Presseeinblick – und außerdem: Tschechischer Rundfunk mit eigenem Studio beim Karlsbader Filmfestival

Photo: Štěpánka Budková

Jetzt geht es wieder um die Welt der Medien und zwar mit einem Presseeinblick und einem Blick hinter die Medien-Kulissen beim 43. Internationalen Karlsbader Filmfestival.

Robert de Niro  (Foto: Štěpánka Budková)
Das Ende einer Woche ist nah. Herzlich Willommen zum Medienspiegel. Und wir legen gleich mit unserem Presseeinblick los. Und zwar mit der Tageszeitung „Právo“. Design und Papier erinnern eher an die Zeit kurz nach der Wende, wo man Inhalte schneller ändern konnte als das Erscheinungsbild. Aber die Právo bemüht sich gelegentlich, etwas flotter daher zu kommen. Sie ist der mediale Partner des 43. Internationalen Filmfestivals in Karlsbad. Auf der Titelseite der Právo-Ausgabe vom vergangenen Freitag, dem Eröffnungstag des Filmfestivals prangt ein großes Foto von Robert de Niro, dem Stargast in Karlsbad. Daneben die Headline: „Robert de Niro exklusiv für Právo – ´Auf Karlsbad freue ich mich, Tschechien interessiert mich´“. De Niro war schon 1990 einmal hier und besteht auch gleich den ersten Wissenstest: Tschechien und die Slowakei, das war früher die Tschechoslowakei. De Niros Zugabe: Slowenien gehörte früher zu Jugoslawien. Immerhin, damit weiß Robert mehr über Europa als der Durchschnittsamerikaner.

Condoleezza Rice und Karel Schwarzenberg  (Foto: ČTK)
Die Wirtschaftszeitung „Hospodářské noviny“ widmet sich gleich an zwei Tagen hintereinander auf ihrer Seite drei dem Aufmacher dieser Woche: Der Besuch der amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice, die am Dienstag in Prag den Vertrag über das US-Raketenabwehrradar unterzeichnet hat: „Auf der Radaranlage in Tschechien wird die Fahne der Nato fehlen – Den Finger am Drücker wird Amerika haben“, titel die „Hospodářské noviny“ am Dienstag über einem großen Bild vom Radar. Davor montiert eine winkende Condoleezza. Am Mittwoch wird es dann technisch: Drei große bunte Darstellungen: Die Reichweite iranischer Raketen, das Aussehen des Radars und seine Funktionsweise werden hier ausführlich erklärt. Darunter: „Die Russen protestieren, die Iraner bereiten Uran auf und die Polen wollen mehr als die Tschechen.“

Die große Volkszeitung „Lidové noviny“ titelt am Donnerstag: „Immigranten erhöhen das Aids-Risiko – Drogen und Infektion gehen Hand in Hand“. Die „Lidové noviny“ ist dem nachgegangen. Drogensüchtige aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetstaaten kommen vermehrt nach Tschechien und schleppen nach ersten Studien immer häufiger Hepathitis C und auch Aids ein. Diese Immigrantengruppen stellen Experten zufolge ein ernstzunehmendes Risiko für Tschechien dar, schreibt das Blatt.

Und die Zeitung „Mladá fronta Dnes“ war wieder investigativ unterwegs. Sie hat einen Reporter als Krankenpfleger in das private Prager Krankenhaus für Langzeiterkrankungen (LDN) geschickt. Mit schockierenden Erkenntnissen: „Hinter den Mauern des LDN – der Patient ist eine Null“. Bei Notrufen werde erst mit großer zeitlicher Verzögerung reagiert, Krankenakten würden schlampig geführt und sogar gefälscht. Vor allem - aber nicht nur - ein Fehler des Pflegepersonals. Keiner wolle diesen Job machen, der anstrengend sei und miserabel bezahlt, meint die „Mladá fronta Dnes“.

Und damit schwenken wir vom Presseeinblick zum Internationalen Filmfestival in Karlsbad.


