Prager Frühling 1968, Olympia und ein weiterer neuer Kollege

Für das Hörerforum haben wir wie immer in Ihren zahlreichen Zuschriften geblättert und Antworten auf Ihre Fragen gesucht. Außerdem stellt sich Ihnen ein neuer Mitarbeiter vor.

Wie alle zwei Wochen möchten wir uns auch nun wieder für Ihre zahlreichen Zuschriften und Urlaubsgrüße bedanken. Auch über die vielen Empfangsberichte haben wir uns sehr gefreut. Die kamen in den vergangenen Wochen unter anderem von Frank Bresonik aus Gladbeck, Gerolf Tschirner aus Landshut, Paul Gager aus Deutschkreutz, Anna Seiser aus Ottenau, Bernd Riga aus Saarbrücken und Alfred Albrecht aus Emmendingen. Horst Cersovsky hörte uns auch an seinem Urlaubsort Bushmills in Nordirland. Ihn haben vor allem die alten Aufnahmen zur Ernennung des ersten Reichsprotektors von Neurath im April 1939 beeindruckt. Wir werden auch in Zukunft für unsere Dienstagsrubrik „Aus dem Tonarchiv“ historische Tondokumente aufspüren und in ihrem geschichtlichen Kontext präsentieren.

Ein Beitrag, der viele von Ihnen zu freundlichen Reaktionen veranlasste, war der zur tschechischen Popmusik der sechziger Jahre in unserem Kultursalon.

„Es war sehr interessant, zum Beispiel bekannte Titel plötzlich auf Tschechisch zu hören. Auch die tschechischen Oldies waren schön anzuhören“, meint zum Beispiel Douglas Kähler aus Mönkeberg.

Ralf Urbanczyk aus Eisleben fügt hinzu: „Interessant aber auch unterhaltsam, war der Rückblick auf die tschechische populäre Musik der sechziger Jahre. Das gewaltsame Ende des Prager Frühlings 1968 hat nicht nur viele Wege und Hoffnungen zerstört, doch vieles ging einfach nicht mehr rückgängig zu machen. So wie die heute vorgestellte tschechoslowakische populäre Musik der Sechziger, deren neue Töne in der Unterhaltungsmusik auch die siebziger Jahre noch dominierten.“

Vielen Dank für die lobenden Worte! Andere Epochen des musikalischen Schaffens hierzulande werden wir Ihnen auch weiterhin in unserem „MusikCzech“ präsentieren. Schalten sie dafür also jeden Mittwoch wieder ein!

August 1968 in Prag
Für den Einmarsch der Armeen des damaligen Ostblocks, der dem politischen und kulturellen Tauwetter der sechziger Jahre ein Ende bereitete, interessiert sich Wolfgang Maschke aus Kehl, der uns schreibt:

„Ich bin vor allem gespannt auf die Beiträge zum 40. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings, den ich übrigens damals täglich am Radio verfolgt habe.“

In der Tat werden wir uns ab der nächsten Woche in einer Sondersendereihe intensiver mit dem Einmarsch der Soldaten der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei am 21. August 1968 befassen. Wir hoffen, dass wir damit ihr Interesse an dieser traurigen Episode der tschechoslowakischen Geschichte stillen werden und die Ereignisse von damals vielleicht auch unter einem für Sie noch unbekanntem Blickwinkel darstellen können. So werden wir etwa Tondokumente des Österreichischen Rundfunks präsentieren, der damals auch auf Tschechisch sendete. Außerdem erwartet sie ein Porträt von Marta Kubišová, die mit ihrem Lied „Modlitba pro Martu“ in dieser Zeit zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des nationalen Widerstandes gegen die Okkupation wurde.


Patrick Gschwend
Nun möchten wir Ihnen den neuen Kollegen vorstellen, dessen Stimme Sie in dieser Sendung bereits gehört haben. Patrick Gschwend ist seit Anfang August bei uns.

