Saxofon-Legende Karel Krautgartner

Karel Krautgartner (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
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Bis heute wird der Musiker, Jazzkomponist, Schauspieler und Dirigent Karel „Krautec“ Krautgartner als einer der besten tschechoslowakischen Saxophonisten des 20. Jahrhunderts verehrt. Der populäre Musiker wuchs in Südmähren auf, ging dann aber im August 1968 nach Österreich ins Exil. Krautgartner wurde lediglich 60 Jahre alt, er verstarb 1982 in Köln.

Karel Krautgartner  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
In unserer kleinen Miniserie über die großen tschechischen Big Bands des 20. Jahrhunderts beziehungsweise deren Kapellmeister, Dirigenten und Chefkomponisten wollen wir Ihnen heute den letzten der großen Drei vorstellen: Karel Krautgartner. Der Sohn des Oberpostmeisters Josef Krautgartner wurde am 20. Juli 1922 in Mikulov / Nikolsburg geboren. Karels Vater gehörte zur Gruppe der mährischen Österreicher – ein Umstand, der dem ab 1968 im Exil lebenden Musiker später zum Vorteil gereichte.

Schon als kleiner achtjähriger Junge spielte Krautgartner Piano und Klarinette. Die große musikalische Begabung des 20-jährigen Karel erkannte Gustav Brom zu Anfang der 1940er Jahre, so dass er ihn sehr bald in sein Brünner Orchester aufnahm. Nach dem Krieg kam Krautgartner nach Prag, wo er von Karel Vlach, dem zweiten großen Big-Band-Leader unter die Fittiche genommen wurde. In dessen Orchester wurde dem Nikolsburger sogleich die Führungsrolle unter den Saxofonisten übertragen. Doch weil Krautgartner ein Alphatier war, wollte er selbst an der Spitze eines Klangkörpers stehen. Im Jahr 1960 war es soweit: Krautgartner wurde Chefdirigent des Tanzorchesters des Tschechoslowakischen Rundfunks (TOČR), das mehrere Stilrichtungen pflegte. Deshalb trat die Big Band auch separat als Jazzorchester des Rundfunks (JOČR) auf. In dieser Zeit erschien auch eine nach Krautgartner und dem Jazzorchester benannte LP, auf der unter anderem die Titel „Passacaglia“, „Neony“ und „31º ve stínu”, (deutsch: „31 Grad im Schatten“) zu hören sind.

Karel Krautgartners große Zeit als Kapellmeister der beiden Rundfunkorchester dauerte acht Jahre. Im August 1968, als die Okkupation des Landes durch die Sowjetarmee dem sogenannten Prager Frühling ein jähes Ende setzte, emigrierte er kurz darauf nach Österreich. In Wien musste er das Leben im Exil erst erlernen, im Quartett mit zwei Einheimischen und einem ebenfalls emigrierten Slowaken verdiente er zu Beginn seinen Unterhalt. Später wird er Gastdirigent der Big Band des Österreichischen Rundfunks, komponiert und arrangiert für das Ensemble, doch eine solch exponierte Stellung wie in der Heimat nimmt er nicht mehr ein. Mit 52 Jahren aber beginnt er noch ein Studium am Katheder für Musikwissenschaft an der Uni Köln, kurz vor seinem Tode wird er dort zum Doktor der Philosophie ernannt. Krautgartner wird nur 60 Jahre alt, er verstirbt nach schwerer Krankheit am 20. September 1982.

Autor: Lothar Martin
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