„Es ist nicht gerade ein ideales Studio. Normalerweise ist in diesem Raum ein Geschäft, hier waren die Kassen. Es ist also ein Raum mit schaufensterartigen Wänden nach außen ohne Klimaanlage. Im Sommer ist es zum ersticken heiß. Aber auch das gehört zur Atmospäre. Der Raum ist nicht gut isoliert, wenn also draußen auf der Bühne eine Band zu spielen anfängt, dann dringt immer ein mehr oder weniger dünner Klangfaden durch in unsere Mikros. Aber auch das gehört zur Berichterstattung aus Karlsbad, zur besonderen Atmosphäre hier, weshalb wir auch gerne hierher kommen.“

Foto: Štěpánka Budková
Herr Kroc, wie sieht es denn mit der Ausstattung aus, in diesem Studio auf Zeit? Arbeiten Sie unter den gewohnten Bedingungen?

„Von Jahr zu Jahr verbessern wir uns technisch, so dass wir heute hier ein schon fast perfektes Studio haben. Wir können auch hier mit dem Sendesystem des Tschechischen Rundfunks arbeiten und von hier aus direkt auf Sendung gehen und auch von Prag aus zugeschaltet werden. Aus Karlsbad machen wir Beträge für verschiedene Wellen des Tschechischen Rundfunks. Außerdem senden wir für die Karlsbader Region auf einer eigenen Frequenz speziell über das Filmfestival. Außerdem kann man uns natürlich in der ganzen Republik hören.“

Wie wollen Sie die Hörer über das Karlsbader Filmfestival informieren, was werden Sie in ihrem Sonderprogramm bringen?

Robert de Niro  (Foto: Štěpánka Budková)
„Wir versuchen hier in Karlsbad so oft wie möglich hinter die Kulissen zu schauen. Wir informieren aber natürlich auch über das Programm, so dass sich unsere Hörer in dem Angebot von 230 Filmen orientieren können. Na und dann eben der Blick hinter die Kulissen. Wir werden zum Beispiel als erstes Medium darüber berichten, dass gestern Nacht Requisiten für die Eröffnungsveranstaltung aus dem großen Saal gestohlen wurden. Die Macher der Vorstellung sind schrecklich sauer. Auch ein Thema für uns. Wir werden Exklusiv-Interviews mit den Regisseuren und Schauspielern bringen und besonders freuen wir uns natürlich auf das Gespräch mit Robert de Niro. Das ist ein wunderbarer Teil unserer Arbeit, dass wir Stars dieses Formats treffen können. Ich selber habe zum Beispiel ein Interview mit Robert Redford gemacht. Und das ist eben auch Karlsbad, dass man den Stars ganz nahe kommt.“

Herr Kroc, welche Formate bietet das Filmžurmal seinen Hörern?

Marek Eben  (Foto: Štěpánka Budková)
„Wir laden regelmäßig Gäste zu einstündigen Gesprächen ein. So zum Beispiel den Vorsitzenden der Jury, Ivan Passer oder den Moderator und Musiker Marek Eben, der zu einer Mitternachts-Livesendung kommen wird. Das ist immer eine sehr entspannte und intime Atmosphäre. Man ist sich gar nicht mehr bewusst, dass man gerade auf Sendung ist. Aber wir laden auch die unbekannteren Leute aus der Filmbranche ein, was manchmal umso interessanter ist. Also, wir bringen Gespräche, Reportagen und Nachrichtenmeldungen vom Karlsbader Filmfestival.“

In Karlsbad überschlagen sich die Kinoereignisse und die Meldungen aus dem Showbusiness oft. Mit wie vielen Leuten müssen Sie die Arbeit bewältigen?

„Wir haben hier zwei Techniker und acht Redakteure, von denen die Hälfte auch moderiert. Vor fünf Jahren hatten wir die Situation, dass die Redakteure in den Sendungen immer wieder sagen mussten, dass sie es nicht geschafft haben, diesen oder jenen Film zu sehen oder dass sie vor dem Ende gehen mussten. Das geht natürlich nicht. Und so versuchen wir ein System zu finden, wie wir bei diesem Arbeitpensum uns trotzdem wichtige und interessante Filme anschauen können, damit wir wissen wovon wir hier sprechen.“

Und hier an diesem Studiotisch wird auch Robert de Niro Platz nehmen?

„Robert de Niro wird hier leider nicht sitzen. Mit ihm müssen wir in den VIP-Salon. Aber wir hatten hier zum Beispiel schon Danny DeVito oder Morgan Freeman an diesem Tisch zu Gast. Und das war immer sehr angenehm. Die Leute sehen sie von außen durch die Scheiben und fotografieren sie. Aber die Stars stört das hier nicht, sie sind meistens entspannt und sehr entgegenkommend.“