Österreichischer Diplomat plant ersten Polo-Club in Tschechien

Nikolaus Seiwald (Foto: Autor)

In der Tschechischen Republik gibt es keinen Polo-Club. Das macht den Handelsrat an der österreichischen Botschaft und leidenschaftlichen Polo-Spieler Nikolaus Seiwald nervös. Jetzt versucht er mit Probetrainings die Tschechen in den Sattel zu heben. Christian Rühmkorf war mit dem Mikrofon ganz nah dran.

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Wir befinden uns auf der Farm Levin, 30 Kilometer südöstlich von Prag. Hier findet heute das erste Training für den ersten Polo-Club in der Tschechischen Republik statt. Da wollen wir mal schauen, wie das ausgeht…

Vor uns ist eine Pferderennbahn und ein Rasenplatz, der vielleicht so groß ist wie ein Fußballfeld– vielleicht ein wenig kleiner – und auf diesem Feld sind acht Pferde mit Reitern, die jeweils ihren langen Schläger in der Hand halten. Gerade ist ein Tor gefallen. Das Spiel ist zu Ende. Nikolaus Seiwald kommt mit seinem Pferd an den Rand des Spielfeldes geritten.

Wo Sie gerade so frisch absteigen vom Pferd - wie war es?

„Es war sehr gut! Es war sehr gut, weil wir schon Anfänger im Spiel hatten, die mitgespielt haben. Die sind natürlich hoch begeistert. Also für den ersten Tag eigentlich schön! Voller Betrieb, herrlich! Begeisterung!“

Heißt das, Sie haben gerade mit wirklichen Anfängern gespielt?

„Ja, sie haben vorher den Kurs gemacht, zwei Stunden, und dann haben wir gesagt, die Besseren davon, die können schon mitspielen. Das ist schon gegangen.“

Und der Kurs ist jetzt zu Ende, oder wie geht es weiter?

„Nein, das geht noch morgen und am Sonntagvormittag weiter. Sonntag gibt es dann ein Abschlussspiel um 12 Uhr.“

Und wie viele Teilnehmer haben sich schon angemeldet?

„Wir haben an die 13 Teilnehmer. Das ist eigentlich recht gut. Ich bin sehr zufrieden für den Anfang, denn für ein Team braucht man eigentlich nur vier Spieler. Vier gegen vier, das ist dann schon ein Spiel und der Spielbetrieb kann somit aufgenommen werden.“


Nikolaus Seiwald  (Foto: Autor)
Nikolaus Seiwald ist ein schlanker Mann um die 60 – Handelsrat an der österreichischen Botschaft in Prag. Seine Leidenschaft für Polo hat er in Indien entdeckt. Polo, das verbinden die meisten jedoch mit Prinz Charles. Und es waren auch die Engländer, die im 19. Jahrhundert diesen außergewöhnlichen Mannschaftssport von Indien nach Europa geholt haben. Nikolaus Seiwald möchte in Tschechien einen Polo-Club gründen und hat dazu ein Schnupper-Training veranstaltet. Denn die Tschechische Republik ist das erste Gastland, wo Diplomat Seiwald nicht seinem Lieblingssport nachgehen kann:

„Es ist wirklich das einzige Land in Mitteleuropa. Und obwohl es eigentlich das wirtschaftlich am fortgeschrittenste Land in ganz Mittel- und Osteuropa ist, hat es bisher keinen Polo-Club. Wir haben schon zwei Turniere hier veranstaltet zur Promotion, um den Sport bekannt zu machen, und ich glaube, jetzt ist es Zeit, dass auch die Tschechen diese neue Sportart erleben.“

Wie erklären Sie sich das denn, dass der Polosport sich so schwer tut, bzw. dass sich hier noch gar nichts tut im Polosport, während in den umliegenden Ländern das schon längere Zeit angelaufen ist?

„Das ist richtig. In Polen gibt es drei Klubs, in der Slowakei und in Ungarn auch. Ich glaube, es kommt immer sehr auf die individuelle Initiative an. Man muss sehr viel Kraft hineinstecken, um so etwas zu organisieren. Und ich glaube, bisher haben zu wenige Tschechen im Ausland gespielt und darum hat es auch niemand in das Land getragen. Ich spiele schon seit 30 Jahren Polo und das ist mein erster Platz, wo es keinen Polo-Club gibt. Und das möchte ich ändern.“

Nikolaus Seiwald  (Foto: Autor)
Was haben sie da in der Hand? Was braucht man zum Polospielen?

„Das ist ein Polostock, das ist das Wichtigste – außer dem Pferd und dem Spieler natürlich. Zudem braucht man einen guten Helm, Knieschützer und eine Peitsche, wenn es geht. Und wer will, kann auch Sporen tragen, aber das ist eher verpönt.“

Das machen nur die, die das Pferd sonst nicht in Gang bringen?

