Zwischen Bayern und Tschechien: Herbert Schmid

Herbert Schmid während des Gesprächs (Foto: Archiv der Organisation Arbeit und Leben)

Herbert Schmid von der Organisation Arbeit und Leben in Weiden organisiert Bildungsreisen nach Tschechien.

Herbert Schmid während des Gesprächs  (Foto: Archiv der Organisation Arbeit und Leben)
Einige Male im Jahr ist er in Tschechien unterwegs. Herbert Schmid von der gemeinnützigen Organisation Arbeit und Leben in Weiden organisiert Bildungsreisen und Treffen mit tschechischen Partnerorganisationen. Am vergangenen Donnerstag nahm er an einer Veranstaltung im Prager Haus der Minderheiten teil. Bei dieser Gelegenheit entstand das folgende Gespräch mit Herbert Schmid.

Herr Schmid, was ist der Anlass für Ihren jüngsten Besuch in Tschechien?

„Der Anlass ist eine Jugendbegegnung, die wir seit vielen Jahren mit der tschechischen Organisation Iuridica organisieren. Das ist eine Unterabteilung der Umweltorganisation Duha. Ich als Veranstalter bin wiederum Chef von Arbeit und Leben. Wir machen politische Bildung im Umfeld des Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen und konzentrieren uns darauf, wie die Politik in Deutschland und in Europa funktioniert. Um das besser verstehen zu können, organisieren wir auch Reisen an authentische Orte, um zu sehen, wo Politik gemacht wird und wie das auch in einem anderen Land aussieht.“

Mit wem sind Sie in Tschechien außer der Organisation Duha Iuridica in Kontakt?knihy/capek_geschichten_aus_der_einen_und_der_anderen_taschen

„Arbeit und Leben ist seit Jahren im Beriech der Zusammenarbeit mit Tschechien aktiv. Es freut mich immer wieder, mit dem Kulturverband der Deutschen in Tschechien und dessen Vorsitzenden Irena Nováková gemeinsame Veranstaltungen zu initiieren. Noch länger bin ich aber in Kontakt mit Peter Barton vom Sudetendeutschen Büro in Prag. Wir haben seit etwa zehn Jahren verschiedene Gruppen durch Prag begleitet: darunter Schulklassen, junge Gewerkschafter oder Gewerkschaftsfunktionäre. Wir haben auch eine türkischsprachige Gruppe in Weiden, die hier in Prag kurz auftreten konnte. Ebenso haben wir auch Gruppen aus Berlin hier gehabt. Es gibt in Deutschland ein Bildungsurlaubsgesetz. Da können Menschen zwölf Tage innerhalb von zwei Jahren freinehmen, um sich weiterzubilden. Dabei besuchten viele Menschen von den VW-Werken aus Wolfsburg die tschechischen Städte Pilsen, Prag und Mladá Boleslav, um sich über die Lage der dortigen Fabrikarbeiter zu erkundigen.“

Wofür interessieren sich die Teilnehmer Ihrer Bildungsreisen am meisten?

Moschee in Weiden  (Foto: Offizielle Facebook-Seite Islam Bayern)
„Es kommt darauf an, welchen Hintergrund sie haben. Wenn sie selbst zu der sogenannten Bekenntnisgeneration aus dem sudetendeutschen Bereich kommen, dann ist für sie natürlich immer noch das Thema der Beneš-Dekrete interessant. Die jüngeren Menschen sagen, dies sei Politik von gestern. Wir haben zudem viele Kontakte von Schulen in Ostbayern und Tschechien. Die Schüler interessieren sich dafür, wie die Menschen in Tschechien leben, wie die Lebensverhältnisse sind, was man an Miete in Prag bezahlen muss, wie es mit der Energieversorgung ist. Aber auch wie es um die Flüchtlinge in Tschechien steht, warum das Land keine Schutzsuchenden aufgenommen hat. Ich hatte wiederum eine Gruppe aus Tschechien bei uns in Bayern, die zum ersten Mal in einer Moschee war.“

Ich habe gehört, wie sie ein paar Worte auf Tschechisch gesprochen haben. Liegen Ihre Wurzeln auch irgendwo im böhmischen Grenzgebiet?

„Mein Vater stammt aus dem jetzigen Bezirk Tachov in der Nähe von Rozvadov, aber in meiner Familie wurde nie Tschechisch gesprochen. Ich habe in Regensburg Geschichte und Deutsch studiert und mich dann auf bayerisch-tschechische Geschichte spezialisiert. Ich habe an der Universität begonnen, Tschechisch zu lernen, konnte dann Čapeks Geschichten aus der einen und der anderen Tasche übersetzen, wenn auch mit einem Wörterbuch. Und durch die Tätigkeit als EURES-Berater war ich für die Gewerkschafter für die EU-Erweiterung zuständig. Ich bin von Hof bis Passau gefahren, um den Deutschen zu erklären, es wird nicht so schlimm, wenn die Tschechen kommen, die machen euch die Löhne nicht kaputt. Und auf der tschechischen Seite war ich unterwegs mit der Botschaft, es wird nicht so schlimm, wenn die Deutschen kommen, die kaufen nicht alles auf. Dazu muss man ein wenig Tschechisch können, aber mluvím málo česky, ich rede nur wenig Tschechisch.“