Gesundheitsreform greift, Präsident Klaus spricht - außerdem: Info-Flaggschiff des Tschechischen Rundfunks unter neuer Ägide

Barbora Tachecí (Foto: Jan Rosenauer)

Wie jede Woche zu dieser Zeit präsentieren wir Ihnen, verehrte Hörerinnen und Hörer, unseren Medienspiegel. Christian Rühmkorf hat für Sie die wichtigsten tschechischen Tageszeitung durchgeblättert und informiert Sie über die Themenschwerpunkte im neuen Jahr. Außerdem hat er mit der neuen Direktorin des wichtigsten Senders des Tschechischen Rundfunks, dem Radiožurnal, gesprochen. Barbora Tachechcí hat dort nämlich einiges umgekrempelt.

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zum ersten Medienspiegel im neuen Jahr. Das Jahr 2008 ist zwar erst wenige Tage alt, aber es hat bereits jetzt so viele Veränderungen für die Bürger gebracht, wie es im gesamten Jahr 2007 kaum gab. Und das sehen die tschechischen Tageszeitungen genauso. Die Rede ist vom Reformpaket der Regierung, das am 1. Januar in Kraft getreten ist.

Die Zeitungen machen sich auf ihren Themenseiten nun daran, in Reportagen zu untersuchen, ob und wie die Reformen umgesetzt werden und wie die Bürger sie aufnehmen. Dabei steht oft die neue Gebührenordnung der Gesundheitsreform im Brennpunkt. „Veränderungen 2008: Den Leuten missfallen die Zuzahlungen, aber sie bezahlen sie“, titelt die Zeitung „Mladá fronta Dnes“ am Donnerstag. Zwei Seiten, reich bebildert mit Fotos aus Arztpraxen und Apotheken. Dazu eine Auflistung von gängigen Arzneimittel und ihren alten und neuen Preisen.

Die Tageszeitung „Lidové noviny“ ging am Mittwoch in medias res und hat einen jungen Mann, der über Silvester erkrankt ist, zum Bereitschaftsarzt begleitet. „Ein Augenblick kostete 90 Kronen“, so die Headline. Da waren also - wie vom Gesundheitsminister angekündigt – erst einmal 90 Kronen, ca. 3,30 Euro Gebühren fällig, jedoch für eine miserable Behandlung unter Standard, wenn man dem Versuchskaninchen der „Lidové noviny“ glauben darf. Etwas Besonderes hat sich diese Tageszeitung aber noch einfallen lassen. Etwas, was sowohl zum neuen Jahr, zu einem Neubeginn, passt als auch zur Gesundheit. Als Geschenk für die Leser gab es eine bunte Ratgeber-Beilage in Din-A2-Format: „Hören Sie mit dem Rauchen auf – leicht und schnell. Ihr persönlicher Entwöhnungsplan“. Eine gute Idee zum richtigen Zeitpunkt, kann man sagen.

 Neujahrsansprache von Präsident Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Ein weiteres Thema, dass nahezu alle Zeitungen zusätzlich auf ihren Themenseiten gebracht haben, war die Neujahrsansprache von Präsident Václav Klaus. Die Wirtschaftszeitung „Hospodařské noviny“ titelt am 2. Januar: „Die Evergreens von Klaus? EU und Familie“ und wirft auch ein Auge auf die vorherigen vier Neujahrsreden von Klaus und versucht eine Entwicklung nachzuzeichnen die von „wirtschaftsorientiert“ über „menschlich“ und „scharf“ bis hin zu „einigend und optimistisch“ im Jahre 2008 reicht. Die „Hospodařské noviny“ richtet das andere Auge auf die in wenigen Wochen stattfindende Präsidentschaftswahl und bringt damit den Gegenkandidaten Jan Švejnar und seine Chancen mit ins Spiel.

Auch die „Lidové noviny“ druckt unter dem großen Klaus-Foto eine Aufnahme von Švejnar, der angeblich mit seiner Familie einen Spaziergang machte, während der Titelverteidiger Klaus sich im Fernsehen an die Nation wandte. Dazu von allen führenden Politikern eine Einschätzung der präsidialen Ansprache. Nur die Bürgerdemokraten, deren Ehrenvorsitzender Klaus ist, haben applaudiert. Soweit unser Blick auf die Themenschwerpunkte in den Zeitungen der vergangenen Tage.


