Opernstar Jarmila Novotná: Im Ausland bekannter als in der Heimat

Neben Ema Destinová ist sie zweifelsohne die berühmteste tschechische Opernsängerin: Jarmila Novotná. Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte sie in der Metropolitan Opera in New York, wo sie in den Jahren 1940 bis 1956 sang.

Jarmila Novotná stammte aus Prag. Gesang studierte sie bei der international anerkannten Sopranistin Ema Destinnová und beim Bariton Hilbert Vávra. Mit 17 Jahren trat sie 1925 zum ersten Mal im Nationaltheater auf. Sie sang Mariechen in Bedřich Smetanas Oper „Verkaufte Braut“. Novotná studierte danach weiter Gesang in Mailand. Mit 20 Jahren bezauberte sie das Publikum in Verona als Gilda in Verdis „Rigoletto“. 1929 begann sie auf Einladung von Dirigent Otto Klemperer in der Kroll Oper in Berlin zu singen. Nach den politischen Änderungen ging sie nach Wien. Auf Einladung von Arturo Toscanini wurde Novotná 1939 in der Metropolitan Opera in New York engagiert. Sie verließ mit ihrer Familie kurz vor Kriegsausbruch Europa und blieb bis 1946 in den USA. Zu ihren Paraderollen gehörten neben Verdis Violetta auch Mimi in Puccinis „La Boheme“ oder Cherubino in Mozarts „Figaros Hochzeit“. Novotná arbeitete mit renommierten Dirigenten zusammen. Mit Bruno Walter studierte sie in New York unter anderem die Rolle von Dona Elvira in Mozarts Don Giovanni ein.

Foto: Archiv Radio Prag
Jarmila Novotná sowie ihr Mann Jiří Daubek haben ihre Heimat nie vergessen. Die Opernsängerin trug zur Popularisierung der tschechischen Musik im Ausland bedeutend bei. Während des Kriegs organisierte sie Benefizkonzerte für ihre Heimat. Bekannt geworden ist ihre Aufnahme mit dem Titel „Lieder von Lidice“ mit Volksliedern aus Böhmen, Mähren und der Slowakei. Am Klavier begleitete sie der spätere tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk.

Nach dem Krieg sehnte sich die Sängerin danach, mit ihrer Familie nach Böhmen wieder zurückzukehren. Sie trat mehrmals im Prager Nationaltheater auf. Nachdem die Kommunisten 1948 die Macht in der Tschechoslowakei ergriffen hatten, war sie gezwungen, ihre Heimat wieder zu verlassen. Sie lebte in den USA und sang auch weiterhin in der Metropolitan Opera in New York. Ihre Opernkarriere beendete sie dort wegen einer schweren Erkrankung ihres Mannes. Sie zogen danach nach Osterreich. Dort lebte Jarmila Novotna bis zum Tod ihres Mannes

Familiengruft im Schloss Liteň  (Foto: Azave,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
In der Tschechoslowakei wurden Jarmila Novotnás Leistungen und Verdienste um die tschechische Musik erst nach der Wende von 1989 offiziell anerkannt. Sie wurde von Präsident Václav Havel mit dem Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden ausgezeichnet.

Jarmila Novotná starb am 9. Februar 1994 in New York. Sie wurde in der Familiengruft im Schloss Liteň bei Prag bestattet. Seit 2012 wird in Liteň ein Jarmila-Novotná-Festival veranstaltet. Anlässlich des 20. Todestags der Sopranistin erschien im Prager Supraphon-Verlag eine CD mit Archivaufnahmen. Einige davon stammen aus dem Archiv der Familie von Jarmila Novotná.