Radiowellen lassen sich nicht an Grenzen stoppen

Dramatisches Geschehen in Nordafrika (Foto: ČTK)

Das dramatische Geschehen in Nordafrika und die Rolle der Rundfunksender bei der Vermittlung von Informationen – darum geht es heute im Hörerforum.

Recht herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei Ihrer Sendung auf Radio Prag, willkommen zu einer neuen Ausgabe des Hörerforums. Mit großer Spannung haben wir in den vergangenen Wochen in den Briefkasten geguckt. Ist da was, oder nicht? Die Frage war, ob wir überhaupt noch Hörerbriefe bekommen, nachdem die Kurzwelle eingestellt worden ist. Und die Antwort: Aber sicher! Wir freuen uns, dass es weiterhin Hörerinnen und Hörer von Radio Prag gibt, die uns nicht nur hören, sondern die uns auch schreiben und ihre Berichte schicken. Ihnen gebührt unser besonderer Dank.

Das Ende der Kurzwelle ist immer noch ein Thema, das Sie interessiert und bewegt und somit Ihre Reaktionen hervorruft. Aber auch dem aktuellen Geschehen wenden Sie sich in Ihren Kommentaren zu. Das dramatische Geschehen und die heftigen Proteste der Bevölkerung in Ägypten haben Martina Pohl aus Überlingen veranlasst, uns Folgendes zu schreiben:

„Wenn sich Menschen in einer solchen Größenordnung zusammenschließen, um für das gleiche Ziel zu kämpfen, sich auflehnen, widersetzten, weil eine Ungleichbehandlung ihrerseits nicht mehr hingenommen und gelebt werden will, erzeugt das bei mir immer eine Hoffnung für einen Neuanfang der Menschen. Vor allem, wenn sie mutig und voller Ungewissheit sind auf das, was auf sie zukommt, wenn sie auf die Straße gehen. Denn nur zusammen kann man etwas bewirken oder verändern. Wenn ich heute die Bilder sehe, wie sich Menschen in der ehemaligen DDR auf Demos gegen das Regime stellten, das Volk geschlossen auftrat und so die Wende eingeleitet wurde, so ist das ein beeindruckendes Stück Geschichte. Zum Glück ist dieser Teil der Geschichte unblutig verlaufen.“

Ägyptische Revolte  (Foto: ČTK)
Über das Geschehen in Ägypten kommen wir aber zwangsläufig wieder zu einem ureigenen Thema der Medien zurück: die Vermittlung und Verbreitung von Informationen. Jörg-Clemens Hoffmann aus Alsbach schreibt:

„Gerade in den vergangenen Wochen haben wir aus Ägypten erfahren müssen, wie einfach es ist, Internetverbindungen und Telefonleitungen zu kappen und somit den weltweiten Informationsaustausch zum Erliegen zu bringen. Radio-Wellen dagegen lassen sich nicht so einfach an Grenzen stoppen und haben somit weiterhin ihre Berechtigung.“

Kairo heute  (Foto: ČTK)
Auf die wichtige Rolle der Radiosendungen macht auch Walter Rippel aus Ingolstadt aufmerksam. Besonders in undemokratischen Regimes, in denen die öffentliche Propaganda die Meinung macht, sei es wichtig, die Bürger objektiv zu informieren, meint Rippel:

„Man denke nur zurück an die Nazi-Zeit und die Zeit des ´real existierenden Sozialismus´! Nur wer ausländische Sender hörte, wusste, was in der Welt wirklich geschieht!“

Deutsche Welle
Da Walter Rippel vor 70 Jahren in der Tschechoslowakei geboren wurde, nennt er die Sendungen von Radio Prag eine „Brücke zur alten Heimat“ und bedauert nicht nur die Abschaltung der Kurzwelle von Radio Prag, sondern auch die Einstellung der tschechischen und slowakischen Sendungen durch die Deutsche Welle in Köln. Der gegenseitige Informationsaustausch zwischen Tschechien und Deutschland werde dadurch leider eingeschränkt, moniert Rippel:

„Dabei wären gerade zwischen unseren beiden Staaten, in denen die Beziehungen aus der Vergangenheit immer noch belastet sind, Sendungen in der jeweils anderen Sprache sooo wichtig. Ich meine, dass es sinnvoll wäre, wenn Radio- oder auch TV-Sender aus beiden Ländern im Sinne einer freundschaftlichen Nachbarschaft zusammenarbeiten und Sendungen produzieren würden, die in beiden Sprachen und beiden Ländern einer breiten Schicht an Zuhörern und TV-Zuschauern zugängig gemacht werden.“


Oldřich Číp
Von manchen Hörern haben wir sehr traurige Abschiedsworte bekommen. Eine Aufmunterung für unsere Arbeit aber sind die Briefe von Hörern, die auch nach der Einstellung der Kurzwelle einen Weg gefunden haben, wie sie unsere Programme hören können. Viele derjenigen, die weiterhin unverfälschtes Radio hören wollen, verfolgen unsere Sendungen über WRN, und zwar über Astra 1L, 19,2 Grad Ost. Klaus Nindel aus Dresden macht uns darauf aufmerksam, dass er uns über Astra 16 Grad Ost hört, worauf er keinen Verweis auf unserer Seite findet. Aufrichtig gesagt, ich habe diesen Verweis auch auf den Webseiten von WRN nicht gefunden. Dort wird noch eine Möglichkeit angeboten, und zwar Eutelsat Hotbird 6, 13 Grad Ost. Ich werde mich bei unserem langjährigen Rundfunkexperten Oldřich Číp darüber informieren beziehungsweise ihn selbst ans Mikrofon bitten – so wie es unser Hörer Bernd Seiser vorschlägt. Da Herr Číp im Moment an einer internationalen Konferenz über Kurzwellen teilnimmt, wollen wir uns dieser Frage in der nächsten Ausgabe des Hörerforums widmen.

Neben den Hörern, die wir heute zitiert haben, haben uns natürlich auch viele weitere geschrieben und vor allem Empfangsberichte geschickt. Stellvertretend geht unser Dank an Paul Gager aus Deutschkreuz, Heinrich Gudhardt aus Essen, Bernhard Henze aus Köhra, Andreas Karch aus Sankt Augustin und Paul Reinersch aus Dudweiler.

Und das war es schon wieder für heute. Schicken Sie weiterhin Ihre Berichte, Reaktionen, Fragen und Anregungen an uns, und zwar per Post an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an [email protected]. In zwei Wochen treffen wir uns wieder im Hörerforum, bis dahin machen Sie es gut!