Geschäft mit Furcht und Hoffnung

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Eine Solidaritätsgemeinschaft zwischen Patienten und Ärzten, eine solche scheint auch in Rumänien noch in recht weiter Ferne zu sein. Teodora Mihalcescu hat mit der jungen Ärztin Mihaela Tanase gesprochen, die eine kleine Privatklinik in Bukarest betreibt:

Ich habe einige Ärzte getroffen, die sowohl in einer Staatsklinik als auch in einer privaten Klinik arbeiten. Wenn ein Patient zu einer Klinik geht, die vom Staat finanziert wird, dann sagt der betreffende Arzt oft: Hier haben Sie meine Privatnummer, kommen Sie das nächste Mal in meine Praxis. In Rumänien zahlen wir 6,5 Prozent unseres Gehalts für das Gesundheitswesen - die so genannte Krankenversicherung. Warum eigentlich, wenn wir den Arzt oder die Arzneimittel dann letztlich sowieso selbst bezahlen?

"Ich habe mir diese Frage auch oft gestellt, denn das System funktioniert bei uns nicht. Ich weiß, dass es viele Ärzte gibt, die ihre Patienten aus den Staatskliniken in die eigenen Kliniken locken."

Je kränker eine Person, desto besser für den Arzt. Kennen Sie Ärzte, die ihre Patienten für krank erklären, damit diese öfter zu ihnen in die Klinik kommen?

"Ich bin davon überzeugt, dass es auch solche Ärzte gibt. Die Frage ist, was sie in dieser Branche suchen. Das sind Leute, die mit der Medizin eigentlich nichts im Sinn haben und diese nur als Geschäft betrachten."

Zeigt ein Arzt in einer privaten Klinik mehr Interesse als in einer vom Staat finanzierten?

"Wenn ein Arzt sich wirklich seinem Beruf widmet, dann strengt er sich immer gleich an, egal wo er arbeitet. Das hängt also vom Charakter des Arztes ab. Wenn er seinen Beruf liebt, wenn die Medizin seine Leidenschaft ist, dann wird er an den Patienten in beiden Kliniken das gleiche Interesse zeigen und alle gleich gut behandeln."

Glauben Sie, dass die Ärzte die Kranken ausnutzen, um mehr Geld zu verdienen?

"Ich habe sogar gehört, dass es Ärzte gibt, die ganz genau wissen, dass einem Patienten nicht mehr zu helfen ist. Und trotzdem rufen sie ihn immer wieder in die Klinik und machen ihm falsche Hoffnungen."