„Ja genau.“

Und die Knieschützer sind dazu da, dass man sich nicht gegenseitig mit dem Schläger trifft?

„Man darf bei diesem Sport den anderen von der Linie abreiten – also von der Schlaglinie abreiten – und da gibt es natürlich oft Kontakt mit dem Knie des Gegenübers. Da ist es natürlich besser, wenn man es schützt.“


Die elfjährige Bella ist Engländerin, aber in der Tschechischen Republik geboren. Ihr Vater arbeitet in Prag als Manager. Nun soll sie den Sport der Royals lernen. Polo-Trainer Carlos Velazquez sitzt auf einem Holzpferd und führt Bella die Schläge mit dem Polo-Stock vor.

War der erste Trockenversuch schwer?

„Nein, es war gar nicht so schwierig, aber es braucht einfach eine Menge Übung“, sagt Bella.

Auch für die 20-jährige Jana aus Prag ist es ein Debüt. Sie hat aber schon mitspielen dürfen, wie sie stolz berichtet:

„Ich spiele zum ersten Mal Polo.“

Und gilt das, was sonst auch immer gilt – aller Anfang ist schwer?

Elfjährige Engländerin Bella  (Foto: Autor)
„Ja, also ich habe das nicht gewusst, aber es ist schon ziemlich schwer. Man muss sich daran gewöhnen, mit dem Schläger, dem Mallet, zu arbeiten. Und natürlich muss man ein guter Reiter sein.“

Und das sind Sie? - Wie lange reiten Sie schon?

„Ich reite schon seit über zehn Jahren, aber Polo hab ich noch nie geritten. Ich habe Springreiten gemacht. Polo ist schon ungewohnt.“

Ich habe das gerade gesehen und ich hatte den Eindruck, dass hier ein Haufen Polospieler aus England hergekommen ist. Was ist das Problem, wenn man das zum ersten Mal macht?

„Es ist schwierig mit dem Schläger umzugehen, denn er ist ziemlich schwer und lang. Man muss aufpassen, dass man sich oder das Pferd nicht verletzt und dass man vor allem den Ball trifft und abschlägt – das ist das Wichtigste.“

… und natürlich ein Tor macht! Wollen Sie Mitglied im Polo-Club werden?

„Ja, mal sehen. Ich habe gehört, er soll im April entstehen und mal sehen, ob es klappt.“

Das ist ja der erste Polo-Club in der Tschechischen Republik - wenn er zustande kommt. Wie erklären Sie sich das als Tschechin, dass es weit und breit hier noch keinen Polo-Club gibt? Herr Dr. Seiwald hat ja schon gesagt, es ist ganz eigenartig. Wie erklären Sie sich, dass Polo bisher in Tschechien kaum auf Interesse gestoßen ist?

„Es ist halt ungewöhnlich...“

Könnte es daran liegen, dass Polo so ein elitärer Sport ist?

„Ja, es ist vor allem sehr teuer und es ist auch problematisch, weil man mehrere Pferde für ein Spiel braucht. In Tschechien gibt es keine Polo-Ponys, also muss man sie herbringen. Es gibt keine Möglichkeiten, wo man spielen könnte, und es ist unter den Leuten nicht so bekannt. Also ist es schwer, ein Team aufzustellen und zu spielen.“


Genau das will Handelsrat Nikolaus Seiwald mit seinem Probetraining ändern. Ab April soll dann ein regelmäßiger Club-Betrieb anlaufen. Der Diplomat ist sich sicher, dass die Tschechen anbeißen werden, denn:

„Es ist ein aufregender Sport und wer einmal begonnen hat, hört nie mehr wieder auf.“

Das wollte ich Sie noch fragen: Was reizt Sie am meisten am Polo? Wo ist da der größte Kitzel?

„Es ist zum einen schon eine gewisse Herausforderung, eine kleine Gefahr natürlich auch. Aber vor allem ist es das Beherrschen von vielen Faktoren: das Beherrschen des Schlags, um den Ball zu treffen, das Beherrschen eines Pferdes, dann das Beherrschen des Teamspiels. Das heißt, man muss nicht nur den Ball treffen, man muss auch zuspielen können. Das ist so eine Herausforderung an den Körper, dass man überglücklich ist, wenn es einem gelingt!“

Sie holen sich also alles hierher nach Tschechien, was sie brauchen, um in diesem Land glücklich zu leben, und das heißt: Polo.

„Also ich mach es sicherlich nicht nur für mich, denn ich habe ja schon 30 Jahre gespielt. Ich mache es eher für das Land und die Leute hier, dass dieser Sport einfach bekannt wird.“

Kontakt: Polo-Club in Tschechien, Dr. Nikolaus Seiwald, Tel.: 00420 - 222 210 255