Dem Info-Flaggschiff des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunks, dem Radiožurnal, sind im Laufe der letzten Jahre die Hörer weggelaufen. Auch auf dem Direktorensessel gab es einige Bewegung. Barbora Tachecí, geraume Zeit ein bekanntes Gesicht in der Medienbranche, ist seit dem 1. November die dritte Chefin des Radiožurnals innerhalb der letzten drei Jahre. Sie soll das Ruder endlich herumreißen. Wie, darüber habe ich mit ihr gesprochen.

Frau Tachecí, Sie haben vor zwei Monaten von einem Privatsender zum Öffentlich-rechtlichen gewechselt, zum Radiožurnal des Tschechischen Rundfunks. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den Vorteil, dass er nicht tagtäglich auf die Quoten schielen muss. Welche Nachteile hat er?

„Nachteil ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht so viel Geld für Werbung in eigener Sache hat, wie die privaten Sender. Geld für Billboards, Fernseh- und Printwerbung. Und in der Medienwelt gilt heute die Formel: Je mehr Geld sie in Werbung investieren, desto höher ist die Hörerquote. Mein nächstes Ziel – nachdem ich die Qualität für diesen öffentlichen Dienst sichergestellt habe – ist, dafür zu kämpfen, dass das Radiožurnal sich besser verkaufen kann. Und das wird ein langer Kampf.“

Also mehr Präsenz im Bewusstsein der Radiohörer um konkurrenzfähig zu bleiben. Sicherlich ein wichtiger Schritt, denn seit rund fünf Jahren wandern die Hörer vom Radiožurnal ab zu anderen Rundfunkmedien. Ist nur die schlechte Werbestrategie daran Schuld?

„Aus meiner Sicht liegt der Grund dafür in einer nicht ausreichenden Entwicklung innerhalb des Radios sowie einer zu schlechten Werbung. Es ist eine Kombination dieser beiden Elemente und deshalb möchte ich gerade beides verändern.“

Was war, was ist also konkret zu tun?

„Ich meine, dass - im Unterschied zum Fernsehen und zu den Printmedien - der Zauber des Radios gerade darin liegt, dass man permanent sendet und dass zu jeder Zeit unterbrochen werden kann, um Neues in die Sendung aufzunehmen. Daher möchte ich, dass alles, was aktuell passiert ist, augenblicklich in die Sendungen aufgenommen wird. Das erwarte ich von einem öffentlich-rechtlichen Informationssender.“

Gleichzeitig sagen Sie aber, dass das Radiožurnal überschaubar, ja berechenbar sein soll. Was meinen Sie genau damit?

„Das heißt, der Hörer, muss wissen, was er erwarten kann, ganz gleich zu welchem Zeitpunkt er sich in das Programm einschaltet. Bisher war das Radiožurnal eher wie mehrere Dutzend kleiner Radios in einem großen Radio. Es gab eigentlich keinen einheitlichen Stil, wie die Informationen dargeboten wurden, egal ob Nachrichten oder publizistische Beiträge. Und ich möchte das ganze Produkt, die einzelnen Teile, mit einer großen Schleife zusammenhalten, damit jeder, der das Radiožurnal einschaltet, weiß, dass er tagsüber die allerneuesten, gutgemachten Informationen erhält und am Abend die beste Publizistik.“

Wird der Hörer die Veränderungen spüren?

„Die größte Veränderung für die Hörer besteht darin, dass sie zu einer festen Sendezeit immer denselben Moderator hören, also nach dem Vorbild aller großen europäischen Radiosender. Bisher hat man beim Radiožurnal zum Beispiel jeden Morgen einen anderen Moderator gehört. Wir werden nun die Hörer daran gewöhnen, dass – wann immer sie auch das Radiožurnal einschalten – morgens, mittags, nachmittags oder abends, dass dann derselbe Partner zu ihnen sprechen wird.“

Und seit dem ersten Januar 2008 klingt das Radiožurnal auch anders. Hören Sie selbst.