Patrick, vielleicht könntest kurz etwas zu dir sagen, woher du kommst und was du bisher gemacht hast…

„Ich komme aus Köln, genauer gesagt aus Opladen bei Köln. In Köln habe ich Kunstgeschichte, Geschichte und Film- und Fernsehwissenschaft studiert. Letztes Jahr im September fing ich dann in Regensburg am Bohemicum an Tschechisch zu lernen. Und nun bin ich also erst ganz neu, seit dem 1. August, Prager Bürger und habe hier bei Radio Prag zu arbeiten begonnen.“

Woher kommt dein Interesse an Tschechien?

„Das ist schwer zu sagen. Das ging eigentlich schon sehr früh los. Ernsthaft aber eigentlich erst durch die Beschäftigung mit dem tschechoslowakischen oder tschechischen Film, der in Deutschland und auch im übrigen Westeuropa bedauerlicherweise mehr oder weniger ignoriert wird. Das hat mich gestört, denn Tschechien ist ein ausgesprochenes Filmland und hat auch einige hervorragende Produktionen vorzuweisen. Ausgehend von diesem kulturellen Interesse habe ich dann angefangen Tschechisch lernen und mich dann auch noch mehr mit der Geschichte beschäftigt. Die Begeisterung ist immer größer geworden und wird auch noch immer größer.“


Foto: ČTK
Die Tschechen sind bekanntlich ein sportverrücktes Volk, und so sind eines der derzeitigen Hauptthemen hierzulande die Olympischen Spiele in Peking. Dazu gehört aber natürlich ebenso die leidige Dopingproblematik. Angesichts der Sperre eines jungen tschechischen Bogenschützens wegen des Konsums von Marihuana, das auf der Liste der verbotenen Substanzen der Olympischen Charta steht, teilte uns Alfred Albrecht aus Emmendingen seine Meinung zum Betrug mit demgegenüber die Leistung steigernden Substanzen mit.

„Ich möchte bemerken, dass die Olympischen Spiele in Peking auch einen Höhepunkt des biochemischen Wettrüstens im Sport markieren werden. China wird mit allen Mitteln versuchen die Nummer eins der Medaillenwertung zu sein. Aber auch Sportler anderer Nationen werden vom Wettrüsten betroffen sein. Kann man sich da noch auf die Olympiade freuen? Mein Interesse an diesen Spielen ist sehr gesunken. Ich werde der Berichterstattung kaum Beachtung schenken.“

Wir werden natürlich trotzdem über das Abschneiden der tschechischen Sportlerinnen und Sportler berichten und hoffen, dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht.

Foto: ČTK
Auf die Olympischen Spiele bezieht sich auch die Frage, die Günter Spiegelberg aus Güstrow gestellt hat. Er würde gerne wissen wie viele Sportverbände es in der Tschechischen Republik gibt und in wie vielen Sportarten das Land an Olympia in China teilnimmt. Dazu haben wir unseren Sportexperten Lothar Martin befragt.

„In Tschechien gibt es 90 Sportverbände, und die sind alle integriert in dem Dachverband der Sportverbände, dem tschechischen Verband für Körpererziehung, kurz ČSTV genannt. In diesen 90 Verbänden sind über 9000 Sportvereine organisiert, die über 1,5 Millionen Mitglieder haben. An den Olympischen Spielen in Peking nehmen 134 tschechische Sportlerinnen und Sportler teil, und die treten in 19 der 28 olympischen Sportarten an. Das heißt also, dass nicht alle Wettbewerbe mit Athleten aus Tschechien besetzt sind. Aber in 19 Sportarten wollen sie also auf Medaillenjagd gehen, und beim Sportschiessen waren sie damit ja auch schon sehr erfolgreich.“


Sollte Ihre Frage dieses Mal nicht beantwortet worden sein, seien Sie bitte nicht traurig! Da unsere Sendezeit nur begrenzt ist, können wir leider nicht immer sämtliche Fragen beantworten. Wir freuen uns aber auch weiterhin über Ihre Kritik, Ihr Lob, Ihre Fragen und Anregungen unter den bekannten Kontaktadressen. Per Post an Radio Prag, Vinohradská 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik oder per E-Mail an: [email protected].

Bis in zwei Wochen zu einer neuen Ausgabe des Hörerforums.