensemble, die Rosenberger Kapelle (tschechisch: Rožmberská kapela), wurde 1974 gegründet. Und auf den Namen sind wir gekommen, indem wir ihn einfach von unseren Vorgängern, der historischen Rosenberger Kapelle übernommen haben. Also jener Kapelle, die einst am Hofe der Herren von Rosenberg um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert gespielt hat“, sagte Štěpán Mesany, der Sohn des Kapellmeisters Mario Mesany, gegenüber Radio Prag. Und Štěpán Mesany macht auch keinen Hehl daraus, warum er und die weiteren sechs Bandmitglieder sich dieser Musik verschrieben haben:

Mario Mesany  (Foto: Archiv der Kapelle)
„Diese Musik ist schon fast in Vergessenheit geraten, und zu der Zeit, in der unsere Kapelle gegründet wurde, gab es nichts Ähnliches hier in Tschechien. Wir wollten folglich die Tradition der mittelalterlichen Musik neu begründen. Ganz einfach deshalb, weil wir glauben, dass es sich lohnt, diese Musik zu hören. Die mittelalterliche Musik ist unserer Meinung nach kein Relikt aus ferner Vergangenheit, sondern sie berührt auch heute noch. Daher wollen wir sie in ihrer ganzen Bandbreite auch den heutigen Zuhörern zu Ohr bringen.“

Rosenberger Kapelle  (Foto: Radio Proglas)
Zum Repertoire der Kapelle gehören sowohl Lieder, die früher am böhmischen Hofe oder den mittelalterlichen Märkten in Böhmen gespielt wurden, als auch Kompositionen, die in Kirchen und Klöstern des böhmischen Mittelalters zu hören waren. Weshalb diese Werke von den Musikern der Kapelle zweifelsfrei beherrscht werden, liegt auf der Hand:

„Fast jedes Mitglied unserer Kapelle spielt zudem in einem professionellen Musikensemble. Der mittelalterlichen Musik widmen wir einen Großteil unserer Freizeit, doch wir üben bis zur Perfektion. So waren wir auch schon oft zu Konzerten im Ausland, vor allem in Spanien“, erzählt Štěpán Mesany.

Rosenberger Kapelle  (Foto: Lubor Mrázek,  Archiv der Stadt Český Krumlov)
Und dennoch, das mittelalterliche Instrumentarium der Kapelle hat es in sich:

„Unser Instrumentarium besteht aus etwa 40 verschiedenen Instrumenten. Hinzu kommen zudem noch einige Schlaginstrumente. Jeder von uns ist ein bisschen spezialisiert: Mein Vater, der Soloflötist im Symphonieorchesters des Tschechischen Rundfunks ist, bevorzugt zum Beispiel die Blasinstrumente. Ein anderes Mitglied der Kapelle kommt von der Staatsoper und spielt vorzugsweise die Saiteninstrumente. Aber jeder kann ein bisschen alles spielen.“

In der Advents- und Weihnachtszeit bringt die Kapelle daher ebenso Weihnachtslieder aus Böhmen und Mähren sowie aus weiteren Ländern in Europa zu Gehör. So wie erst neulich bei einem sehr gut besuchten Konzert des Septetts im Prager Clam-Gallas-Palais. Auch nach diesem Konzert war Štěpán Mesany mit sich und seiner musikalischen Welt wieder sehr zufrieden:

„Von meinen Erfahrungen her kann ich sagen, dass eigentlich jedes Konzert sehr schön ist. Das Publikum ist zumeist sehr erfreut, diese Musik zu hören. Das bestätigen uns oft auch Zuhörer, denn nach fast jedem Konzert kommt jemand zu uns, um zu bekunden, dass es ihm gefallen hat. Also ich glaube schon, dass diese Musik noch aktuell ist.“

Autor: Lothar Martin
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