Ukraine und Radio Prag auf UKW

Foto: Martina Schneibergová
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Radio Prag auf UKW und die Ukrainer in Tschechien. Das sind die beiden zentralen Themen in unserem heutigen Tagesecho.

Foto: artur84,  FreeDigitalPhotos.net
Hallo und herzlich willkommen zum Hörerforum. Wieder sind zwei Wochen vergangen - und es ist Zeit für Ihre Sendung bei Radio Prag, liebe Hörerinnen und Hörer. Beginnen wir mit unserem Monatsquiz. Noch fast zwei Wochen haben Sie Zeit, uns die Antwort auf die März-Frage zu schicken. Sie lautet:

Wie hieß das Staatsgebilde, das am 16. März 1939 aus der Tschechoslowakei hervorgegangen ist?

Schreiben Sie uns per E-Mail an: [email protected]. Im Februar hatten wir nach zwei Namen – einem Frauennamen und einem Ortsnamen - sowie nach einem Datum gefragt. Die richtige Antwort war: Die Skilangläuferin Kateřina Neumannová hat bei den Olympischen Winterspielen in Turin im Jahr 2006 eine Goldmedaille für Tschechien erkämpft. Unser Glückwunsch und ein kleines Geschenk als Belohnung für die richtige Antwort geht diesmal an Frank Paulusch aus Hoyerswerda.

Foto: Jan Rosenauer,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Viele von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, haben sich sehr gefreut, als Radio Prag im November vergangenen Jahres auf die Kurzwelle zurückkehrte. Wir bekamen dazu recht viele Briefe und E-Mails von Ihnen. Wie Sie sicher festgestellt haben, sind seit dem vergangenen Sonntag aber die Frequenzen 6005 und 3985 kHz wieder verstummt. Dazu erfahren Sie nun mehr im folgenden Gespräch mit unserem Programmleiter Gerald Schubert:


Foto: twobee,  FreeDigitalPhotos.net
Gerald, im Hörerforum berichten wir regelmäßig über neue Möglichkeiten für den Empfang von Radio Prag beziehungsweise über Änderungen dieser Möglichkeiten. Seit Ende vergangenen Jahres hat Radio Prag auch über Kurzwelle gesendet. Das gilt aber mittlerweile nicht mehr…

„Ja, leider. Es gab eine Sendung über Radio 360 des so genannten Funkhauses Euskirchen. Das war ein Sender, der sich bemüht hat, auch über Kurzwelle Nachrichten aus der Tschechischen Republik, aus der Slowakei und aus Polen in deutscher Sprache sozusagen gebündelt hintereinander zu senden. Nach allen Reaktionen unserer Hörer von Radio Prag hat das vor allem bei klassischen Kurzwellenhörern großen Anklang gefunden. Ich persönlich habe diese Idee für sehr gut gehalten, drei bedeutende ostmitteleuropäische Länder, die alle drei über deutschsprachige Auslandssender verfügen und ein halbstündiges Programm produzieren, hintereinander zu senden. Leute, die sich für diese Region interessieren, hatten da einen wirklich guten Service. Aber leider wurde das Programm aus Kostengründen eingestellt, seit 16. März besteht es nicht mehr. Die Kollegen vom Funkhaus Euskirchen haben sich bemüht, Sponsoren für die Übertragung auf Kurzwelle zu finden, leider ist das offenbar nicht gelungen und deshalb wurde nicht nur die Sendung von Radio Prag, sondern überhaupt der Kurzwellenbetrieb auf diesem Sender eingestellt.“

Geht es mit der Suche nach einem Sponsor weiter, oder ist diese Sache endgültig vorbei?

„Die Kollegen haben geschrieben, dass es schon die Möglichkeit gibt, zu einem späteren Zeitpunkt die Sendungen wiederaufzunehmen, wenn es vielleicht doch noch eine oder andere Möglichkeit zur Finanzierung gibt. Aber das ist natürlich außerhalb meines Einfluss-, und ehrlich gesagt auch Wahrnehmungsbereiches, das ist Sache dieses Funkhauses Euskirchen und von Radio 360. Ich halte den Kollegen natürlich die Daumen, dass sich Möglichkeiten finden, vielleicht diesen Betrieb doch wiederaufzunehmen und die Finanzierung zu stemmen. Im Übrigen sollte man an dieser Stelle dazu sagen, dass der Livestream dieses Senders im Internet aber weiter besteht. Dort kann man auch weiter unsere Sendungen hören.“

Radio Wanderbühne
Unsere Hörerinnen und Hörer werden diesen Verlust der Kurzwelle sicher bedauern. Wir haben aber auch eine gute Nachricht für sie, was die Sendungen im Äther betrifft, zumindest in Thüringen…

„Genau. Es gibt in Deutschland die sogenannten freien Radiosender, also nichtkommerzielle Radiosender, die auch nicht öffentlich-rechtlich sind. In der Regel handelt es sich um kleinere regionale Sender. Einer von ihnen heißt Radio Wanderbühne und hat seinen Sitz in Rudolstadt. Radio Wanderbühne hat zunächst einmal auch einen Internetstream mit dem Anspruch, interessante Programme aus mehreren Ländern zu bündeln und den Hörern dort zu präsentieren. Und zusätzlich, was uns besonders freut, hat Radio Wanderbühne auch eine thüringenweite UKW-Frequenz mit einem täglichen Informationsmagazin namens ‚Foyer‘. Wir sind mit den Kollegen von Radio Wanderbühne übereingekommen, dass Teile unseres Programms, also nicht die ganze halbstündige Sendung, sondern ausgewählte Beiträge, auch im Rahmen dieses Informationsmagazins Foyer über UKW thüringenweit verbreitet werden. Und zwar ab sofort.“

Foto: Archiv Radio Prag
Liegt die Auswahl der Beiträge bei Radio Wanderbühne?

