„Nur stumpfe Argumente“ – Was Hörer über die Flüchtlingspolitik denken

Foto: ČTK

Die Flüchtlingskrise ist das Hauptthema im heutigen Hörerforum. Aber auch von Fachwerkhäusern in Böhmen und von der Prager Karlsuniversität wird die Rede sein.

Foto: ČTK
Willkommen beim Hörerforum, liebe Hörerinnen und Hörer. Über das Thema Nummer eins des vergangenen Jahres herrscht sicher kein Zweifel. Und auch im Jahr 2016 wird sich daran wahrscheinlich nichts ändern: Die Flüchtlingsproblematik dominiert die Politik genauso wie die Debatten und Gespräche in der gesamten Gesellschaft. Auch in der Hörerpostsendung haben wir mehrmals Ihre Ansichten dazu präsentiert. Aber es ist noch nicht alles gesagt. Deswegen fassen wir nun einige Ihrer Stimmen zusammen, die wir noch nicht zitiert haben: Ja, das Thema Flüchtlinge bewege die Menschen, schrieb uns Herr Winkler aus Schmitten im Taunus:

Illustrationsfoto: cooldesign,  FreeDigitalPhotos.net
„Meistens höre ich jedoch nur stumpfe Argumente, und die Politik ist nicht in der Lage, diese vernünftig zu beantworten. Aber eigentlich ist es ja wie immer in der Politik: Lösungen werden nur kurzfristig gesehen, und es wird nicht zugegeben, dass man eigentlich nicht weiß, wie die Probleme zu lösen sind. Hier in Deutschland hätte ich mir einen Runden Tisch zu dem Thema gewünscht. Dieser sollte mit allen Beteiligten und Experten besetzt sein und nicht nur politische Statements abgeben, sondern operativ arbeiten. So wären alle gesellschaftlichen Schichten an einer Lösung beteiligt. Aber das würde für die jetzige Regierung und die Menschen dahinter bedeuten: Macht abzugeben und einzugestehen, dass sie die Lage nicht genau verstehen – obwohl ich dies keinem Menschen zum Vorwurf machen würde. Vielleicht wäre dies auch ein Schritt zu mehr Ehrlichkeit in der Politik. Und somit auch ein Mittel gegen die die stumpfsinnigen Parolen der rechtspopulistischen Gruppen, die mit ihrem nationalabendländischen Geschrei auch keinen Beitrag zur Problemlösung liefern.“

„Im Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus ist inzwischen die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg dringend nötig, denn auch die Rechtsextremisten haben sich international vernetzt.“

Zum Thema Flüchtlinge und Rechtsextremismus äußert sich auch Achim Kissel aus Duisburg. Sein Brief erreichte uns im November, als eine Anti-Pegida-Kundgebung in Schirnding mit Teilnehmern aus Tschechien und Deutschland stattgefunden hatte. Er hat aber an Aktualität nicht verloren:

„Die Anzahl der Teilnehmer hat offenbar selbst die Organisatoren positiv überrascht. Im Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus ist inzwischen die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg dringend nötig, denn auch die Rechtsextremisten haben sich international vernetzt. Die tschechischen Politiker haben sich zur deutschen Flüchtlingspolitik kritisch geäußert und stehen damit in der Region – siehe Ungarn und Polen – nicht allein. Tatsächlich erfolgte in den vergangenen Wochen und Monaten eine unkontrollierte Zuwanderung über die sogenannte ‚Balkanroute‘. Die betroffenen Staaten waren offenbar überfordert bei der ordnungsgemäßen Registrierung.“

Foto: ČTK
Gernot Klein hat Anfang Januar einen Kommentar zu einem unserer Beiträge eingeschickt. Er betrachtet die tschechisch-deutschen Beziehungen vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise:

„Sie haben beschrieben, dass viele Tschechen befürchten, durch die unterschiedlichen Ansätze zur Bewältigung der Flüchtlingskrise könnten sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien verschlechtern. Dies wird, wenn überhaupt, nur die Beziehungen auf Regierungsebene betreffen. Ich bin zuversichtlich, dass die Beziehungen der Völker zueinander stabil und gut bleiben werden und sich mit der Zeit sogar weiter verbessern können. Hierzu ist es wichtig, Informationen über seinen Nachbarn zu haben – um zu verstehen, was er denkt und warum er bei manchen Themen andere Positionen bezieht. Sie tragen einen großen Teil dazu bei.“

„Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Lage in den betreffenden Ländern beruhigt, damit die Flüchtlingszahlen sich reduzieren.“

Dieter Feltes aus Pyrbaum hat uns geschrieben:

„Ja, ich werde auch im neuen Jahr Radio Prag hören. Wie ich verfolgt habe, gibt es auch bei Ihnen das Problem ‚Flüchtling‘. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Lage in den betreffenden Ländern beruhigt, damit die Flüchtlingszahlen sich reduzieren. Irgendwann ist nämlich die Kapazität an Unterkünften erloschen, und man weiß nicht mehr, wo diese Leute untergebracht werden sollen.“

Auch Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus hat versprochen, Radio Prag im neuen Jahr zu hören. Der Entwicklung in der Welt sieht er eher pessimistisch entgegen:

