Zweimal zu Gast bei Radio Prag (1987 und 2011): „eigentlich nicht vergleichbar“

ČTK-Infobank

Im nachfolgenden Hörerforum zitieren wir aus den Briefen von Hörern, bei denen die Musik wiederholt eine große Rolle spielt. Einer unserer Hörer, Herr Weber aus Göttingen, hat Radio Prag zudem Rede und Antwort gestanden.

Foto: Archiv Radio Prag
Willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei Ihrer Sendung von Radio Prag, beim Hörerforum. Ganz am Anfang möchten wir uns für Ihre Zuschriften und Empfangsberichte bedanken, die bei uns in den letzen Tagen angekommen sind. Unser Dank geht unter anderem an: Erhard Lauber aus Bad Berleburg-Girkhausen, Peter Vaegler aus Stralsund und Sandro Blatter aus Schwerzenbach in der Schweiz. Herr Blatter fügte in seinem Empfangsbericht hinzu:

„Nach langer Zeit melde ich mich wieder mit einem Brief bei Ihnen. Nicht, dass ich Ihnen untreu geworden bin, sondern bis jetzt habe ich für Empfänge auf Satellit keine Empfangsberichte geschrieben. Das wird sich nun aber ändern und Sie hören wieder regelmäßig von mir.“

Das freut uns sehr, Herr Blatter. Nun aber zu einem weiteren Gast von Radio Prag, denn so wie in der vergangenen Ausgabe unseres Hörerforums, wollen wir auch diesmal wieder einen Hörer etwas länger zu Wort kommen lassen. Im Juni hat Hans Weber aus Göttingen unser Funkhaus besucht und der Sommer-Party von Radio Prag beigewohnt. Ich bat ihn bei diesem Anlass um ein Gespräch.


Sommer-Party zum 75. Geburtstag von Radio Prag  (Foto: Barbora Kmentová)
Herr Weber, Sie sind nach Prag gekommen, um an Veranstaltungen zum 75. Geburtstag von Radio Prag teilzunehmen. Wie lange hören Sie unsere Sendungen schon?

„Seit gut 30 Jahren. Es begann also noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, als es das Interprogramm gab, das ich schon in den späten 70er Jahren gehört habe. Und dann kam Radio Prag, der Auslandssender. Meine erste QSL-Karte dürfte aus dem Jahr 1982 sein. Und seitdem bekam immer mal wieder eine. Als Stammhörer würde ich mich noch nicht einmal bezeichnen. Ich höre immer, wenn mich etwas interessiert, in den Sender des betreffenden Landes rein. Mich aber als Stammhörer zu bezeichnen, das wäre zuviel der Ehre.“

Sommer-Party zum 75. Geburtstag von Radio Prag  (Foto: Barbora Kmentová)
Was war damals die Anregung für Sie: War es das Interesse für Tschechien beziehungsweise die damalige Tschechoslowakei, oder eher das Interesse für Auslandssendungen, für Kurzwellen, für das Radio?

„Beides. Ich höre seit meinem 14. Lebensjahr Kurzwelle, gelegentlich, früher mit dem alten Gerät meines Vaters, später mit einem richtigen Kurzwellenempfänger. Zum einen also das Interesse an der Kurzwelle. Und deshalb bedauere ich es jetzt sehr, dass die Kurzwelle bei Radio Prag zum 31. Januar abgeschaltet worden ist. Zum zweiten aber bin ich auch politisch interessiert, kann man so sagen. Damals am Kommunismus; gut, als wir jung waren, schlug das Herz überall ein bisschen links. Und heute? Heute ist man über vierzig, da heißt es immer noch: Links hat es keinen Verstand, ganz so schlimm ist es aber auch nicht. Man hat auch mal rübergehört über den Eisernen Vorgang, das war früher das Motiv. Und ich war auch damals schon mal zu Gast bei Radio Prag, im Jahr 1987.“

1987 also. Können Sie diese beiden Besuche vergleichen? Was hat sich geändert?