„Ja, diese Auswahl liegt bei Radio Wanderbühne. Ich würde bei der Gelegenheit gerne noch etwas zu der Motivation der Kollegen dort sagen. Darauf gründet sich auch mein Vertrauen, dass die Auswahl dieser Beiträge auf jeden Fall sinnvoll sein wird. Als die Kollegen mit mir Kontakt aufgenommen haben, sagten sie, dass sie künftig eben größeres Augenmerk auf die Aufarbeitung von Informationen zur Politik und Kultur gerade ihrer östlichen Nachbarn legen wollen. Das hat natürlich gerade in Thüringen Sinn. Die Kollegen sind der Auffassung, dass auch in Deutschland in den klassischen Mainstream-Medien die Informationen aus mittelosteuropäischen Ländern zu kurz kommen. Ich sehe das ebenso. Ich glaube, wir als Radio Prag und auch andere Auslandssender können immer einen etwas größeren Beitrag leisten als die klassischen Medien in Deutschland oder auch in Österreich und weiteren Ländern. Insofern sind wir, mit dieser Motivation unserer neuen Partner in Rudolstadt, sicherlich die geeigneten Ansprechpartner gewesen.“

Die Frequenzen dieser UKW-Sendungen lassen sich im Übrigen auf der Webseite dieses Radios finden: www.radiowanderbuehne.de.


Foto: Martina Schneibergová
Neben Ihrer Anmerkungen zum Empfang von Radio Prag steht in Ihren Briefen und E-Mails aus den letzten Tagen und Wochen ein Thema im Vordergrund: die Ukraine. Ulrich Wicke aus Felsberg schreibt:

„Interessant ist es zu hören, wie Tschechien die Situation in der Ukraine einschätzt. Mit Invasionen hat Euer Land im vergangenen Jahrhundert ja bittere Erfahrungen gemacht.“

Ralf Urbanczyk aus Eisleben stellt in diesem Zusammenhang auch einige Fragen:

Foto: Martina Schneibergová
„Im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Ukraine haben Sie in mehreren Ihrer Sendungen von der Unterstützung der in Prag lebenden Ukrainer für die Opposition in Kiew gegen den damals noch amtierenden Präsidenten Janukowitsch berichtet. Wie viele Ukrainer leben derzeit in Tschechien? Sind das mehrheitlich Studenten, Arbeitsimmigranten oder eher Menschen, welche die tschechische Staatsbürgerschaft haben? Wie bringen sie sich in das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Lande ein? Im Straßenbild in Prag und anderen tschechischen Städten sind sie mir so gut wie gar nicht aufgefallen, zum Beispiel durch auf ukrainische Artikel spezialisierte Geschäfte oder Gaststätten. Da fallen die vietnamesischen Immigranten mit den vielen Ladengeschäften und Asia-Gaststätten mehr auf.“

Illustrationsfoto: Mohammed Shaker,  Stock.xchng
Die Ukrainer bilden die stärkste ethnische Minderheit in Tschechien überhaupt. Zurzeit leben hierzulande legal etwa 115.000 Ukrainer. Eindeutig handelt es sich mehrheitlich um Arbeitsimmigranten, die Ukrainer gelten hierzulande als typische billige Arbeitskräfte. Sie konzentrieren sich vor allem dort, wo es das größte Angebot an Arbeitsstellen gibt, also in Prag. Oft kommen sie als Paare nach Tschechien, um hierzulande zu arbeiten, und lassen aber ihre Kinder in der Ukraine zurück. Sie leben hier nur für begrenzte Zeit, mit der Perspektive, wieder nach Hause zurückzukehren. Diese Arbeitsaufenthalte wiederholen sich oft zyklisch, man lebt eine gewisse Zeit in Tschechien und eine gewisse Zeit in der Ukraine. Es gibt in Tschechien einige ukrainische Vereine und Initiativen. Sie organisieren Kulturveranstaltungen und geben zwei Zeitschriften heraus, doch wie Sie selbst richtig bemerken, fallen die Ukrainer hierzulande kaum auf. Die Frage ist allerdings, ob gerade die Arbeitsimmigranten zu den derzeit stattfindenden Demonstrationen gehen. Mit Sicherheit sind auch zum Beispiel Studenten darunter.

Vietnamesen  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die zweitstärkste ethnische Minderheit in Tschechien sind die Slowaken, Platz drei belegen die Vietnamesen. Letztgenannte führen allerdings bei der durchschnittlichen Länge ihres Aufenthalts in Tschechien – diese liegt bei acht Jahren.

Und das war’s für heute. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin! Hier noch einmal die Adressen: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Oder per E-Mail an [email protected]. Alles Gute und auf Wiederhören in zwei Wochen!