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„Ich freue mich, dass ich auch im Jahr 2016 die Sendungen von Radio Prag verfolgen kann. Ich bin gespannt, welche Aktivitäten sich in diesem Jahr um das Thema 80 Jahre Radio Prag entfalten. Ob sich alles zum Guten wendet in diesem Jahr? Die ersten Nachrichten aus dem Jahr 2016 lassen es nicht vermuten – immer wieder Anschläge, der Terror geht weiter, Hinrichtungen von Andersdenkenden. Ich habe da nicht viel Hoffnung. Mein Gefühl ist: Es wird das Jahr der Diktatoren und der Intoleranz gegenüber Andersdenkenden. Mir gefallen die Sendungen, in denen Sie über die Landschaften, die Kultur, aber auch über die Wirtschaft in Tschechien berichten. So fand ich die Jahresrückblicke und die Interviews dazu sehr interessant – auch mit den Ausblicken auf das neue Jahr 2016.“

Umgebindehaus in Dittersbach  (Foto: Michael Gäbler,  CC BY-SA 3.0)
Soweit Ihre Ansichten und Kommentare zum Thema Flüchtlinge und Flüchtlingskrise. Anschließend noch ein paar Stimmen zu anderen Themen aus unseren Sendungen. Klaus Nindel aus Dresden ergänzt eine Information zum Kapitel aus der tschechischen Geschichte, das am 2. Januar gesendet wurde:

„Eben habe ich den Artikel über die ‚Tschechische chalupa‘ im heutigen Programm gelesen. Im Beitrag wurde zwar behauptet, es gäbe keine speziellen ‚Fachwerkhäuser‘ in Tschechien. Ich möchte aber auf einen speziellen Typ eines solchen ‚Fachwerkhauses‘ verweisen, das es sowohl bei Ihnen als auch bei uns noch immer gibt, nämlich das sogenannte ‚Umgebindehaus‘.Wikipedia schreibt dazu: Das Umgebindehaus sei ein besonderer Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbinde. Das heutige Verbreitungsgebiet erstrecke sich von Niederschlesien über die Oberlausitz und Nordböhmen bis ins Elbsandsteingebirge. Auf unseren Wanderungen in Nordböhmen (unter anderem in Jetřichovice/Dittersbach in der Böhmischen Schweiz, woher das Foto eines solchen Hauses im Wikipedia-Artikel stammt) haben wir viele solcher, zum größten Teil jetzt noch bewohnte Häuser gesehen, die vor dem Zweiten Weltkrieg meist von deutschen Bewohnern gebaut wurden.“

Fachwerkhaus  (Foto: Jedudedek,  CC BY-SA 3.0)
Vielen Dank für Ihre Ergänzung, Herr Nindel. Im Anschluss an Ihre Anmerkung möchten wir korrigierend anführen, in dem genannten Artikel stand eher, dass die Fachwerkbauten Ende des 19. Jahrhunderts als ein typisch deutsches Bauelement wahrgenommen worden seien. Dabei seien auf zwei Dritteln deutschen Gebiets überhaupt keine Fachwerkhäuser gebaut worden, hieß es. Die Rede war davon, dass man damals nicht nur im tschechischen, sondern auch im deutschsprachigen Raum nach einem sogenannten „Heimatstil“ in der Bauernarchitektur gesucht hat.

Werner Grimm aus Stuttgart, ein wirklich langjähriger Hörer unserer Sendungen, hat uns zu einem weiteren Thema geschrieben:

„Zunächst wünsche ich Ihnen allen ein gesundes Jahr 2016. Die Sendungen sind regelmäßig sehr interessant. Ich bin ein alter Radio-Prag-Fan. Bereits in den Jahren vor dem Prager Frühling habe ich Ihnen sehr gerne zugehört. Und auch während der Zeit der Besetzung der damaligen ČSSR habe ich den Tschechoslowakischen Rundfunk auf Kurzwelle gehört. Nun zur gestrigen Sendung über die Karlsuniversität. Da wurde berichtet, die Universität sei eine von zwei Institutionen, die ohne Unterbrechung gearbeitet hätten. Nun erinnere ich mich, dass die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges doch die Uni geschlossen haben. Was ist nun richtig? Ich würde mich sehr freuen, könnte ich Sie wieder auf Kurzwelle finden, im Internet klingt alles zwar sehr schön, fast wie UKW, die Sache mit der Kurzwelle hatte aber immer sowas besonderes: Einen Sender zu finden, den man gerne hört, ist etwas Großartiges. Weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und vielen Dank.“

„Die Deutschen haben während des Zweiten Weltkrieges doch die Uni geschlossen.“

Vielen Dank, Herr Grimm. Über die Karlsuniversität haben wir berichtet, sie existiert kontinuierlich bis heute. Sie haben Recht, dass die Karlsuniversität nach der Besatzung durch die Nazis geschlossen wurde. Sechs Jahre lang durfte dort kein Unterricht stattfinden. Die Hochschule existierte aber weiter und öffnete sich unmittelbar nach der Befreiung 1945 wieder für die Studenten.

Foto: Stuart Miles,  FreeDigitalPhotos.net
Und das war’s für heute. Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen, Lob oder Kritik haben, dann schreiben Sie uns per Post an Radio Prag – deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an [email protected]. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften. Machen Sie es gut, und auf Wiederhören in zwei Wochen!