„Ich habe es versucht, aber es ist eigentlich nicht vergleichbar. Damals ging es nur mit Anmeldung, schon wochenlang vorher, sonst hätten sie mich gar nicht reingelassen. Die Menschen waren ebenso sehr freundlich, aber man hat auch gemerkt, dass sie sehr vorsichtig waren. Sie hatten vorher wohl Richtlinien bekommen, was dürfen wir dem zeigen und was nicht, was wollen wir ihn fragen und was nicht. Und welche Fragen wollen wir ihm beantworten und welche nicht. Ich habe vor 24 Jahren auch etwas darüber geschrieben, aber das habe ich heute nicht mehr so wiedererkannt.“

Sie haben sich nicht als Stammhörer bezeichnet, sondern gesagt, dass Sie „nur“ das hören, was Sie interessiert. Welche Themen, welche Themenbereiche sind für Sie interessant?

„Ich bin sehr am politischen Geschehen interessiert und gelegentlich höre ich auch mal touristische Sendungen oder so etwas. Musik war früher ebenfalls ein großes Thema für mich.“

Welche Möglichkeit nutzen Sie jetzt, nach der Abschaltung der Kurzwelle, um uns hören zu können?

„Das Internet, es bleibt ja kaum etwas anderes übrig. Ich habe noch eine sehr spezielle Möglichkeit gefunden, und zwar den Satelliten, den Afri-Star, der über Worldspace auch noch Radio Prag überträgt. Worldspace ist eigentlich längst pleite, aber der Satellite, der kreist noch da oben und hat das WRN-Programm noch drauf. Und da ist auch Radio Prag in Deutsch und in Englisch zu hören. Aber das ist wohl auch ein Auslaufmodell. Danach bleibt wahrscheinlich nur noch das Internet.“


Josef Suk
Soweit Hans Weber aus Göttingen. Es bleibt uns nun noch ein bisschen Zeit, um noch einige Meinungen von Ihnen zu präsentieren. Allerdings nur in der gewohnten Form, also mit Zitaten aus Ihren Briefen.

„Ich habe Ihr Musikprogramm heute wirklich genossen. Wenn auch aus einem traurigen Anlass. Ich habe mich auf das Sofa gelegt und den Violinklängen von Josef Suk gelauscht. Viele Grüße aus Mannheim, Holger Wolf.“

Vielen Dank, Herr Wolf. Martina Pohl reagiert in ihrem Brief auf unsere Einladung zur neuen Antonín-Dvořák-Ausstellung in Prag:

„Beachtlich finde ich auch die große Dvořák-Sammlung, die Tschechien besitzt. Dvořák war nach seinem Tod so populär und berühmt, dass damals schon eine Zigarettenfirma ihn in eine Bilderserie von berühmten Persönlichkeiten aufgenommen hatte; das war 1912. Die Musikliebhaber waren schon zu seiner Zeit von dieser Musik begeistert. Leider war auch sein Leben durch drei tragische Ereignisse überschattet worden. Seine drei Kinder starben kurz hintereinander. Josefa starb 1876 zwei Tage nach ihrer Geburt, die elf Monate alte Růžena schluckte Phosphor und Otokar starb genau drei Wochen später. Vielleicht half ihm gerade seine Leidenschaft, die er für die Musik empfand, seinen Schmerz über den Verlust der Kinder zu verarbeiten und neue Lebensperspektiven zu finden.“

Paulus Manker
Und mit der Musik, genauer mit einem Musik-Jubiläum, befasst sich auch der Brief von Ulrich Wicke aus Felsberg. Auch wenn es in ihm eigentlich um das Theater geht:

„Besonders interessant fand ich den Beitrag über das Theaterstück ´Alma´, inszeniert von Paulus Manker. Dem Mahler-Jubiläum kann man derzeit nicht entgehen. In diesem Zusammenhang ist immer wieder auch von seiner Frau Alma die Rede. In eurem Bericht wurde deutlich, wie stark die heutige Tschechische Republik an der österreichischen Kulturszene der Jahre um 1900 beteiligt war.“

Und mit dieser Feststellung wollen wir uns für heute verabschieden. Schreiben Sie uns weiter an Radio Prag, Vinohradská 12, 12099 Prag 2, Tschechische Republik beziehungsweise an [email protected]. Mit einem neuen Hörerforum melden wir uns wieder in zwei Wochen, bis dahin machen Sie´s gut!