Anlässlich des 70. Geburtstags: Dirigent Jiří Bělohlávek

Jiří Bělohlávek (Foto: Oldsoft, Public Domain)

Jiří Bělohlávek ist der Chefdirigent und Künstlerische Leiter der Tschechischen Philharmonie. Am 24. Februar feiert der Musiker seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass haben wir die Sendereihe MusikCzech heute dieser Persönlichkeit gewidmet. Dazu erklingen Kompositionen von Bohuslav Martinů und Antonín Dvořák.

Jiří Bělohlávek  (Foto: Oldsoft,  Public Domain)
Die Musik begleitet Jiří Bělohlávek seit den frühen Kinderjahren. Als kleiner Junge spielte er Klavier und sang im Kinderchor, später kamen das Cello und noch später das Dirigieren hinzu. Er studierte bei dem weltberühmten rumänischen Dirigenten Sergiu Celibidache, der ihn auch zu seinem Assistenten machte. Beim nationalen Wettbewerb junger Dirigenten gewann Bělohlávek 1970 den ersten Preis, ein Jahr später erreichte er das Finale des renommierten Herbert-von-Karajan-Dirigierwettbewerbs. Ab 1972 dirigierte er fünf Jahre die Staatliche Philharmonie Brünn, 1977 übernahm er für 13 Jahre die Leitung des Prager Symphonie-Orchesters FOK. 1990 wurde Bělohlávek zum Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie ernannt, er leitete sie bis 1992.

Eine große Herausforderung für ihn war 1994 die Gründung der Prager Kammerphilharmonie – Prague Philharmonia PKF. Bělohlávek baute ein Orchester aus begabten und begeisterten jungen Musikern auf und machte es zu einem erstklassigen Ensemble. Bis 2005 stand er als Chefdirigent an der Spitze des Orchesters, bis heute ist er Ehrenchefdirigent der Prague Philharmonia.

Jiří Bělohlávek mit dem BBC Symphony Orchestra  (Foto: YouTube)
1995 knüpfte Bělohlávek eine Zusammenarbeit mit dem BBC Symphony Orchestra in London. 2006 wurde er zum Chefdirigenten des britischen Klangkörpers ernannt. Mit dem Orchester interpretierte er nicht nur zahlreiche Titel aus dem Schaffen englischer Komponisten, sondern brachte auch das tschechische Repertoire in das Konzertprogramm ein – Martinů, Janáček, Suk und Dvořák. Für seine Verdienste im Bereich der Musik wurde ihm von Königin Elisabeth II. der Titel Commander des Order of British Empire verliehen.

Komische Oper Berlin  (Foto: Gunnar Geller,  CC BY-SA 3.0)
Jiří Bělohlávek arbeitete auch mit vielen weiteren Orchestern zusammen. Dazu zählen unter anderem die Berliner Philharmoniker, das Cleveland Orchestra, die New Yorker Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Sächsische Staatskapelle Dresden, das San Francisco Symphony Orchestra und das Rotterdam Philharmonic Orchestra.

Die Liebe des Dirigenten zur Oper fand in seiner langjährigen Arbeit am Prager Nationaltheater Ausdruck. Als Operndirigent gastierte Jiří Bělohlávek unter anderem an der Komischen Oper Berlin, am Royal Opera House Covent Garden in London, an der New Yorker Metropolitan Opera, an der Wiener Staatsoper sowie beim Glyndebourne Festival.

Foto: Verlag Decca
Im Jahr 2012 kehrte Bělohlávek an die Spitze der Tschechischen Philharmonie zurück. Seine künstlerische Arbeit mit dem Orchester findet seitdem weltweit große Anerkennung. Die Konzerte auf der Heimatbühne in Prag erzielen zurzeit die höchste Besucherzahl in der Geschichte des Orchesters. Der Dirigent und sein Ensemble fahren aber ebenso große Erfolge bei ihren zahlreichen Auslandstourneen ein. Mit der Philharmonie veröffentlichte Bělohlávek beim Label Decca die CD-Neueinspielung sämtlicher Symphonien und Konzerte von Antonín Dvořák.

Neben seiner Arbeit mit den Orchestern ist Bělohlávek zudem als Professor an der Prager Musikhochschule HAMU tätig. Junge talentierte Dirigenten wie Tomáš Hanus, Jakub Hrůša und Tomáš Netopil sind dabei seine berühmtesten Schüler. Darüber hinaus ist Bělohlávek Vorsitzender des Festivals „Prager Frühling“. In dieser Rolle hat er wesentlich zur Wiederaufführung unbekannter Werke von tschechischen Komponisten wie Dvořák, Janáček, Smetana und Suk beigetragen. Eine besondere Liebe verbindet den Dirigenten mit dem Schaffen von Bohuslav Martinů. Anlässlich seines 70. Geburtstags erhielt Bělohlávek den Preis „Artis Bohemiae Amicis“ von Kulturminister Daniel Herman sowie den Ehrendoktortitel der Akademie der Musischen Künste.