Zwischen Cham und Klatovy: Musiklehrer František Řezáč
František Řezáč ist Geiger und Musiklehrer. Seit Jahren pendelt er zwischen Westböhmen und Bayern. Dort unterrichtet er an der Landkreismusikschule in Cham. Vor einigen Jahren gründete er ein Jugendorchester, in dem Kinder aus Tschechien und aus Bayern zusammenspielen. Das Orchester mit dem Namen „Spojené smyčce“ (etwa „Miteinander verbundene Streicher“) hatte vor kurzem ein Konzert in der Kirche in der Böhmerwaldgemeinde Žihobce. Nach der Veranstaltung haben wir mit František Řezáč gesprochen.
„Die Landkreismusikschule in Cham wurde 1991/92 gegründet. Ich selbst bin seit dem ersten Tag dort engagiert. Die Idee dahinter ist, dass wir auch Partnerschulen in Klatovy in Tschechien, in Rogaška Slatina in Slowenien und in Veszprém in Ungarn haben. Bei den Konzerten, die wir veranstaltet haben, haben immer ein Orchester von unserer Schule und eins von einer Partnerschule gespielt. Im Jahr 2007 haben wir im Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee die Chance bekommen, die beiden Musikschulen aus Cham und aus Klatovy bei einem Konzert zusammenzuführen. Das war der Beginn des Projektes. Nach erfolgreichen Proben sind wir zusammen mit einem Konzert aufgetreten. Das war ein so großer Erfolg, dass wir weiterarbeiten und sogar eine Konzertreise nach Frankreich und in die Schweiz unternehmen konnten. Das Konzept der Partnerschulen fördert den internationalen Austausch zwischen den Ländern. Dabei steht nicht die Sprache, sondern die Musik im Fokus der Verständigung.“
Im Orchester „Spojené smyčce“ spielen sowohl deutsche als auch tschechische Kinder?
„Im Fokus der Verständigung steht nicht die Sprache, sondern die Musik.“
„Genau. Die eine Hälfte ist aus Klatovy und die andere aus Cham. Ich wohne in Staňkov in Westböhmen und muss jeden Tag 30 Kilometer nach Cham fahren. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich sowohl Tschechisch als auch Deutsch sprechen und verstehen kann. Manchmal verknüpfe ich aus Versehen beide Sprachen miteinander. Das ist dann der Moment, in dem beide Seiten des Orchesters applaudieren.“
Welches Musikinstrument unterrichten Sie in Cham: Geige?„Ja, mein Hauptinstrument ist die Geige. Seit kurzem unterrichte ich aber auch noch einen Kontrabassisten und eine Cellistin.“
Wie werden die Kinder in das Orchester ausgewählt? Hängt das von dem Interesse der Kinder ab?
„Im Vordergrund steht natürlich der Spaß. Die Kinder motivieren sich außerdem gegenseitig. Sollte es mal ein Kind geben, das weniger gut vorbereitet zu den Proben erscheint, fällt das sofort auf. Da das Kind den Anschluss nicht verlieren möchte, wird es das nächste Mal zu Hause mehr üben müssen. Das ist die beste Lernstrategie für die Kinder.“
Wie oft proben Sie mit dem Orchester?
„Manchmal verknüpfe ich aus Versehen beide Sprachen miteinander. Das ist dann der Moment, in dem beide Seiten des Orchesters applaudieren
„Entweder fahren wir nach Tschechien, oder das tschechische Orchester fährt nach Cham. Dann proben wir meist ein ganzes Wochenende zusammen. Ich selber unterrichte ausschließlich in Deutschland. Alle drei Monate besuche ich das tschechische Orchester. Dann vereinbaren wir einen gemeinsamen Termin zum Proben.“
Sie hatten auch eine Harfenistin hier beim Konzert. Ist das üblich bei einem Jugendorchester?
„Das unterrichtet meine Kollegin Claudia Forster. Sie ist sehr erfolgreich in Deutschland. Damals habe ich eine Konzertreise mit ihr gemacht. Ich habe ihr angeboten, eine ihrer Schülerinnen zu unterstützen. Sie war begeistert von der Idee, und so kamen wir auf einen gemeinsamen Nenner.“
Was haben sie in der nächsten Zeit geplant? Steht noch eine Tournee bevor?„Nein, das war jetzt erst einmal die letzte Veranstaltung für diese Saison. Direkt nach den Ferien treten wir schon unsere dritte Reise nach Nancy an. Wir werden auch nach Paris fahren. Geplant ist ein Besuch bei der tschechischen Botschaft. Dort werden wir vielleicht auch einen Auftritt haben.“
Wie stellen Sie das Programm zusammen? Hängt das von der Besetzung ab?
„Ja. Ich überlege mir vorab, welches Pensum die Kinder schaffen können. Dementsprechend studiere ich die Stücke mit ihnen ein. Das Programm, das Sie heute gehört haben, werden wir auch in Frankreich spielen. Wir fangen mit Mozarts Zauberflöte an und werden auch Teile von Vivaldi spielen."